#047 MUSS ich mich weiterentwickeln?

Musst du dich weiterentwickeln? In dieser Episode des Leadership21-Podcasts geht es genau um diese Frage. Arne und Gergely unterscheiden zwischen der fachlichen und der persönlichen Weiterentwicklung. Wie kannst du damit umgehen, wenn du das Gefühl hast, dich weiterentwickeln zu müssen, es aber als Einschränkung empfindest? Wenn du mehr dazu erfahren willst, hör in diese Folge.

Das Transkript für diese Folge

Arne
In der heutigen Folge geht es um die Frage: muss ich mich weiterentwickeln?
Also gibt es eine Art Anforderung nach weiter-Entwicklung?
Einige nehmen im Unternehmen oder manchmal auch in der Gesellschaft einen impliziten Anspruch nach Weiterentwicklung wahr, alle MÜSSTEN sich IMMER weiterentwickeln. Und auch in Fortbildungs- Coaching- und Seminar-Branche ist diese Haltung weit verbreitet. Und wir schauen uns das heute mal an - vor allem das MÜSSEN. Und übers wollen sollen.

Gergely
Vielleicht hast du dir selber die Frage gestellt:
Wohin muss ich mich weiterentwickeln?
Oder dein Chef hat dir die Rückmeldung gegeben: im Bereich “Selbstbewusst Arbeitsergebnisse präsentieren müsstest du dich weiterentwickeln”
Oder Mitarbeitende haben zu dir gesagt: es wäre gut, wenn du schneller die Mails, die ich an dich schicke, beantworten würdest.

Arne
Es werden dabei im beruflichen Kontext zwei Bereiche unterschieden:
Die fachliche Weiterentwicklung – also das Lernen, wie eine neue Software zu bedienen ist bzw. eine Optimierung, wie du eine bereits vorhandene Software bedienst oder das Lernen einer neuen Sprache oder das Verständnis für ein Produkt, z.B. wie ist eine Lithium Ionen Batterie aufgebaut, so, dass du danach deinen fachlichen Beitrag zur Entwicklung einer leistungsfähigeren Batterien leisten kannst.

Gergely
Der zweite Teilbereich, der neben dem Fachlichen genannt wird, ist die persönliche Weiterentwicklung.
Also sowas wie “neue Sicht auf Dinge entwickeln und damit das eigene Verhalten umstellen”
Das kann sowas sein wie: “Ich bin mehr bewusst darüber, was ich kann und als Folge stehe ich souverän in Vorträgen vorne, benutze klare kurze strukturierte Sätze ohne Konjunktive oder ÄÄHHMMs.”
Oder “Ich als Chef oder Chefin fokussiere mich auf das KOMPLETTE Team und frage zurückhaltende Mitarbeitende aktiv nach ihrer Meinung.”

Arne
Zusammengefasst:
Weiterentwicklung ist erstmal eine Veränderung. Entweder im fachlichen Bereich, oder im persönich-individuellen Bereich, also eine Veränderung deiner Einstellung zu bestimmten Zusammenhängen und damit verbunden eine Veränderung deines Verhaltens.

Gergely
Jetzt stellen viele den Weiterentwicklungsbegriff in den Kontext von: “andere sagen, wie ich mich weiterentwickeln muss, und es ist meine Aufgabe, das auch genau so umzusetzen.”
Und häufig führt diese Interpretation zu einem inneren Widerstand von den Menschen, die meinen sich selber weiterentwickeln zu MÜSSEN.
Diesen Teil des Podcasts kannst du dann für dich nutzen, wenn du meinst du müsstest dich verändern und du dich dadurch eingeengt fühlst.

Arne
Jetzt ist erstmal die Frage: MUSST du das wirklich? Also gibt es ein Gesetz, das das vorschreibt?
Gibt es eine universelle Forderung: Mitarbeitende MÜSSEN ihr Verhalten oder ihre Einstellungen verändern, weil andere das sagen? → Nein, das gibt es nicht.
Jetzt denken sich vielleicht einige: Naja wenn ich im Bereich “persönliche Weiterentwicklung” nicht das mache, was mir gesagt wird, dann werde ich entlassen.”

Gergely
Und stimmt das? Wirst du dann wirklich entlassen? Also theoretisch kann das sein, dass du ein bestimmtes Verhalten zeigst, das für deine Rolle und dein Unternehmen völlig unangemessen ist. Dann kann eine Entlassung die Konsequenz sein. Aber ist das bei dir so? Denkst du, du wirst dann entlassen?
Häufig ist das nicht der Fall.

Arne
Übrigens: falls du dir denkst: das weiß ich nicht: was kannst du dann machen?

Du kannst fragen. Du kannst ganz offen fragen: “Ist der Punkt, dass ich das, was du gerade gesagt hast ändere, eine Voraussetzung dafür, dass ich hier weiterarbeiten kann?”
Meistens ist das nicht so.
Und selbst wenn es so ist: auch da kannst du dich entscheiden: WILL ich in dem Unternehmen weiter arbeiten und mein Verhalten / meine Einstellung verändern? Oder WILL ich das nicht?

Gergely
Kommen wir zu dem zweiten Fall:
Es kann auch sein, dass die Rückmeldung von deinen Vorgesetzten an dich sich auf eine neue Stelle oder einer neuen Gehaltseinstufung BEZIEHT.
Also: WENN du Projektleiter werden möchtest, ist es eine Voraussetzung, dass du zunächst ein Teilprojekt in deinem Fachbereich geleitet hast und eine PMI Zertifizierung hast (das ist eine spezielle Zertifizierung für Projekt Manager).

Arne
Auch diese Aussage ist keine pauschale FORDERUNG an dich, sondern: WENN du eine bestimmte Stelle haben möchtest, ist dafür die VORAUSSETZUNG, dass du bestimmte Fähigkeiten oder Verhaltensweisen mitbringst.
Heißt auch: Wenn nicht, dann NICHT.
Und: DU entscheidest ob du die andere Stelle willst oder nicht.

Gergely
Der dritte häufige Fall ist auch, dass ein Vorgesetzter dir sagt: “Ich brauche dich initiativer bei der Aufgabenabarbeitung.”
Oder: “Mir ist wichtig, dass du dich an deine Zusagen hältst. Das hast du in den letzten Monaten nicht immer getan. Da müsstest du dich weiterentwickeln.”
Dann ist unsere Frage an DICH: hat dein Chef oder Chefin es verdient, dass er oder sie das von dir bekommt, was sie haben möchte?

Arne
Erlaube dir diese Frage wirken zu lassen. Hat die andere Person es verdient, das von dir zu bekommen, was sie haben möchte?
Wenn ja: kannst du dir überlegen, wie du die Sache siehst, was du ändern möchtest und in den Dialog gehen.
Wenn nein: dann steht dir deine Einstellung, der anderen Person NICHT zu geben, was sie haben möchte, dir in deiner Lebensqualität und Produktivität im Weg. Dann müsstest du herausfinden, wieso nicht. Und ob du das ändern möchtest.

Gergely
Zusammengefasst auch zu diesem Punkt: egal ob du die Fragen vorher mit ja oder nein beantwortet hast: Es gibt keine ultimative Forderung, du MÜSSTEST in irgendeiner Form anders sein.
Wieso haben wir diese unterschiedlichen Situationen im Podcast vorgestellt:
Einige Menschen denken, sie MÜSSTEN sich in irgendeiner Form verändern.
Das MUSST du nicht.

Arne
Und: du veränderst dich eh schon, egal was du machst. Und egal was du nicht machst.
Eine Weiterentwicklung kann nämlich auch sein: dich öfter auf die Couch zu legen und dich mit KEINEN anderen Themen wie Handy, Fernseher, Job, Emails zu beschäftigen. Und einfach mal runterkommen. Zur Ruhe kommen.
DAS ist auch EINE Weiterentwicklung. Dabei kannst du aus dem HUSSLE also dem Hamsterrad aussteigen, und dich fragen was WILL ich eigentlich?

Gergely
Bei vielen Menschen führt der Eindruck sie MÜSSTEN etwas machen zu einem inneren Widerstand. Sie versuchen dann zu rechtfertigen, wieso die Veränderung oder Weiterentwicklung ganz schwer oder gar unmöglich wird.
Es gibt KEINE ULTIMATIVE FORDERUNG nach Weiterentwicklung. DU kannst dich entscheiden, in einem Bereich, der für DICH attraktiv ist, deine Einstellungen, Fähigkeiten oder dein Verhalten zu ändern.

Arne
Und jede Entscheidung dies in einem Bereich zu tun oder nicht zu tun, oder in einem anderen Bereich es zu tun oder nicht zu tun Konsequenzen. Also logische Resultate.
Vielleicht MÖCHTEST du eine andere Stelle. Und dafür gibt es vielleicht Voraussetzungen, die du noch nicht gemeistert hast. Dann kannst du dich entscheiden, ob du diese erfüllen möchtest.
Vielleicht MÖCHTEST du auf deiner aktuellen Stelle bleiben. Gibt es da etwas, was du anders machen möchtest? Oder nicht? Es ist deine Wahl.

Gergely
Und jetzt zum Abschluss einige Punkte für DICH als Chef oder Chefin im Umgang mit deinen Mitarbeitenden zu dem Thema Weiterentwicklung.
Du hast keinen Anspruch darauf, dass sich deine Mitarbeitenden verändern. Das mag für einige ernüchternd klingen. Einige denken sich “aber ich zahle ihnen doch Geld, also habe ich einen Anspruch darauf.”
Ja das stimmt, du zahlst ein Gehalt.

Arne
Und Das Gehalt ist ein Tauschgeschäft. Du kannst nennen, was du dafür haben willst. Und dein Mitarbeitender kann nennen, wsa er oder sie bereit ist, dafür zu geben. Und ihr beide habt die Möglichkeit, dann zu besprechen ob oder wie ihr miteinander zusammenarbeiten möchtet. Mit einer gemeinsamen Vereinbarungsbasis. Für das Gehalt bekommst du das was in der Stellenbeschreibung des Vertrages steht, Weiterentwicklung ist da häufig nicht enthalten.

Gergely
Wie ist es bei einer beruflichen Veränderung von Mitarbeitenden:
Es kann sein, dass du bestimmte Anforderungen hast, an Mitarbeitende für eine neue Position, die sie vielleicht haben möchten.. Dann laden wir dich dazu ein: Nenne diese und lasse deinen Mitarbeitenden die freie Wahl. Dann kannst du dich wiederum dementsprechend entscheiden, ob du die neue Position anbietest oder nicht. Keine Seite hat einen Anspruch. Jede Seite kann klare Randbedingungen formulieren.

Arne
Wie ist es, wenn jemand die aktuelle Stelle nicht mehr ausfüllt und das Tauschgeschäft Gehalt für Arbeitsergebnisse für dich nicht mehr funktioniert:
Dann kannst du das genau so ansprechen.
Je mehr du dir erlaubst, den Vorwurf, Ärger, Abwertung, Empörung aus dem Gespräch rauszulassen, umso mehr könnt ihr das Gespräch auf Augenhöhe führen.

Gergely
Und du kannst nennen, welche Voraussetzungen oder auch Bedingungen du hast für
eine Weiterbeschäftigung oder
für einen Bonus oder
für ein bestimmtes Gehalt oder
für bestimmte Aufgaben.
für eine neue Rolle.

Arne
Aber du hast keinen Anspruch darauf, dass sich jemand verändert. Du entscheidest aber, welche Konsequenzen du nennst und welche du ziehst, wenn es jemand tut oder nicht tut. Und deine Mitarbeitenden entscheiden, welche Bedingungen sie stellen, welche Konsequenzen sie nennen und welche Konsequenzen sie wiederum ziehen.

Gergely
Erlaube dir klar, transparent und integer in dem zu sein, was du sagst.
Wenn wir Menschen meinen, etwas zu müssen, dann sind wir alleine schon deswegen im Widerstand, weil wir das MÜSSEN nicht wollen.
Erlaube dir, klar zu sagen, welche Wahl welche Konsequenze hat, und erlaube dir, deine Mitarbeitenden entscheiden zu lassen.

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