Lasst uns über Bildung reden.

Im deutschen Schulsystem bestimmen vorgeschriebene Unterrichtsfächer und -inhalte seit Jahrhunderten den Alltag der SchülerInnen. Jamila Tressel erklärt uns, wieso eine individuelle Interessenorientierung in der Schule wesentlich sinnvoller ist als starre Lehrpläne, und wie die Transformation der Bildung in Zukunft aussehen könnte.

 

 

 

 

“Bildung ist, was übrigbleibt, wenn man alles vergessen hat, was man in der Schule gelernt hat.” - Albert Einstein hat mit diesem Zitat bereits zu Lebzeiten eines erkannt: In der Schule entwickelt sich vor allem das Mindset eines Menschen. Leider gibt es im deutschen Schulsystem dafür wenig Raum. Stattdessen geht es scheinbar vor allem darum, einem strikten Lehrplan mit vorgeschriebenen Fächern und Unterrichtsinhalten zu folgen. Wir lernen Geschichtsdaten, mathematische Formeln, Literaturepochen und Spanischvokabeln, um optimal auf die Berufswelt vorbereitet zu sein. Aber wie optimal funktioniert heutzutage eigentlich ein System, das so wenig Wert auf eine individuelle Interessenorientierung der SchülerInnen legt?

 

 

Jamila Tressel, Unternehmerin, Autorin und Expertin im Bereich Bildung, ist genau dieser Frage nachgegangen und verfolgt heute eine große Vision für die Bildung in der Zukunft. Im Interview erzählt sie uns davon, wie Schule mehr Spaß machen und das Potenzial von Kindern und Jugendlichen tatsächlich entfalten kann. Eines steht für sie fest: Die Transformation der Bildung ist ein absolutes Muss für Kinder, damit sie eines Tages ein selbstbestimmtes Leben führen und sich selbst verwirklichen können.

 

 

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Jamila Tressel: Die Vision vom Wandel

 

 

02:26 Arne: Jamila, erzähle uns bitte von Dir.

 

 

Jamila: […] Ich bin 21 Jahre alt und komme aus Berlin. Bis vor Kurzem war ich Schülerin. Ich bin jetzt Abiturientin und Unternehmerin, sowohl im Social Entrepreneurship als auch im Coaching-Business. Ich bin Speakerin auf Konferenzen, vor allem im Bildungsbereich und wenn es um Unternehmertum geht. Autorin bin ich auch, denn ich habe vor vielen Jahren ein Buch geschrieben zum Thema Bildung aus Schülersicht […].

 

 

03:35 Arne: Du hast vor einiger Zeit einen Vortrag auf der Konferenz von HR Pioneers gehalten. Worum ging es in Deinem Vortrag und wer war das Publikum?

 

 

Jamila: […] Ich bin dort über meine damalige Schulleiterin gelandet. Es ging darum, wie ein Paradigmenwechsel im Bildungssystem gelingen kann. Das Publikum bestand aus Unternehmern und deren Mitarbeitern. Es ging um agiles Arbeiten. Wo kommt das her, wie lernt man das überhaupt und was für einen Grundstein braucht man dafür? Ist es nicht sinnvoll, direkt von Anfang an kollaborativ, flexibel und kreativ zu arbeiten? Meine Schule hat das so praktiziert und deswegen waren wir auch auf der Konferenz eingeladen […].

 

 

06:11 Arne: Erzähle uns ein bisschen mehr von dir als Unternehmerin. Was ist Deine Vision, die Du verfolgst?

 

 

Jamila: […] Meine Vision erweitert sich ständig, aber natürlich habe ich schon eine sehr große Vision. Diese Vision zielt auf eine Welt ab, in der alle Menschen ein Leben führen, in welchem sie ihre eigenen Wünsche, Ziele & Träume verfolgen und verwirklichen, um ein erfülltes Leben führen zu können. Ich unterstütze Menschen dabei, diese Passionen und Visionen in sich zu entdecken und sie vor allem unternehmerisch umzusetzen, primär bei jungen Menschen in der Schule beginnend. Meine Vision ist, dass wir irgendwann in der Zukunft keine Schulen mehr haben, sondern dass das Lernen lebenslang stattfindet und wir nicht nur in der Schule lernen und es dann praktizieren […].

 

 

 

 

 

Transformation der Bildung: Zeit für neue Impulse

 

 

09:20 Arne: In unserer Gesellschaft ist Lernen oft negativ konnotiert. Viele Leute haben den impliziten Wunsch, dass dieses Lernen irgendwann einmal vorbei ist. Dabei geht es beim Lernen darum, dass einerseits das, was bereits in mir ist, erhalten bleibt, und andererseits, dass die Menschen sich für ihre eigenen Ideen und Vision entscheiden können. Wir müssen dafür aber erst einmal wissen, was unsere eigenen Ideen sind und nicht die Ideen anderer.

 

 

Jamila: […] Genau. Ich glaube, dass Kinder bereits ganz viel Potenzial mitbringen! Die Frage ist, was du daraus machst. Im Idealfall entfacht eine Umgebung dieses Potenzial, sodass es gelebt wird […].

 

 

15:20 Arne: Wie müsste Schule gestaltet sein, damit sich dieses Potenzial der Kinder entfalten kann?

 

 

Jamila: […] Die Schule muss ein Umfeld sein, das dieses Potenzial wie ein Feuerwerk entfacht, anstatt es mit mehr Infos und „Blödsinn“ zu überdecken. Es geht auch sehr viel um unsere Mindsets, unsere antrainierten und angelernten Verhaltensmethoden und Glaubenssätze. Das ist die Vision, die ich habe, dass nicht nur die Schule sondern auch die Gesellschaft ein Umfeld ist, wo Kinder so aufwachsen, dass ihr Mindset gestärkt wird und sie motiviert werden, sich selbst zu verwirklichen.

 

 

 

 

Es geht nicht darum, dass Kinder nichts mehr lernen sollen, was an Wissen da ist. Sondern es geht darum, dass man sie wirklich lernen lässt und sie nicht auf Fächer und Schulthemen beschränkt. Das Wissen sollte den Kindern nicht eingetrichtert werden, sondern das Wissen der Welt darf genutzt werden, um selber aus sich herauszukommen […].

 

 

18:53 Arne: Wie war das in Deiner Schulzeit? Hast Du eher kontextbezogen gelernt und nicht fachbasiert?

 

 

Jamila: […] Eine kühne These, die ich entwickelt habe:

 

 

Ich glaube, dass es in der normalen Schule gar nicht darum geht, dass wir Wissen lernen. Es geht vor allem darum, dass Haltung, Einstellung und Mindset geprägt werden. Den Schülern wird antrainiert, dass ihnen vorgegeben wird, was zu tun ist, sie dem folgen und das erfüllen, was von ihnen erwartet wird.

 

 

Ich bin nach der vierten Klasse frühzeitig auf’s Gymnasium in eine Schnellläufer-Klasse gekommen. Das bedeutet: Abitur in 11 Jahren, der ganze Stoff schneller durchgepresst, sodass du mit 16, 17 fertig bist und in der Gesellschaft funktionieren kannst. So erleben es leider bis heute sehr viele Schüler in Deutschland - 10 Jahre alt und du wirst so sehr mit Hausaufgaben zugeschüttet, dass du eigentlich von 8:00-15:00 Uhr nur in der Schule bist und danach Hausaufgaben machst und keine Zeit mehr für deine Hobbys hast.

 

 

 

 

Dadurch entstand ein starker Leistungsdruck und ich habe die Motivation und den Spaß verloren. Meine Eltern haben mich wieder von dieser Schule heruntergenommen und in die evangelische Schule Berlin-Zentrum geschickt. Dort war es ganz anders! Ich konnte selbstbestrebt in meinem eigenen Tempo meinen Weg gehen. Es ging nicht nur darum, mir Wissen anzueignen, sondern es gab auch andere Parts, die sehr praxis- und projektbasiert waren […].

 

 

27:37 Arne: Bezüglich deiner These: Glaubst du, dass unsere Gesellschaft immer noch dem Modell der Industriezeit dient? Es gibt sehr viele Unternehmer, die keine guten Schüler waren oder sogar Schulabbrecher, sogenannte Non-Konformisten. Ich glaube, dass Non-Konformismus eine gute Haltung ist, um Dinge neu zu denken oder zu erfinden. Was ist die Absicht der Schule von heute?

 

 

Jamila: […] Ich habe die Theorie, dass das nicht mit Absicht so geschieht, sondern dass es früher konzipiert wurde, sich in der Gesellschaft etabliert hat und beibehalten wurde. Es war damals sehr wichtig, Kindern Wissen zugänglich zu machen und das wurde mit diesem System erfüllt. Ob sie es behalten, das ist noch mal ein anderes Paar Schuhe. Ich glaube, dass das System einfach zu bequem war, um sich nachhaltig zu ändern. Es gab immer wieder Ansätze, das Ganze zu ändern, aber eine große Transformation braucht Zeit. Die Zeit ist jetzt reif und deswegen passiert gerade viel […].

 

 

 

Schule im Aufbruch: Bildungstransformation in Deutschland

 

 

32:15 Arne: Du bist auch Gesellschafterin bei "Schule im Aufbruch". Was ist "Schule im Aufbruch" und worum kümmert Ihr Euch dort?

 

 

Jamila: […] Das ist eine gGmbH, also ein gemeinnütziges Unternehmen, und kümmert sich darum, dass dieser Paradigmenwechsel in Schulen passiert und begleitet wird. Was "Schule im Aufbruch" bewirken will, ist einmal, Menschen und Aktive zu inspirieren und Anregungen darüber zu geben, was in Schulen möglich ist. Es gibt schon so viele Beispiele in anderen Ländern und Deutschland, wie Bildung und Schule anders funktionieren kann. Diese Bilder fehlen einfach in Deutschland.

 

 

"Schule im Aufbruch" wurde von Kernexperten von Kanzlerin Merkel gegründet, nachdem diese gemerkt haben, dass von der Regierung nichts kommen wird. Es soll Menschen inspirieren und Schulen dabei begleiten, ihr System umzukrempeln und sie mit Transformationsbegleitern und Fortbildungen unterstützen […].

 

 

 

 

 

Die Freiheit ist da. Was fehlt, ist der Mut zum Wandel.

 

 

38:13 Arne: Wie sehr ist eine normale staatliche Schule selbstverwaltet, sodass sie Euer Angebot nutzen kann, um ihre eigene Struktur des Lernens zu verändern?

 

 

Jamila: […] Jedes Land hat seine eigenen Regeln in Deutschland. Wir waren vor allem in Niedersachsen aktiv, weil wir dort sehr eng mit dem Kultusministerium zusammengearbeitet haben. Schulleiter und Schulen haben viel mehr Freiheiten, als sie denken. In jedem Schulgesetz steht, dass selbst im Mathe-Unterricht Sachen wie Werte und Gesellschaft erarbeitet werden. All diese Themen haben da noch keinen Platz, sollen aber laut Bildungsauftrag eingebracht werden. Lehrer und Schulen können sich stark umtransformieren, und das ist teilweise ausdrücklich erwünscht, aber man weiß nichts davon. Die Vorbilder und die Beispiele fehlen. Angst vor Veränderung ist auch ein sehr großer Faktor […].

 

 

42:53 Arne: Was sind Eure Erfahrung, bei welchen Schulen das gut funktioniert? Muss es ein möglichst junges Kollegium oder eine kleine Schule sein? Was sind die Aspekte, damit es gut funktionieren kann?

 

 

Jamila: […] Jede Schule hat ein eigenes Profil, ein eigenes Kollegium und ein eigenes Klientel an Schülern. Das heißt, jede Schule darf eine eigene Vision entwickeln. Wir bieten eine Unterstützung für die Schulen, die das ausdrücklich möchten. Natürlich braucht es ein Kollegium mit motivierten und willigen Leuten, um auch die Veränderung zu verantworten. Und es braucht Eltern, die mitmachen […].

 

 

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Den zweiten Teil des Interviews mit Jamila findest Du hier. Wenn dir der Blogeintrag gefallen hat, hör doch gern auch mal in die Podcastfolge rein. Um keine Artikel mehr zu verpassen, kannst du außerdem gern unseren Newsletter abonnieren.

 

 

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