#014 Machen deine Mitarbeiter gerne was du ihnen sagst?

In dieser Podcast-Folge von Leadership21 geht es um die Frage, warum Mitarbeiter*innen manchmal nicht gerne das machen, was ihre Vorgesetzten ihnen sagen. Arne und Gergely sprechen über die Hintergründe und welche Rolle die innere Haltung der Führungskräften gegenüber ihren Mitarbeiter*innen spielt. Wie denkst du über Menschen, die anderen gerne folgen?

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast. Hallo nach München, lieber Gergely.

Gergely
Hallo, Arne.

Arne
Wir sind ja mit Leadership21 ein Führungskräfte-Podcast und ihr da draußen, die uns zuhören, seid wahrscheinlich Führungskräfte. Und mich interessiert: Wenn ihr Dinge delegiert, wenn ihr Aufgaben an euer Team gebt – machen eure Mitarbeiter eigentlich gerne, was ihr sagt?

Und wenn das nicht so ist, dann könnte es sein, dass das was mit euch zu tun hat oder mit eurer Haltung Menschen gegenüber.

Gergely
Genau beziehungsweise Haltung dem Konzept an sich gegenüber. Aber was wir damit meinen, das kommt gleich. Und zwar folgendes: Wenn du jetzt Projektleiter bist oder eine fachliche oder disziplinarische Führungsverantwortung hast – wie ist es denn bei dir? Wenn du deinen Mitarbeitern sagst 'Bitte mach die Budget-Abrechnung bis morgen 16:00 Uhr fertig'?
Wie ist dann die Reaktion von deinen Mitarbeitern? Gehen deine Mitarbeiter dann los und machen das? Oder passiert es dir häufig, dass deine Mitarbeiter erstmal als Initial-Reaktion die Aufgabe hinterfragen und ihr dann in eine Diskussion geht, ob das die richtige Aufgabe ist?
Also ich kenne das auch aus meiner Arbeit als Führungskraft und auch in Gesprächen mit Führungskräften, dass dann häufig Grundsatz-Diskussionen aufkommen: Wieso braucht die Firma überhaupt diese Budget? Abrechnung per Hand – ist es denn nicht möglich, das vollautomatisch laufen zu lassen? Und manchmal dauert die Diskussion selbst so lange, wie es dauern würde, die Aufgabe an sich zu erledigen.

Und eine andere Möglichkeit ist auch, dass du die Abrechnungen zwar bekommst, aber nicht bis um 16:00 Uhr, sondern bis um 17:30 Uhr.

Oder wieder eine andere Möglichkeit ist, du bekommst sie zwar um 16:00 Uhr, aber an mehreren Stellen in der Berechnung sind inkorrekte Berechnungsformeln hinterlegt. Vielleicht kennst du das und wenn du das kennst und dir das mit mehreren Mitarbeitern regelmäßig passiert, dann kann es sein, dass deine Mitarbeitenden dir etwas spiegeln.

Arne
Und was wir meinen, ist: Sie spiegeln dir im Prinzip deine Haltung wider. Und es könnte sein, dass wenn Menschen dir nicht gerne folgen, also nicht gerne das machen, was du ihnen sagst, dass du über Menschen, die anderen folgen, irgendwie negativ denkst.

Ich hab das in einem Coaching-Gespräch mit einer Führungskraft gehabt: Der hat ein Team von einer anderen Teamleiterin im Marketing übernommen und plötzlich haben die Mitarbeiter im Marketing-Team Rechtschreibfehler und so Kleinigkeiten gemacht und Sachen – also Fehler – gemacht, die vorher nie aufgetaucht sind. Das lief vorher total super und er kam genauso mit dieser Frage zu mir: Warum machen die eigentlich nicht, was ich sage? Und der war ständig in Diskussionen verwickelt, ob das jetzt wichtig ist und welche Priorität das hat und ob man das nicht anders machen könnte?

Und da hab ich ihn auch gefragt: Was denkst du denn eigentlich über Menschen, die anderen folgen – also über Mitarbeiter, die machen, was ihnen gesagt wird? Dann sagt er: Ganz ehrlich – das würde ich so zwar meinen Leuten nie sagen – aber ich denke, das sind Lemminge. Also ich denke, das sind Menschen, die sind obrigkeitshörig, die denken nicht selber, die sind irgendwie unselbständig. Und hatte also keine gute Meinung darüber. Also wer immer macht, was ihm gesagt wird, der marschiert quasi mit. Ja, und dann haben wir uns ein bisschen darüber unterhalten und da hab ich dann auch gefragt: Glaubst du denn, dass deine Mitarbeiter das mitbekommen, dass du irgendwas Negatives über sie denkst, auch wenn du das nicht direkt sagst? Dann sagt er: Ja, ehrlicherweise schon. Das kommuniziert er irgendwie mit Haut und Haaren und dass da irgendwas komisch ist, das wissen die bestimmt. Und genau so hat das dort gewirkt. Das war mit Sicherheit ein Prozess, der ein Stück weit unbewusst stattfindet und gar nicht so aus Kalkül. Aber was seine Mitarbeiter zum Ausdruck gebracht haben durch diese kleinen Flüchtigkeitsfehler war im Prinzip, dass sie ihn nicht in seiner Meinung folgen wollten, was er über sie denkt (also, dass sie Lemminge sind).

Und das haben sie dadurch gezeigt, dass sie Fehler machen, dass sie nicht gemacht haben, was er sagt. Würden sie machen, was er sagt, würden sie ja auch eingestehen, sie seien Lemminge oder irgendwie obrigkeitshörig.

Gergely
Und wenn du selbst Führungskraft bist und eine Führungskraft selber auch hast, kannst du gucken: Machst du gerne zeitnah fehlerfrei, was dir dein Chef sagt?

Denn das ist so etwas, wo deine Mitarbeitenden mitbekommen: Was denkst du eigentlich über das Machen, was andere dir sagen? Und einige Chefs, mit denen ich zusammengearbeitet habe, haben Aufgaben von ihren Chefs bekommen und sind dann zu ihren Mitarbeitern und haben erstmal Augen rollend erzählt: Boah, also jetzt will unser Abteilungsleiter schon wieder das und das und das von uns haben. Leute, ich hab alles gemacht, um das abzulehnen, aber es hat einfach nicht funktioniert. Der hat immer noch nicht erkannt, dass diese Aufgabe völlig sinnfrei ist, aber jetzt macht mal bitte. Und dann wird es auch nicht funktionieren. Das was du übers 'machen, was andere dir sagen' denkst, kriegen deine Mitarbeiter bei dir mit. Und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie das ebenfalls nicht machen. Das was du tun kannst, ist, das bei dir umzustellen.

Es geht nicht darum, sofort alles ohne zu hinterfragen, also ohne quasi nicht funktionierende Prozesse zu hinterfragen, zu machen – aber das Umsetzen und die Prozesse zu hinterfragen sind zwei unterschiedliche Themen. In dem Moment geht es erst mal darum (hier zum ersten Thema 'Abrechnung bis um 16:00 Uhr zuschicken'), die Abrechnungen bis um 16:00 Uhr am nächsten Tag fertig zu machen. Da geht es erstmal nicht darum, den Prozess durchzudiskutieren, zu hinterfragen. Das könnt ihr zum Beispiel die Woche drauf in der Gruppen-Runde machen. Das meine ich mit Hinterfragen und Aufgabe umsetzen sind zwei unterschiedliche zeitliche Aufteilungen und zwei unterschiedliche Aufgaben.

Arne
Und bei den Führungskräften, bei denen es nicht funktioniert, also wo Mitarbeiter nicht gerne das machen, was du ihnen sagst: Dann könnte dieser Zusammenhang einfach wirken und du kannst dich nochmal fragen: Was denke ich denn selber über Menschen, die anderen folgen? Und was denke ich denn selber übers Folgen? Folge ich gerne? Wer führen will, muss eine funktionale oder positive Meinung über das Folgen haben. Sonst werden ihm andere auch nicht gerne folgen.

Gergely
Oder andersrum: Wer nicht folgt, kann auch nicht führen.

Arne
Ja, das bringt es auf den Punkt.

Okay, dann hören wir uns im nächsten Podcast wieder, bis bald!

Gergely
Bis dann, ciao!

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