Arne
Heute geht es darum, wie du Punkte in der Zusammenarbeit, die für dich nicht funktionieren, bei Menschen ansprechen kannst, die leicht verletzlich sind.
Am Ende des Podcasts haben wir für dich 5 Punkte zusammengefasst, wie du konkret vorgehen kannst.
Zunächst ist es jedoch wichtig, zu verstehen welche Meinungen, Überzeugungen, Befürchtungen, Hoffnungen in solchen Situationen ablaufen und euch in der Klärung im Weg stehen können.
Gergely
Also erstmal folgende Situation:
Du hast einen Mitarbeitenden, bei dem du in der Vergangenheit angesprochen hast, dass für dich in der Zusammenarbeit etwas nicht funktioniert. Z.B. hat dein Mitarbeitender zugesagt, einen Kunden wegen eines Problems anzurufen. Hat dies aber nicht gemacht und du hast angesprochen, dass das für dich so nicht funktioniert.
Und dann hast du den Eindruck gehabt, dass ihn das emotional sehr trifft.
Er hat sich dann zuerst gerechtfertigt. Dann hat er sich oft entschuldigt.
Und einige Tage nach diesem Gespräch hattest du immer noch den Eindruck, dass er eher zurückgezogen dir gegenüber ist, gedämpfter und weniger initiativ als vorher ist.
Arne
Wie gehst du dann vor? Einige Chefs denken sich in so einer Situation: oh den hab ich wohl sehr verletzt.
Also ist die eigene Schlussfolgerung für das Vorgehen in der Zukunft:
Punkte, die für dich in der Zusammenarbeit nicht funktionieren entweder nicht mehr anzusprechen. Oder: alles äußerst vorsichtig, garniert mit ganz viel Lob und Konjunktiven, und manchmal und eventuell. Also mit Weichmachern und Beschwichtigungen anszusprechen.
Gergely
Das geht dann ungefähr so:
Mir ist es wichtig, dass wir an Aussagen, die wir treffen, gut verlassen können. Wie siehst du das denn?
Und dann redet ihr eine halbe Stude lang darüber, dass ihr das beide so seht, nennt das Thema aber nicht beim Namen und trefft keine Vereinbarung.
Oder ich finde wirklich gut, dass du so häufig in Kontakt mit unseren Kunden bist. Und ich finde deine Ideen toll, wie du Kundenprobleme löst. Fokussier dich in Zukunft auch darauf, dass das so funktioniert.
Wieder viel Watte, viel Unklarheit. Und nichts konkretes.
Arne
In der Befürchtung von “ich könnte den anderen verletzen” schränken sich viele sehr stark in der Klarheit der eigenen Aussagen ein.
Denn sie denken: wenn ich nicht klar sage, worum es mir geht, dann ist die andere Person nicht verletzt.
Aber während du so vorsichtig unklar sagst, was Sache ist: Was DENKST du dir dabei eigentlich?
Wie bewertest du die andere Person?
Wie denkst du dabei über die andere Person?
Gergely
Meistens ist das nichts nettes.
Einige Chefs beziehen dann die Interpretation über das Verhalten auf die andere Person:
Also sie denken sich sowas wie Softie, Mimose.
Andere beziehen die Interpretation des Verhaltens auf die Kompetenz:
Wenn jemand sich nicht mal an so eine einfach Zusage halten kann, ist der / die inkompetent. Oder faul.
So. Und denkst du, die andere Person kriegt das irgendwie zwischen den Zeilen mit, dass du nicht ganz so positiv über sie denkst?
Denn wir Menschen sind evolutionstechnisch die Experten im Lesen von Körpersprache, Mimik, Gestik. Und im Lesen von “was zwischen den Zeilen mitschwingt.”
Arne
Gergely Zitat: Wertschätzung ist nicht das, was du zur anderen Person sagst, sondern das, was du über sie denkst.
Und wenn du das, was zwischen dir und der anderen Person steht, nicht klar auflöst und eine Vereinbarung für das nächste mal triffst, dann wird das auch weiterhin zwischen euch stehen.
Und das, was du über die andere Person denkst, wird vermutlich nicht besser.
Jetzt ganz konkret: Was kannst du also machen?
Wie kannst du das wertschätzend in dieser Situation ansprechen?
Gergely
Als erstes ist es wichtig, dass du deine Intention nennst, mit der du das Gespräch führst:
z.B.: “Mir ist es wichtig, dass wir eng und vertrauensvoll miteinander zusammenarbeiten. Und das heißt für mich auch, dass wir BEIDE Dinge, die für uns in der Zusammenarbeit nicht funktionieren, ansprechen und gemeinsam eine Lösung fürs nächste mal finden.”
Arne
Zweitens: kannst du auf der Beziehungsebene ansprechen, was dir aufgefallen ist:
z.B.: Ich hatte den Eindruck, dass du dich von mir distanziert hattest, als ich beim letzten mal angesprochen hatte, dass ich die Unterlagen zum vereinbarten Zeitpunkt haben möchte, Und, dass das dann zwischen uns stand.
War das so?
- Dann kannst du die andere Person anhören
Wenn das für dich nicht funktioniert hat, dann tut mir das leid. Wie soll ich ansprechen, wenn für mich etwas nicht funktioniert?
- Dann könnt ihr euch dazu austauschen.
UND Du kannst dir überlegen, ob das für dich so passt, oder nicht.Also “ok, danke, werde ich in Zukunft so machen”
Oder: “ok. Danke, dass du mir das sagst. Und das passt für mich nicht. Mir gehts wie gesagt um eine effektive Zusammenarbeit. Und deshalb werde ich in Zukunft auch klar ansprechen, wenn etwas für mich nicht funktioniert.
Damit das dann nicht mehr zwischen uns steht.
Gergely
So und jetzt hast du den Rahmen für das Gespräch erschaffen und jetzt kannst du konkret sagen, was für dich an der aktuellen Situation nicht funktioniert hat.
Und zwar wer hat was wann gemacht?
Was daran funktioniert für dich nicht?
Wie sieht es dein Gegenüber?
Wie möchtet ihr eine solche Situation beim nächsten mal handhaben? Was ist euer Learning? Alles messbar, klar, empathisch, wertschätzend.
Arne
Also zusammengefasst:
1. ersteinmal die Gesprächsintention nennen
2. auf der Beziehungsebene benennen, was zwischen euch stehen könnte
3. Die Stituation beschreiben, die für dich nicht funktioniert hat
4. die Sichtweise der anderen Person einholen
5. Gemeinsame Vereinbarung für das nächste Mal treffen.
Wir wünschen dir gutes Gelingen bei deinem nächsten Klärungsgespräch…
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