#036 “Ich kann nicht nein sagen.” (2/2)

In dieser Folge des Leadership21-Podcasts geht es um das Thema 'Ich kann nicht nein sagen’. Gergely und Arne sprechen über die Befürchtungen, die Menschen oft haben, wenn sie eine Anfrage ablehnen, und die Auswirkungen, wenn sie trotzdem zusagen, obwohl sie eigentlich Nein meinen. Dabei spielen vor allem zwei Punkte eine Rolle: Die Angst vor Ablehnung und Ausgrenzung sowie die Sorge, dass der andere einem dann auch nicht mehr helfen wird. Mehr dazu erfährst du in dieser Episode.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast. Hey, Gergely.

Gergely
Hi, Arne. Hallo, zusammen.

Arne
In der letzten Folge 'ich kann nicht nein sagen' haben wir den ersten Teil gemacht und heute kommt der zweite Teil zu diesem Thema. Und zwar: Ist das so? Menschen handeln grundsätzlich immer aus einem von zwei Motiven heraus. Und zwar einmal, weil sie sich etwas erhoffen, und einmal, weil sie etwas befürchten. Und in der letzten Folge haben wir darüber gesprochen, was sich manche Menschen, denen es schwerfällt, Nein zu sagen, erhoffen. Und heute geht es eben darum: Was befürchten Menschen denn, wenn sie sagen, ich kann nicht so gut nein sagen, wenn ich eine Anfrage bekomme?

Gergely
Und wir haben für euch die zwei Hauptpunkte zusammengefasst. Der erste Teil ist Angst vor Ablehnung bzw. Angst vor Ausgrenzung. Also was befürchten Menschen, die nicht gerne Nein sagen? Oft ist es Ablehnung oder eine Form von Ausgrenzung oder irgendwie nicht dazuzugehören. Und wenn du jetzt ja sagst und eigentlich nein denkst, wenn du wirklich in dich hineinhörst, wie hoch ist dann deine Motivation wirklich ja zu handeln?
Also quasi voll für das Ja einzusetzen.

Und dazu folgendes Beispiel: Dein Kollege fragt dich, ob du seine Aufgabe fertig machen könntest, denn er hätte jetzt gerade super viel zu tun und er kommt nicht dazu und du wolltest eigentlich den Abend mit deinen Freunden verbringen, aber gut der Kollege braucht dich, dann hilfst du ihm halt und dann kommst du halt zu dem vereinbarten Treffen mit deinen Freunden eine Stunde oder auch zwei Stunden später... Also sagst du deinem Kollegen zu.

So, und jetzt ist die Frage: Dieses Zusagen und damit auch das Zu-spät-kommen zu dem Treffen, zu dem vereinbarten Treffen mit deinen Freunden. Du willst zwar zu deinem Kollegen nett sein, kommst aber deutlich später zu eurem schon vereinbarten Treffen? Und das ist nicht wirklich nett und auch nicht wirklich integer. Oder wenn du dir anguckst, welche Auswirkungen hat das auf dich? Also wie ist es dir gegenüber?
Hattest du dich auf den Abend mit deinen Freunden schon gefreut?
Und wenn ja und dir das im Büro bleiben schwer fällt, dann ist es auch nicht nett dir gegenüber und du handelst damit auch nicht wirklich wertschätzend dir gegenüber, also du wirst wahrscheinlich währenddessen eher gestresst sein oder eher unzufrieden sein und das ist auch nicht wirklich nett – für ein vitales, zufriedenes Leben.

Und der dritte Punkt: Wenn du zwar Ja gesagt hast, aber eigentlich Nein meinst. Was was ich vorhin gesagt hatte: Wie ist deine Motivation für ein hundertprozentiges Arbeitsergebnis? Also wirklich, dass du sagst 'boah, jetzt liefere ich wirklich eine tolle Arbeit für meinen Kollegen ab' und es kann sein, dass dir irgendwann der Gedanke kommt 'ach, so wie es ist mit den Aufgaben so 80/20, das passt schon. Ach egal, und jetzt geh ich los' und das ist blöd für deinen Kollegen.

Und es kann sogar sein, dass, wenn du deinem Kollegen gesagt hättest, dass du schon was vor hast, dass er dann gesagt hätte: 'Ach du, alles gut, dann mach ich das fertig, gar kein Thema'. Das ist ja eigentlich das Spannende. Dieses nicht in Kommunikation darüber sein, wie es dir geht oder was eigentlich deine Randbedingungen sind, führt überhaupt erst zu dieser Distanz oder Abwärtsspirale oder – bei einigen entwickelt sich ein Konflikt daraus.
Und der zweite Punkt, was manche Menschen befürchten, ist, dass, wenn ich nicht ja sage, dann hilft mir der andere auch nicht mehr.

Das ist immer ein 'ich muss immer ja sagen und die andere Person muss immer ja sagen, weil wenn das eine Mal unterbricht, dann ist es aus und vorbei, dann ist für immer Distanz zwischen euch'. Und das befürchten einige wirklich. Und dann müsstest du genauer hingucken: Stimmt das – wenn du zum Beispiel zu deinem Kollegen gesagt hättest 'tut mir leid, heute nicht, denn heute habe ich schon ein gemeinsames Treffen mit Freunden vereinbart und ich stelle noch vorher meine Aufgaben fertig und damit ich rechtzeitig dahin komme, muss ich danach auch gleich los' – denkst du, dass dein Kollege dir dann wirklich nicht mehr helfen würde, also gar nicht mehr?

Und häufig ist genau das Gegenteil der Fall, denn wenn du der anderen Person tatsächlich klar sagst, was bei dir tatsächlich geht und was bei dir tatsächlich jetzt nicht geht, dann traut sich die andere Person häufig, das Gleiche bei dir zu machen, also auch zu sagen 'ja, du, heute passt bei mir und heute passt bei mir nicht oder der Punkt passt für mich gerade nicht' und ihr braucht euch nicht mehr zu denken 'ach, dieses Mal frage ich lieber nicht um Hilfe, denn dem anderen könnte das ja nicht recht sein'. Nein, denn du schaffst damit Sicherheit und Vertrauen durch dein Nein sagen – also erst, wenn du mal sagst 'heute gehts nicht', kann sich die andere Person sicher sein: Okay, wenn du ja sagst, dann hältst du dich auch voll dran und dann passt es auch wirklich.

Und wenn du so agierst und wenn du es schaffst, im Team so eine Kultur zu fördern, das fördert überhaupt erst Vertrauen und Teamarbeit, also zusammengefasst zu diesem Punkt: Je mehr Teammitglieder und auch du als Chef sagst, was geht und was nicht geht und was du letztendlich denkst, je authentischer du handelst, je mehr das, was du sagst, zu deiner Handlung passt, umso sicherer ist das Umfeld und umso mehr fruchtbaren Boden für Teamarbeit schaffst du da nicht.

Arne
Und wir unterscheiden hier nochmal ganz klar zwischen Anfragen von Kollegen auf gleicher Ebene oder zum Beispiel zwischen Anfragen, ob du Dinge übernehmen kannst, die wirklich zu deinen Arbeitsaufgaben oder zu deinem Bereich gehören – also das ist ja ein Unterschied, wenn jetzt ein Kollege fragt, der auf gleicher Ebene ist, ob du ihm noch helfen kannst – oder ob du Projektleiter bist und eine Anfrage zu dem Projekt betreffend kommt. Denn wenn du die Leitung vom Projekt hast, sind erstmal grundsätzlich alle Dinge des Projekts betreffend deine Aufgaben. So dann ist nur als Führungskraft die Frage: Nehme ich dann alles an? Die meisten nehmen das wortlos an und machen dann alles selber. Das führt dann auch vielleicht zu keinem guten Ergebnis. Also dann kriege ich das nicht so gut hin, dann ist das Arbeitsergebnis nicht so, dann ist irgendwie Stress da.
Oder ich kriege das gut hin, aber ich betreibe dann keine Achtsamkeit mehr mit mir selbst oder keine Selbstfürsorge und dann mach ich das so, dass ich währenddessen irgendwie oder danach nicht mehr vital und leistungsfähig bin – für mich und für das Unternehmen. Und das ist halt auch ungünstig.

Das heißt: In dem Zusammenhang, ist pauschal ja zu sagen, auch ein Nein zu sich selbst.

Und die Lösung ist:
Wenn Aufgaben an mich herangetragen werden – und das Aufgaben sind, die in meinem Verantwortungsbereich liegen –, dass ich den Menschen, die mir Aufgaben herantragen, den Status und die Konsequenzen transparent aufzeige. Also wenn jemand kommt und sagt, das Projekt betreffend habe ich noch fünf Themen, die müssen noch abgearbeitet werden. Und dann gucke ich in meinen Kalender und sehe die Deadline, die ich schon habe, und schätze das ein und kann sagen: also vier von fünf Aufgaben schaffe ich. Was sind die wichtigsten? Oder ich kann alternativ sagen: Wenn ich die alle fünf übernehmen, muss ich bei den letzten dreien irgendwie 80/20 machen, dann wird die Qualität ein bisschen leiden. Passt das?

Es geht ja darum, dass wir eine Zusammenarbeitskultur schaffen, in der die Menschen sich das trauen.

Und pauschal ja zu sagen, führt nicht zwingend zu einer besseren Qualität im Team oder zu einer besseren Zusammenarbeit, sondern eben auch die Verlässlichkeit, dass man nein sagen darf und der andere auch nein sagen darf. Und dass, wenn ich Dinge annehme, ich auch transparent mache, welche Konsequenzen das hat. Und zusammengefasst: Nein zu sagen, falls jemand dich um Hilfe fragt, sofern das nicht in den Verantwortungsbereich fällt, sorgt auch für Klarheit und Integrität in deinen beruflichen Beziehungen. Und nein zu einer Aufgabe zu sagen, heißt auch ja zu anderen Dingen zu sagen, zu anderen Kunden, zu anderen Projekten, zu einer Mitarbeiterin, zu deinem Chef, die du stattdessen stützt. Und das heißt ja auch, dass du ein Ja zu dir selbst oder zu deiner Integrität ja sagst und zu den Aufgaben, die du schon hast.

Werde dir darüber bewusst, wozu du bisher Ja gesagt hast. Aus einer Hoffnung oder Befürchtung heraus? Oder weil du wirklich ja sagen wolltest? Und handle so, dass es für dich langfristig wirklich funktioniert.

Ja, wie immer, das war natürlich wieder so ein Nugget aus unserer Leadership21 Führungsphilosophie und wenn du als Führungskraft Bock hast, dich damit zu beschäftigen oder wenn du denkst, das ist total spannend, was die beiden hier regelmäßig vorstellen, das möchte ich für mein Unternehmen nutzen: Schau in die Show-Notes, da sind Links, vereinbare einen Termin mit uns, sprich mit uns.

Und wir freuen uns, wenn wir von euch hören. Ansonsten hör weiter den Podcast, abonniere ihn, lass uns gerne eine Bewertung da, wenn dich das inspiriert und teile ihn mit anderen Menschen in deinem Umfeld, die das auch spannend finden können. Okay, wir hören uns in den nächsten Wochen wieder, bis dann, ciao.

Gergely
Danke euch.

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