#040 Leadership = keine Arbeitsanweisungen geben?

In dieser Podcast-Folge von Leadership21 geht es um Arbeitsanweisungen und welche Konsequenzen es hat, wenn man diese gibt oder nicht gibt. Arne und Gergely berichten von ihren Erfahrungen und diskutieren darüber, inwiefern New-Work-Leadership heute oft falsch verstanden wird. Mehr dazu hörst du in der Episode.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast.

Gergely
Hallo, zusammen.

Arne
In diesem Podcast geht es um Arbeitsanweisungen und darum, welche Konsequenzen es hat, wenn man Arbeitsanweisungen gibt und welche Konsequenzen es hat, wenn man sie nicht gibt. Und unsere Intention ist es ja, dass Mitarbeitende im Unternehmen und die Führungskräfte eine schöne und produktive Zeit miteinander haben und dadurch unternehmerisch erfolgreich sind. Ja, dafür möchten wir wir die Leadership21-Philosophie in die Welt bringen und selber auch unternehmerisch wachsen.

Und wir haben so eine Geschichte, die wir heute mit euch teilen: Wir waren nämlich auf der Expo, das ist die Digital Marketing Expo in Köln und die findet jedes Jahr im September statt und wir hatten dort eine Masterclass und haben auch über Leadership-Themen gesprochen. Wir hatten auch einen Stand. Dort haben wir uns mit Kunden getroffen und es war eine Teilnehmerin von unserem letzten Vor-Ort-Seminar aus Berlin dabei und die hat sich mit uns gefreut und wir hatten eine tolle Zeit zusammen.

Gergely
Und am ersten Abend, als ich ins Hotel zurückgefahren bin, da wurde mir ein Video in meinem LinkedIn-Feed vorgeschlagen und das Video heißt Employee Teaches Boss Lesson.

Und in diesem Video werden unterschiedliche Führungsverständnisse dargestellt und in der Video-Beschreibung steht auch: Angry Boss yells at workers. Employee teaches him a lessen. Also ihr findet das Video auch auf YouTube. Und eine Kernaussage in dem Video ist: Chefs, die auf dem Standpunkt stehen, sie hätten die Aufgabe, Mitarbeitenden zu sagen, was diese machen sollen, seien irgendwie schlechte Chefs.

Und es ginge bei Leadership insgesamt darum, nicht mehr transaktional, also über klare Arbeitsanweisungen zu führen, sondern transformational, also über Werte und über die Vermittlung einer Vision.

Arne
Und wir haben unsere Arbeit mit Leadership-Teams wahrgenommen, dass immer mehr Führungskräfte darüber verunsichert sind, ob sie jetzt irgendwie klar sagen dürfen, welche Erwartungen sie an die Mitarbeiter hätten oder ob sie denen klare Aufgaben geben dürfen. Und das ist für mich so ein echtes New-Work-Missverständnis. Wenn man sich jetzt mal vorstellt, so ein Feuerwehr-Team arbeitet nur noch nach diesen missverstandenen New-Work-Ideen. Die stellen die Vision auf, zum Beispiel, dass sie schnell Häuser in einer bestimmten Gegend löschen wollen und einigen sich darauf, wie sie als Menschen miteinander umgehen wollen, wie sie miteinander sprechen und zusammenarbeiten wollen.

Wenn es dann aber in dieser Leadership-Art darum geht, dass alle Mitarbeitenden vor einem brennenden Haus stehen, ja soll dann plötzlich nicht mehr gesagt werden 'du nimmst jetzt den Schlauch, du unterstützt die andere Person und du gehst rein'? Und würde das denn funktionieren? Also funktioniert das?

Gergely
Denn es hat ja nicht jeder in dem Team zur gleichen Zeit den gleichen Überblick über die komplette Lage, also wenn du vor dem brennenden Haus stehst und dann erst mal Status-Meetings abhältst, Interessensabfragen startest oder fragst, wie sich der andere fühlt oder ob es denn okay wäre, dass einer bitte an den Schlauch geht und diesen an den Hydranten anschließt – in der Zeit brennt das Haus ab. Also falls du lange Zeit in deinem Unternehmen für eine Entscheidungsfindung hast, dann kann das funktionieren. Und falls du nicht diese Zeit hast, dann wird es nicht funktionieren, also zumindest nicht in diesem Beispiel: Löschen des Feuers, bevor das Haus abgebrannt ist.

Arne
Wir haben den Eindruck, dass genau aus diesem Grund in einigen Unternehmen so die Einstellung in Richtung New Work Leadership oder Positive Leadership so ins Negative kippt. Das es so dysfunktional wird, weil das Verständnis über diese Philosophien dann ist: Ich darf als Führungskraft nicht mehr klar sagen, was ich erwarte.

Gergely
Und ich hatte vor kurzem einen Leadership-Seminar veranstaltet, auf dem ein Teilnehmer gefragt hat: Ja heißt das denn, ich kann meinen Mitarbeitern klare Anweisungen geben? Und da hab ich gesagt: Ja natürlich, das ist sogar deine Aufgabe. Da war eine große Verwunderung bei einigen.

Arne
Wir hatten auf der DMEXCO auch eine ganz wunderbare Erfahrung mit unserem Team, und zwar: Wir hatten Unklarheit darüber, wer bei der Masterclass was macht – also zunächst, wo kommen die Teilnehmer rein, wo gehen die hinterher raus, wer verteilt unsere Unterlagen zur Masterclass beim Rausgehen und wer geht mit dem Mikrofon rum, wenn es Fragen gibt? Und ich wusste das auch nicht in dem Moment und wir haben uns dann auch so ein bisschen in unserem Stress da reingesteigert, weil es war halt 10 Minuten vor Beginn der Masterclass und dann sagt eine Mitarbeiterin von uns: Philipp, du bist doch Geschäftsführer, du bist hier derjenige mit dem besten Überblick. Du entscheidest einfach und ich mache gerne, was du mir sagst. So und dann lief das auch. Und dann sagte Philipp irgendwann nach der Masterclass mittags in der Pause: Kommt nochmal kurz zusammen. Ich habe gemerkt, dass vorhin was nicht so gut funktioniert hat und ich möchte gerne mit euch besprechen, wie wir das in Zukunft machen. Und dann haben alle zu dieser Lösung beigetragen und ihre Punkte genannt und eine gemeinsame Vereinbarung getroffen, wie wir das das nächste Mal machen, sodass das ohne Stress funktioniert. Ja, und alle haben gesagt: Wenn du mir sagst, was ich machen soll, mache ich das gerne.

Gergely
Also zusammengefasst: Wenn du dir als Führungskraft die Komponente 'klare Arbeitsanweisungen' aus deinem Repertoire entfernst, dann wirst du einige Business-Situationen nicht meistern können, denn es geht bei New Work Leadership nicht darum, diese Komponente zu entfernen, sondern stattdessen geht es darum, etwas Neues oder was anderes hinzuzufügen – und zwar Empathie, Hilfsbereitschaft oder auch Empowerment für dein Team.

Und hier kommen wir zu dem zweiten Punkt, der uns bei dem Video aufgefallen ist, denn unter dem Video steht "Angry Boss Yells at workers. Employee teaches him a lesson."

Und genau in dieser Haltung spricht der Mitarbeitende in dem Video auch mit seinem Chef.

Und jetzt ist die Frage an dich: Wie gerne lässt du dir eine Lektion erteilen? Also an dich als Zuhörer: Wie gerne lässt du dir eine Lektion erteilen? Und wahrscheinlich nicht so gerne.

Arne
Ja, denn was passiert, wenn jemand so in dieser Haltung mit dir spricht, wie reagierst du darauf? Die meisten reagieren entweder offensiv und kontern oder machen komplett zu, also ziehen sich zurück oder sind zumindest nicht mehr offen und empfänglich für irgendwelche Botschaften.

Wer anderen eine Lektion erteilen will, der stellt sich immer über sie.

Gergely
Und unsere Intention ist, dass Menschen zueinander Brücken bauen und sich nicht irgendwie gegenseitig Sachen um die Ohren hauen. Also es geht darum, die eigene Sichtweise und Wünsche und – hier zitieren wir gerne Max Frisch – wie einen Mantel hinzuhalten, dass der andere hineinschlüpfen kann und nicht wie ein nasses Tuch, den anderen um den Kopf zu schlagen.

Arne
Alle Menschen haben ganz feine Antennen dafür, um zu erkennen, was du über sie denkst. Ja, und vielleicht hast du schon mal eine Situation erlebt: Du hast in einer Präsentation irgendwie – du stellst paar Arbeitsergebnisse vor – und so die ersten 5 Seiten im Raum nickt jeder und versteht das so und und dann hast du irgendwann eine Folie auf Seite 6 und da ist so ein Punkt drauf, bei dem du dir selber nicht so sicher bist. Ja und jemand hat genau danach gefragt und möchte das noch besser verstehen und fragt 'ja, wie kommst du denn da drauf?' Ja und Menschen nehmen wahr, was wir denken oder was du denkst und die nehmen auch wahr, wo wir unsicher sind und wenn du denkst, ich weiß, wie Führung funktioniert, aber mein Chef hat keine Ahnung, wie Führung funktioniert, dann wird das Widerstand verursachen. Ja, und um eine Brücke zu bauen, müsstest du für dich anerkennen: Was an dem, was mein Chef macht, funktioniert gut? Was kann ich noch nicht so gut und wie könnten wir uns gegenseitig dabei ergänzen? Und je weniger du ihre oder seine Rolle als Chef*in in Frage stellst und je mehr sich dein Chef darauf verlassen kann, dass du hinter ihm stehst und ihm folgst, umso größer ist die Brücke zwischen euch und umso offener könnt ihr euch darüber unterhalten, wie ihr euch ergänzt.

Also zusammengefasst:
Was heißt das? Was heißt das für dich, was kannst du machen?

Gergely
Also du kannst die nächsten sieben Tage nutzen, um andere Menschen, Führungskräfte, Projektleiter, Product Owner zu beobachten. Und wo kann jemand etwas ganz besonders gut, was du noch nicht so gut gemeistert hast? Und das heißt jetzt nicht, dass du alles gut finden musst, was die andere Person macht, aber pick für dich eine Eigenschaft raus oder eine Verhaltensweise, bei der du etwas von einer anderen Person lernen kannst. Und wenn du Lust hast und du das wirklich schätzt, gehe doch zu anderen Personen hin und erkenne sie dafür an. Also zum Beispiel kannst du sagen: Danke, dass du so klar sagst, was du willst.

Und was von den Eigenschaften der anderen Person kannst du für dich direkt anwenden? Also wähle dir eine Sache aus und probiere diese gerne in der nächsten Situation gleich aus.

Und wir danken Dir fürs Zuhören und wünschen dir eine erfolgreiche und erfüllte Woche und falls du dich für unsere Leadership-Angebote interessierst und in einer den Menschen zugewandten und empathischen Haltung Leader sein willst, um mit deinem Team erfolgreich zu sein, kontaktiere uns gerne. Wr bieten Online-Seminare an und Live-Seminare für Leader an und falls du willst, gestalten wir auch sehr gerne mit dir gemeinsam ein Inhouse-Seminar und kommen zu dir.

Arne
Danke fürs Zuhören, bis zum nächsten Mal, ciao!

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