#016 Keine Harmonie ohne Durchsetzungsvermögen

Lieber Harmonie oder Durchsetzungsvermögen? Oder beides? Arne und Gergely diskutieren in dieser Folge des Leadership21-Podcasts die Frage, ob es als Führungskraft möglich ist, sowohl empathisch, als auch durchsetzungsstark zu agieren. Arne war früher sehr harmoniebedürftig. Tatsächlich steckte dabei jedoch auch die Angst vor Ablehnung dahinter, die ihn nicht klar kommunizieren ließ. Welche Konsequenz hat es also, wenn das Durchsetzungsvermögen im Team fehlt? Und wie kannst du als Führungskraft klar und respektvoll kommunizieren? Mehr dazu hörst du in dieser Episode.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast. Hi, Gergely.

Gergely
Hi, Arne.

Arne
Sag mal, in Trainings und Coachings habe ich das immer wieder, dass mir Menschen oder Führungskräfte sagen, dass sie eher harmoniebedürftig sind und nicht so durchsetzungsstark und dominant. Und da kommt dann oft die Frage auf: Geht das denn überhaupt? Beides zu sein, also eine Harmonie im Team zu erschaffen und auch durchsetzungsstark zu sein?
Gergely
Ja, genau. Also ich stelle auch fest, dass das häufig ein Entweder-oder ist. Viele sagen, wenn ich Menschen mit einem Durchsetzungsvermögen da habe, ist nachher doch die Harmonie irgendwie hin. Also mal einen Schritt zurück: Für einen authentischen Führungsstil ist es günstig, dass du dir als Führungskraft über deine Werte bewusst bist. Und darauf fokussieren wir uns auch in unserem Seminar. Dass du dir darüber klar bist als Führungskraft, was ist dir wichtig. Mir ist zum Beispiel wichtig, viel Neues zu entdecken. So alte überlieferte Strukturen oder alte Prozesse, das ist nicht das, wo ich gerne arbeite beziehungsweise mir ist Flexibilität wichtig und mir ist auch ein Pragmatismus wichtig, dass wir dann schnell sagen 'okay, wir entscheiden so und wir gehen in diese Richtung'.

Und in der Organisationsentwicklung werden diese Werte häufig nach Farben geclustert, es gibt da unterschiedliche Modelle wie zum Beispiel Insights Discovery beziehungsweise auch Werte nach Graves und diesen Farben werden dann diese Werte zugeordnet. Grün wird zum Beispiel häufig Harmonie beziehungsweise Mitgefühl oder Konsens zugeordnet. Viele Leute sagen dann auch: Naja, ich bin ja so ein grüner Typ. Und wir haben in den letzten Jahren einen Shift festgestellt. Also, als ich mich noch beworben hatte, also als ich vor gut 10 Jahren angefangen hatte mit meinem ersten Bewerbungsprozess, ich habe mich damals auf eine Trainee-Stelle beworben. Damals war das Assessment Center sehr stark darauf ausgerichtet, dass die Trainees sehr viel Durchsetzungsvermögen mitbringen, Führungsstärke mitbringen und auch einen Führungsanspruch zeigen. Also da gab es Übungen, wo dann beide Führungskräfte für einen Mitarbeiter einstehen sollten, den sie unbedingt haben wollen, weil ansonsten geht entweder das eine Projekt unter oder das andere Projekt. Und die beiden Führungskräfte sollen jetzt aber mit ganz viel Durchsetzungsvermögen dafür sorgen, dass dieser eine Mitarbeiter entweder ins eine Team oder ins andere Team kommt. Und das ist dann eine gute Führungskraft, die argumentativ erreicht, dass dieser Mitarbeiter zu ihm oder ihr selbst kommt.

So und seit – ich würde sagen – 5-8 oder vielleicht sogar seit 10 Jahren, aber eher 5, wird diese rote Farbenergie – im Sinne von Durchsetzungsvermögen – immer mehr abgelehnt und es kommt eher die grüne Farbenergie rein im Sinne von Harmonie und gemeinsam.

So und jetzt ist aber die Frage: Was passiert, wenn in einem Team die grüne Energie – also im Sinne von Wir-Gefühl, Netzwerk, Harmonie – ganz stark im Fokus ist und gleichzeitig aber die rote Farbenergie von Durchsetzungsvermögen oder Macht abgelehnt wird?

Arne
Genau. Wenn die fehlt: Was hat das zur Konsequenz? Da kann ich aus meiner Führungserfahrung eine schöne Geschichte erzählen. Und zwar hab ich früher auch immer gesagt: Ich halte mich für sehr harmoniebedürftig und mir ist Harmonie total wichtig. In Wirklichkeit war es eher, dass ich Angst vor Ablehnung hatte und deshalb nicht klar war in meinen Ansagen, in meinen Erwartungshaltungen und auch nicht klar korrigiert habe. Also wenn ich ein Ergebnis bekommen habe, was mir nicht gefallen hat, dann habe ich nicht gesagt: Das gefällt mir so nicht, das möchte ich anders haben, bitte mach das so. Sondern ich habe dann irgendwie ein bisschen herumgeredet und habe gehofft, der andere wird schon verstehen, wie ich das meine. Und irgendwann ist mir halt die berühmte Hutschnur geplatzt und da bin ich irgendwie emotionaler geworden.

Und damit habe ich leider nichts zu einer harmonievollen Atmosphäre beigetragen, auch wenn ich mir das gerne eingeredet habe. Und dann habe ich irgendwann erkannt, dass es halt notwendig ist, Erwartungshaltungen in Klarheit zu formulieren und auch respektvoll zu korrigieren, also zu sagen: Ne, das passt nicht für mich und ich möchte das gerne anders haben und bitte mach das nochmal so.

Gergely
Ja, und das kann man als Führungskraft nur dann machen, wenn man die rote Farbenergie im Sinne von Durchsetzungsvermögen nicht ablehnt.

Also wenn du in deinem Team feststellst, ein Mitarbeitender macht eine Aufgabe und diese Aufgabe passt nicht mehr zum Team-Fokus oder zum Projekt-Fokus.
Wenn ihr da sehr stark auf Harmonie aus seid, was passiert dann?
Dann passiert ganz häufig, dass es wochen- oder sogar monatelang nicht angesprochen wird:
"Michael, du machst gerade eine Aufgabe, die brauchen wir in der Form nicht." Und der Michael macht diese Aufgabe vielleicht super gerne, aber wenn er diese super gerne macht, dann trau ich mich vielleicht als Chef nicht, es anzusprechen und das ist total blöd für euch als Team. Und auch andere Mitarbeitende denken sich: Oh, der Michael macht schon die ganze Zeit diese Aufgabe, checkt er denn nicht, dass es bald Zeit wäre, was anderes zu machen? Und damit zerstört ihr euch die Harmonie. Die Harmonie könnt ihr euch erst dann wiederherstellen, wenn ihr die rote Farbenergie im Sinne von Durchsetzungsvermögen reinbekommt – oder im Sinne von Klarheit, so wie Arne das gesagt hat. Wenn du als Chef klar sagst: Michael, ich weiß, dass du diese Aufgabe richtig gerne machst und unser Projekt benötigt das Produkt nicht oder benötigt quasi das, was da rauskommt oder was du gerade arbeitest in der Form nicht mehr. Und von daher: Lass uns bitte gucken, was kannst du stattdessen machen?

Arne
Und wenn du dich darin jetzt wiedererkennst als Führungskraft und denkst 'Mann, ich würde auch gerne eine harmonischere Stimmung haben und ich würde auch gerne vielleicht mal klarer kommunizieren – und zwar in respektvoller Klarheit, was ich eigentlich als Ergebnis haben möchte, möchte das gerne korrigieren' und so richtig gelingt dir das noch nicht, dann lade ich dich ein, dir mal unser 8-wöchiges Online-Training anzuschauen.

Das kannst du du dafür nutzen, um als Führungskraft diese Synthese aus Harmonie und der vertrauensvollen Atmosphäre und eben auch der Klarheit herzustellen – um in Zukunft das zu bekommen, was du willst und das auch klar zu sagen, ohne emotional zu sein oder ohne entwertet zu werden.

Gergely
Gut, dann danken wir dir ganz herzlich fürs Zuhören. Wir wünschen dir einen wunderschönen Tag, egal wo du bist – und bis zum nächsten Mal.

Arne
Bis zum nächsten Mal.

Gergely
Ciao, ciao!

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