#012 Unter Druck entstehen Diamanten

Ist Burnout mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert? In dieser Episode des Leadership21-Podcasts sprechen Arne und Gergely über den Einsatz von Druck im Unternehmen. Wie viel Druck ist notwendig, damit dein Team gute Ergebnisse erzielt? Oder ist dazu überhaupt Druck nötig? Druck im Business geht oft mit Stress und Angst einher und eine zu starke Angst-Atmosphäre kann die Kreativität deiner Mitarbeiter*innen beeinträchtigen und zu Fluktuation führen. Wenn du erfahren willst, was das Gegenteil von Druck ist und wie du eine erfolgreiche Arbeitsatmosphäre im Team erschaffen kannst, dann hör gerne in diese Folge.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast. Hi, Gergely.

Gergely
Hi, Arne.

Arne
Ja, sag mal, wir sprechen heute über Druck. Und wieviel Druck ist denn eigentlich nötig, um von seinem Team irgendwie gute Ergebnisse zu bekommen oder damit die Abläufe im Unternehmen oder in der Firma funktionieren?

Gergely
Also Druck ist ja erstmal sowas wie Kraft pro Fläche, das ist ja die Definition von Druck. Aber das ist in Unternehmen ja meistens nicht gemeint. Also wenn wir uns das mal angucken: Was ist denn eigentlich im Business gemeint, also was steckt denn eigentlich hinter Druck? Da steckt ja irgendwo so ein Gefühl dahinter, also wenn wir sagen: unter Druck etwas zu tun, dann ist das sowas wie: unter Stress etwas zu machen.
Und 'unter Stress' – das ist die Business-Sprache für Angst. Nur Stress hört sich sozial irgendwie anerkannter an. Deswegen sprechen wir im Business darüber.

Und jetzt gibt es da zwei Aspekte davon. Auf der einen Seite: In unserer jetzigen Welt – der Markt verändert sich super schnell, es gibt einen weltweiten Wettbewerb, es gibt dann im eigenen Business unvorhergesehene Ereignisse oder Umstände wie zum Beispiel Corona, also das heißt, die Randbedingungen sind auch recht komplex und volatil – reagieren einige mit Stress. Und es gibt aber auch andere, die darauf nicht mit Stress reagieren, sondern sich denken: Cool, Sachen verändern sich schnell und da kann ich ganz viel beeinflussen und ganz viel machen und ganz schnell nachsteuern.

Aber wenn wir davon sprechen, wieviel Druck im Unternehmen notwendig ist, meinen wir nicht diese äußeren Umstände, sondern eher: Wieviel Druck muss ich als Chef erzeugen, damit etwas gut funktioniert? Oder wieviel Druck muss das Unternehmen erzeugen, damit etwas gut funktioniert? Wir sagen dazu sowas wie 'Druck auf den Kessel bringen, damit etwas vorwärts geht'.

Also dieses 'Druck auf den Kessel bringen' ist sowas wie Business-Deutsch für 'eine Angst-Atmosphäre erschaffen'.

Arne
Der Volksmund sagt ja auch – beziehungsweise das ist auch aus dieser Geschäfts- oder Business-Terminologie – 'unter Druck entstehen Diamanten'. Das ist ja auch so ein kollektiver Glaubenssatz und der setzt ja auch die Vorannahme voraus, dass Menschen in Unternehmen nicht bereit sind zu leisten oder nicht motiviert sind zu leisten, ohne dass sie von jemandem angetrieben werden – sonst müsste ja niemand Druck auf sie ausüben.

Gergely
Jetzt ist halt die Sache: Wir bestehen zwar auch zu einem wesentlichen Teil aus Kohlenstoff, aber wir sind halt Menschen und keine Diamanten.
Und es geht ja auch nicht darum, Diamant zu werden, sondern es geht darum, als Unternehmen was vorwärts zu bringen. Und je mehr Angst-Atmosphäre herrscht, umso weniger sind wir kreativ. Das ist letztendlich die Konsequenz davon.

Arne
Ja.

Gergely
Also Menschen fahren ihre Kreativität runter, weil das ist dann nur noch ein 'Okay, ich fokussiere mich darauf, noch diese eine Aufgabe zu erledigen. Boah, und hoffentlich lässt dann der Druck, der Stress, also das heißt die Angst, nach'.
Damit haben wir eine Angst-Atmosphäre und diese Angst-Atmosphäre ist anstrengend für Führungskräfte und für Mitarbeiter.
Und in so einer Angst-Atmosphäre steigt auch die Fluktuation.

Arne
Was ich so wahrnehme, wenn ich mir die Presse dazu angucke: Was ja ganz viel thematisiert wird, ist ja, dass es heute solche Ergebnisse wie Burnout gibt und dass Menschen oft aufgrund von Druck und Angst in so eine Situation geraten oder sich da reinbringen oder reinbringen lassen, wie auch immer. Und das ist anscheinend schon total akzeptiert, dass das jetzt halt eine der häufigsten Ausfallerscheinungen ist oder Krankheitsbilder bei Menschen, die irgendwie Leistungsträger sind, wie man das sagt, oder im Management oder in Führungspositionen und so weiter arbeiten. Und das ist schon relativ akzeptiert, dass Menschen irgendwann mal Burnout haben und dann sich irgendwie auskurieren und so weiter. Mittlerweile gibt es eine gesellschaftliche Akzeptanz dafür.

Es wäre aber doch viel schlauer, hinzuschauen: Woher kommt das denn? Und an der Ursache anzusetzen. Und nicht zu sagen: Gut, wir pressen die Leute hier weiterhin aus, bis sie im Burnout sind, und dann finanzieren wir die Kur und danach geht es mit dem gleichen Druck auf dem Kessel weiter.

Gergely
Genau. Wir schieben das sehr gerne auf äußere Umstände. Wir sagen ja, der Markt ist halt so oder die Umstände sind halt so oder der Wettbewerb ist halt einfach hart. Das ist aber nicht der Hauptgrund. Der Hauptgrund ist: Wenn Unternehmen oder Chefs oder Teams in der Intention arbeiten, Druck auf den Kessel zu bringen oder Druck aufzubauen, damit Mitarbeiter im Stress sind, damit sie dann gegebenenfalls unliebsame Aufgaben schneller erledigen und damit das Unternehmen dann vielleicht erfolgreicher ist, also quasi diese Intention von Druck und Stress und Angst aufbauen, dann ist das ja das eigentliche Thema.
Und nicht das Umfeld an sich.

Arne
Und es gibt eine Alternative dazu und ich weiß nicht, ob das auch physikalisch so ist, aber für mich ist das Gegenteil von Druck halt ein Sog. Und ich kann auch als Führungskraft eine Atmosphäre, ein Klima, eine Kultur, einen Sog erzeugen, in dem Menschen ihre intrinsische Motivation dafür nutzen, gemeinsam mit mir eine gemeinsam formulierte Vision zu erreichen und an Zielen zu arbeiten, für die sie brennen und für die sie sich begeistern, aber eben nicht ausbrennen, weil sie dahin getrieben werden.

Gergely
Genau. Die Intention hinter dem Sog ist eine andere. Die Intention ist, nicht mit Druck die Leute irgendwohin zu bringen, sondern die Intention hinter dem Sog ist es, klar zu sagen, was wir erreichen wollen – und klar zu sagen, wo wir hin wollen. Und wenn jemand das möchte, dann kann der super gerne mitgehen. Und wenn jemand sagt 'nee, möchte ich nicht', dann ist es auch wichtig, als Chef klar zu sagen 'okay, dann funktioniert es nicht'. Und kann es sein, dass jemand das dann als stressig oder als Druck bewertet. Klar kann das sein. Aber der Hauptpunkt ist: Welche Intention hast du als Chef? Willst du jemanden mit Druck irgendwohin manipulieren, damit der oder diejenige irgendetwas macht, was der oder diejenige gar nicht machen will? Oder geht es dir darum, dass du klar sagst, was deine Erwartungshaltung ist und ihr dann gemeinsam guckt, ob das passt und für beide Seiten funktioniert? Das ist ja eigentlich der Kernpunkt beim Sog.

Arne
Und wir möchten euch als Zuhörerinnen und Zuhörer mal einladen, darüber wach zu sein und zu schauen: Wann setzt ihr denn mal Druck ein und gibt es vielleicht eine Alternative dazu? Oder könnt ihr mal einen Schritt zurücktreten und das reflektieren – und dann die Variante wählen, die Gergely gerade so schön beschrieben hat – in den Dialog zu gehen und jemandem die Wahl zu lassen und zu fragen, ob das passt? Und gleichzeitig die eigenen Bedürfnisse und die der Mitarbeitenden ernstnehmen?

Okay, dann sind wir mit dieser Folge schon wieder durch und wir hören uns bald wieder, bis dann!

Gergely
Ciao ciao!

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