#058 Unliebsame Aufgaben: delegieren oder selber machen?

In dieser Podcast-Folge geht es darum, ob man als Führungskraft Aufgaben, die man nicht gerne macht, delegieren oder lieber selbst erledigen sollte. Und welcher Wunsch steckt eigentlich dahinter, Aufgaben selbst zu erledigen? Und dabei spielen oft vor allem die Angst vor Ablehnung und der Wunsch, als "nett" dazustehen, eine entscheidende Rolle. Wie eine solche Haltung das Team und das Unternehmen langfristig beeinträchtigen kann, erfährst du in dieser Episode des Leadership21-Podcasts.

Das Transkript für diese Folge

Arne
In der heutigen Podcastfolge geht es darum, was die Konsequenzen sind, wenn du Aufgaben, die du selber nicht gerne machen, selber erledigst. Und auch darum, was die Konsequenzen sind, wenn du diese delegierst.

Gergely
Und was heißt erstmal delegieren?
Delegieren heißt: eine Aufgabe weiterreichen. Also es gibt etwas zu erledigen. Du könntest die Aufgabe selber machen. Oder jemand in deinem Team erledigt diese. Und delegieren heißt, du gibst die Aufgabe jemandem in deinem Team.

Arne
Und wie ist es bei dir? Mal angenommen du bekommst mit deinem Team eine neue Aufgabe, und als du diese Aufgabe siehst, denkst du dir “oh nein bitte nicht. Da hab ich ja überhaupt keinen Bock drauf.”
Wenn du willst, dass die Aufgabe bei dir im Team erledigt wird, hast du zwei Möglichkeiten:
Entweder du machst sie selber oder du gibst sie einem Mitarbeiter oder Mitarbeiterin.

Gergely
Schauen wir uns erst einmal die erste Option an:
Du machst sie selber. Dazu ist erstmal die Frage, in welcher Intention würdest du sie selber machen wollen? In Folge 44 haben wir das kurz angesprochen: einige Führungskräfte wollen vor ihren Mitarbeitern als “nett” dastehen. Oder anders ausgedrückt, einige haben die Befürchtung, dass sie von Mitarbeitern abgelehnt werden.
Und wichtig hierbei: sie haben die BEFÜRCHTUNG. Das heißt nicht, dass sie auch abgelehnt werden.

Arne
Wie ist es bei dir? Ist es dir wichtig, von deinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gemocht zu werden? Ist es dir wichtig, für das, was du tust, also ob du z.B. bestimmte Aufgaben delegierst oder nicht, nicht abgelehnt zu werden?
Wenn das bei dir so ist, dann steht dir das im Weg, ein erfolgreiches Team aufzubauen.
Denn in diesem Fall richtest du dein Handeln darauf aus, dass du mit einer möglichst niedrigen Wahrscheinlichkeit bzw. von möglichst wenigen Mitarbeitern für dein Handeln abgelehnt wirst.

Gergely
Und worauf richtest du dich dann NICHT aus? Darauf, ob das, was du tust für das Weiterkommen und für den Output deines Teams sinnvoll ist.
Und das begrenzt nicht nur dich, sondern das ganze Team und hat auch Einfluss auf euer gesamtes Unternehmen.
Und letztendlich ist die Frage: Ist es überhaupt möglich, nicht abgelehnt zu werden?
Also kannst du sicherstellen, dass alle alles was du machst, toll finden?

Arne
Denn wenn du die Aufgabe selber machst, kann es sein, dass einige sich denken - “naja eigentlich hätte ich schon gerne die Aufgabe gemacht und dann dem oberen Management oder dem Kunden vorgestellt”
Oder: “Unser Chef ist ja auch ein bisschen ein Softie. Der traut sich nicht, Aufgaben zu delegieren und macht sie selber. Kann der überhaupt unpopuläre Entscheidungen treffen, wenn es dem Gesamtteam dient?”
Es wird wahrscheinlich immer Menschen geben, die das, was du tust, toll finden. Und die das was du tust ablehnen.Wenn du unternehmerisch langfristig erfolgreich sein willst, bräuchtest du ein anderes Kriterium. Also stattdessen deine Intention oder ein dahinterliegendes Ziel, das für dich größer ist.
Ein Ziel bei dem es für dich nicht mehr relevant ist, ob du für dein Handeln abgelehnt wirst oder nicht.
Z.B. Fachliche Weiterentwicklung des Teams.
Z.B. Finanzielles Wachstum.
Z.B. Akquise von zufriedenen Kunden

Gergely
Es gibt noch eine weitere Option, warum FK Aufgaben selber machen und nicht delegieren: weil sie denken, und vielleicht auch die Erfahrung gemacht haben, dass die Aufgabe dann besser erledigt wird. Entweder qualitativ. Oder schneller.
Ja, das kann sein. Nur hat das zwei Konsequenzen, über die sich die meisten nicht bewusst sind.
Die eine Konsequenz ergibt sich rein logisch: du wirst dich in dieser Aufgabe weiterentwickeln. Und gleichzeitig hast du keine Zeit für andere Aufgaben.
Und die zweite Konsequenz ergibt sich ebenfalls logisch: Deine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden sich NICHT weiterentwickeln, was diese Aufgabe angeht.
Also die Schere zwischen deinen Kompetenzen und den Teamkompetenzen wird immer größer. Und es kommt hinzu: wenn die Anzahl der Aufgaben, die du gerne machst, sinkt, Kann es sein, dass dein Energielevel am Abend oder am Ende der Woche ebenfalls eher unten ist. Und nicht motiviert “Hey ich hoffe es ist bald wieder Montag, dann kann ich weitermachen.”

Arne
So, kommen wir zum zweiten Fall: du delegierst die Aufgabe. Jetzt denken sich vielleicht einige: “Das kann ich doch meinem Team nicht antun. So unliebsame Aufgaben delegieren. Mein Job ist doch schließlich, dass es dem Team gut geht.
Es gibt auch häufig die Meinung von Führungskräften, man dürfe nur Aufgaben delegieren, die man auch selber machen würde.

Gergely
Interessant wird es, wenn man diesen Satz umdreht: Dann dürfe man Aufgaben nicht delegieren, die man selber nicht machen würde. Und wer erledigt dann die Aufgabe?

Arne
Die Frage ist, was heißt eigentlich unliebsam? Also wer legt das fest?
Ob man eine Aufgabe gerne macht oder nicht, das hängt von der Person selber ab.
Und wenn du eine bestimmte Art von Aufgaben NICHT gerne machst, dann wäre es sinnvoll entweder jemanden zu finden, der sie gerne macht.
Oder jemanden zu finden, der durch die Aufgabe etwas lernen oder erreichen kann, was die Person gerne lernen oder erreichen möchte.

Gergely
Gergely: Bei mir war es in meiner fachlichen Arbeit die Mitarbeit in Normungsgremien.
Mein Chef hat sich damals gedacht: “Oh mein Gott - Mitarbeit in Normungsgremien - das ist ja eine Strafe”.
Ich habe die Aufgabe gerne angenommen. Und zwar nicht deswegen, weil ich so gerne Normen lese.
Sondern weil ich mich mit Menschen austauschen wollte, die sich mit den gleichen Problemen beschäftigen, wie ich.
Und weil ich von denen lernen wollte.
Jetzt hatte ich aber immer noch das Thema, dass es zu meinen Aufgaben gehört hat, Normen zu lesen und Formulierungsvorschläge zu machen.
Was ich aber nicht machen wollte.
Also was habe ich gemacht -> Stelle ausgeschrieben für eine Werkstudententätigkeit.
Und jemand hat sich darauf beworben, der vom ArbeitsTyp KOMPLETT anders war als ich. Und der vorher riesige Excel-Tabellen bearbeitet hat. Ja und wir zwei haben uns super ergänzt.

Arne
Wenn du mehr zu dem Thema erfahren möchtest: Wir hatten in der folge 13 einen Podcast zu “Wie kann ich Mitarbeiter zu unliebsamen Aufgaben motivieren?”.
So, fassen wir die Punkte zusammen:
Wenn du Aufgaben, die für dich unliebsam sind, selber machst, hat das Konsequenzen.
Wenn du Aufgaben, die für dich unliebsam sind, delegierst, hat das Konsequenzen.

Gergely
Du kannst dir überlegen, welche Konsequenzen du langfristig haben möchtest.
Und es gibt keine per se unliebsame Aufgaben. Nur Aufgaben die DU nicht gerne machst.
Je diverser dein Team aufgestellt ist, umso weniger unliebsame Aufgaben gibt es im Team.
Wir haben eine Inspirationsaufgabe für dich:
Wenn im Team eine neue Aufgabe ansteht, und du ansetzt, sie selber zu machen, kannst du dir folgende Fragen stellen:
Gehört es definitiv fest vorgegeben zu MEINEN Aufgaben, wie z.B. Mitarbeitergespräche führen. Oder Gehaltsstruktur ausarbeiten.
Wenn nein, kannst du dir die Frage stellen: “Ist es unternehmerisch sinnvoll, dass ICH die Aufgabe mache?
Oder würde ich die Aufgabe machen, weil ich hoffe, dadurch nett dazustehen oder Ablehnung zu vermeiden? Wenn letzteresder Fall ist: Kannst du dir die Frage stellen: “Was brauche ICH, um im unternehmerischen und nicht im EGOistischen (also in dem Fall Ablehnungs-vermeidenden) Sinne zu handeln”
Wir wünschend dir eine wunderschöne und produktive Woche mit lauter inspirierenden Aufgaben
Bis zum nächsten Mal.

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