#061 Frieden erschaffen

In dieser Folge des Leadership21-Podcasts geht es darum, wie man ein friedliches Miteinander in der Zusammenarbeit schaffen und anderen Menschen auf Augenhöhe begegnen kann. Und dabei ist es wichtig, nicht automatisch die Schuld beim Anderen zu suchen, sondern auch die eigene Verantwortung zu reflektieren. Mehr dazu hörst du in dieser Episode mit Arne und Gergely.

Das Transkript für diese Folge

Arne
In der heutigen Podcastfolge geht es darum, wie du ein friedliches Miteinander in der Zusammenarbeit erschaffen kannst. Und wie DU anderen Menschen begegnen kannst, sodass ihr euch auf Augenhöhe trefft.
Oder falls ihr es nicht tut, was DU tun kannst, um die Augenhöhe wieder herzustellen.

Gergely
Dazu möchten wir euch eine Situation aus dem Business-Kontext vorstellen:
Ein Teamleiter, nennen wir ihn Max-Luca, arbeitet in einem Unternehmen.
Seine Abteilung wird neu strukturiert und der Abteilungsleiter stellt das neue Organigramm allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vor.
In diesem gemeinsamen Meeting stellt Max-Luca fest, dass er in der neuen Organisationsstruktur keine Teamleiterposition mehr hat, sondern als fachlicher Mitarbeiter aufgeführt wird.
Weder sein Chef noch dessen Chef haben vorher mit ihm darüber gesprochen.

Arne
Jetzt gibt es an der Stelle von Max-Luca unterschiedliche Möglichkeiten mit dieser Situation umzugehen. Und jede Art und Weise, wie er mit der Situation umgeht, wird Konsequenzen haben – für ihn, für seinen Chef, für das Team und für die Abteilung.
Auch du als Hörerin und Hörer des Podcasts kannst dir überlegen, was du dir jetzt über Max-Luca denkst. Und du dir euch über den Abteilungsleiter denkst. Welches Bild hast du im Kopf? Mal angenommen, Max-Luca wäre ein guter Freund von dir und er würde dir die Situation erzählen, wie würde dieses Gespräch ablaufen? Wie würdest du auf seine Aussagen reagieren?

Gergely
Um erstmal die Situation zu untersuchen, ist die erste und wichtigste Frage in diesem Zusammenhang: Will Max-Luca überhaupt Teamleiter sein? Und hat er den Job gerne gemacht?
Wenn nein: Klar wäre es deutlich sinnvoller gewesen, vorher mit ihm zu sprechen. Gleichzeitig muss er eine Aufgabe nicht mehr machen, die er vorher schon nicht gerne gemacht hat.

Arne
Wenn er den Job gerne macht, ist das erstmal eine ungünstige Situation. Und Max-Luca sieht sich wahrscheinlich, zu Recht, unangemessen behandelt.
Die häufigste Reaktion, wenn Menschen sich unfair behandelt fühlen:
Sie reden negativ über die Person, von der sie sich unfair behandelt fühlen.
Z.B. indem sie mit ihren Teammitgliedern über den gemeinsamen Chef lästern.
Im Sinne von: “Hey, was hat sich denn da das Management schon wieder geleistet? Die haben ja nie mit mir darüber gesprochen. Wie inkompetent. Und Hans-Werner, bei dir war der Abteilungsleiter letzte Woche auch so unfreundlich. Der gehört doch entlassen.”
Die Konsequenz ist oft: Die meisten, die an diesem Kaffeeküchengespräch beteiligt waren, werden in den nächsten Tagen oder Wochen mit niedrigerer Produktivität und Effektivität weiterarbeiten.
Und die Stimmung im Team sinkt.

Gergely
Die zweite Möglichkeit, ist, den Chef oder dessen Chef oder Chefin direkt mit dem eigenen Vorwurf zu konfrontieren.
Im Sinne von:
“Ich bin höchst unzufrieden mit dem respektlosen Umgang mit mir. Was ist das für ein unprofessionelles Vorgehen, mich nicht über die Organisationsänderung zu informieren.”

Arne
Auch dieses Vorgehen hat (zumindest wahrscheinliche) Konsequenzen:
Was wird die Führungskraft nach dieser Aussage von Max-Luca machen?
Also mal angenommen, du hörst genau diese Aussage von einem deiner 150 Mitarbeiter, was ist eine fast schon Standard-Reaktion?
Der andere wird sich vermutlich rechtfertigen. Und danach entweder beschwichtigen oder selber auf Angriff gehen.
Danach dreht sich das Gespräch darum, wer was hätte machen sollen.
Häufig bleiben die Vorwürfe bestehen oder werden noch erhärtet.

Gergely
Das war die zweite Möglichkeit, wie Menschen handeln, wenn sie die “Schuld beim Anderen sehen”
Und für die meisten Menschen gibt es ausschließlich die zwei Möglichkeiten:
Entweder der Andere ist schuld. Oder ich bin schuld.
Und ich kann ja nicht schuld sein, ich bin ja ungerecht behandelt worden. Also MUSS die andere Person schuld sein.
Und im Schuldkonzept gibt es tatsächlich nur DIESE beiden Möglichkeiten.
In jedem Streit geht es darum, “wer ist schuld”
In jedem Krieg geht es darum, “wer ist schuld”
bei jedem Vorwurf geht es darum, “wer ist schuld”.
Und gerne schlägt sich das Team, die Gesellschaft, der beste Freund oder die beste Freundin ja auf die EINE Seite.
Das Problem ist aber: Die andere Partei sieht sich in den seltensten Fällen als DER TÄTER. Wenn die andere Partei, also der Abteilungsleiter, die Story erzählt, dann könnte die ganz anders lauten.

Arne
Das blenden die meisten Menschen aber aus. Die Strory könnte aber aus der anderen Perspektive, also der Perspektive des Abteilungsleiters, der mit seinem Kollegen am Nachmittag zusammensitzt, auch folgendermaßen lauten:
“Stell dir vor, ich hab dir doch schon oft von Max-Luca erzählt. Ich hab ihm jetzt 5x gesagt, dass er als Teamleiter nicht mehr nur für die fachlichen Themen zuständig ist und sich auch mit Leadership beschäftigen muss. Das tut er aber nicht. Mehrere seiner Mitarbeiter sind auf mich zugekommen und haben gemeint, sie wollen nicht mehr in seinem Team arbeiten. Er macht alle interessanten Themen selber und seine Mitarbeiter sehen sich als verlängerte Werkbank. Und ich habe den Eindruck, ihm gefällt die Teamleiterrolle gar nicht. Ich wollte mit ihm nochmal sprechen, aber jetzt hat mein Chef heute Nachmittag zu mir gesagt, ich soll auf jeden Fall das neue Organigramm der Abteilung morgen früh vorstellen. Somit konnte ich nicht mit ihm reden.
Und ich habe den Eindruck Max-Luca will nicht Teamleiter sein und ich sehe ihn da auch nicht. Und falls er das noch länger macht, werden vielleicht einige seiner besten Mitarbeiter kündigen. Das will ich nicht. Also gebe ich die Teamleitung an Hans-Werner.”

Gergely
Also, hat der Abteilungsleiter in diesem Beispiel alles optimal gemacht? Nein, wahrscheinlich nicht. Hat Max-Luca alles optimal gemacht? Wahrscheinlich auch nicht.
Aber Ist damit der Abteilungsleiter schuld? Ist Max-Luca schuld?
Wir laden euch dazu ein, diese Frage oder auch dieses Konzept “Schuld” außen vor zu lassen. Da schwingt in der Kommunikation oft so eine menschliche Verachtung mit. Es geht nicht um Schuld. Es geht vielmehr um Verantwortung. Verantwortung heißt, anzuerkennen, dass man was mit der Situation zu tun hat. Also was hast DU gemacht oder was hast du NICHT gemacht, was hast DU gesagt, was hast du NICHT gesagt, und das hat die Situation, in der ihr seid, begünstigt? Ohne das abzuwerten. Sondern erstmal nur anzuerkennen.

Arne
Wie könnte Max-Luca ohne Schuld, sondern MIT Verantwortung mit der Situation umgehen? Also indem er anerkennt oder erstmal herausfindet, WAS er mit der Situation zu tun hat? Wichtig wäre hierfür erstmal nicht ÜBER den Abteilungsleiter zu lästern, sondern direkt MIT ihm zu reden. Und dann auf Augenhöhe zu ihm zu gehen und ein Gespräch unter vier Augen zu führen. Dabei kann Max-Luca erstmal die Situation beschreiben, um überhaupt erstmal herauszufinden, ob beide die gleiche Informationsgrundlage haben. Es kann nämlich sein, dass der Abteilungsleiter meint, es hätte SCHON jemand mit Max-Luca über seine neue Position gesprochen.

Gergely
Also Max-Luca könnte einsteigen mit: “Ich möchte mit dir über das Organigramm sprechen, das du vorgestellt hast. Ich bin ja aktuell Teamleiter und das möchte ich auch sein. Gleichzeitig werde ich in dem neuen Organigramm nicht als Teamleiter geführt. Darüber hat keiner mit mir gesprochen. Wieso ist das geändert worden?”

Arne
Es kann gut sein, dass nach diesem Einstieg Max-Luca und der Abteilungsleiter ein konstruktives Gespräch miteinander führen.
Falls nicht, kann Max-Luca, wenn es ihm NICHT um Schuld und NICHT um Vorwürfe geht, sagen:
“Für mich war das eine sehr unangenehme überraschende Situation, dass ich von der Organisationsänderung im Abteilungsmeeting erfahre und nicht von dir. Gab es etwas, was ICH vorher DIR gegenüber gemacht habe, was zwischen uns steht, sodass du vorher nicht auf mich zugekommen bist?”

Gergely
Wenn du dir diesen Perspektivwechsel erlaubst, hast du eine ganz neue Dimension an gemeinsamer Lösungsorientierung eröffnet, die sich die meisten Menschen selber gar nicht erlauben. Weil sie so in dem “Wer ist schuld” stecken.
Aber genau in diesem Perspektivwechsel liegt DIE Möglichkeit um Konflikte auf den Tisch zu bringen, sie gemeinsam respektvoll zu lösen.

Arne
Falls DU rundum Frieden in deinen Alltag integrieren möchtest, haben wir eine Inspirationsfrage an dich:
Und zwar: Gibt es Situationen, in denen du die Schuld bei einer anderen Person siehst?
Für welches gemeinsame Ergebnis würde es sich für dich lohnen, den Vorwurf der Schuld abzulegen? (Das kann z.B. sowas sein wie mehr Lebensqualität im Job, mehr Umsatz oder Kooperation für ein bestimmtes Unternehmensziel)
Und was hast du gemacht, was für die ANDERE Person ungünstig war?
Wenn du möchtest, kannst du die Schuld ablegen. Denn darum gehts nicht. Und wenn du magst, kannst du dich bei der anderen Person entschuldigen.
Wenn du lernen möchtest, so mit Menschen zu sein und wenn du die Leadership21-Führungsphilosophie für dich und dein Unternehmen nutzen möchtest, dann buche eines unsere Programme, Seminare oder Trainings. Alle Infos dazu findest auf unser Website – die Links sind natürlich in den Shownotes.
Wir wünschen dir eine beschwingte Woche und bis zum nächsten Mal.

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