#039 Mein Mentor Peter Schauer

In dieser Folge des Leadership21-Podcasts sprechen Arne und Gergely über das Thema Mentorship. Arne erzählt dabei von seiner ganz persönlichen Erfahrung mit seinem Mentor Peter Schauer in Chicago, wo er ein Praktikum in dessen Schiffahrtsunternehmen absolvierte. Peter Schauer sah in Arne mehr, als er in sich selbst – und wollte dieses Potenzial fördern. Wenn du wissen willst, was einen Mentor ausmacht, dann hör in diese Episode.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast. Hi, Gergely.

Gergely
Hi, Arne. Hallo, zusammen.

Arne
Wir sprechen heute über das Thema Mentorship oder Mentor sein, und zwar aus einer Erfahrung heraus, von der ich gerne berichten möchte. Ich hab da in der letzten Woche auch mal bei LinkedIn was zu gepostet.

Ich hatte nämlich einen Mentor für das Unternehmer sein: Peter Schauer in Chicago.

Und letzte Woche hat mich die Nachricht erreicht, dass er im Sommer verstorben ist mit über 80 und seine Frau hatte mich angerufen und ich hab das nicht mitbekommen und seitdem habe ich viel darüber nachgedacht und viel an diese Zeit zurückgedacht. Ich war 2004 in Chicago als Student.
Und es war mein erster Aufenthalt in den Vereinigten Staaten. Und ich habe bei seiner Schifffahrtsfirma Orion Marine ein Praktikum gemacht über 5 Monate und was ich wahrgenommen habe, wie ich das heute mit meinen Worten sagen würde, war, dass der irgendwas in mir gesehen hat, was er fördernswert fand. Deswegen hat er mir auch diesen Job gegeben und er hat mich immer sehr gefordert und gefördert und ich hab aber auch bei den Momenten, wo er mich gefordert hat, immer gespürt, dass ich das nie als Druck wahrgenommen habe oder als Belastung oder so, auch wenn das dann manchmal schwierig war.
Als ich das erste Mal im Büro aufgeschlagen bin bei Peter und Marie Claude, die hatten damals so ein Büro mit 15-16 Leuten und ich bin an einem Donnerstagabend gelandet und ich hatte das so verstanden: Ich komme am Freitag mal ins Büro, um so alle kennenzulernen und Montag wird es losgehen – wegen Jetlag und so. Am Freitag war ich dann so gegen viertel vor 10 im Büro und Peter war so nach dem Motto: Warum bist du so spät? Und nur, dass wir uns richtig verstehen – du bist hier der Praktikant. Du bist der erste, der kommt. Und du bist der letzte, der geht.
Das ist meine Erwartung an dich und du bist hier, um zu lernen – und ich oder wir nehmen uns auch die Zeit, damit du hier was lernen kannst. Und dann waren wir erstmal klar: Okay, das ist mal eine ganz klare Ausrichtung.
Und der hat mich auch weiter ins kalte Wasser geschmissen mit ganz viel telefonieren lassen, vom allerersten Tag an hab ich das Telefon dann bedient und die Kunden angerufen, hab angenommen und war zu Anfang völlig überfordert. Aber er hat mir auch eine Lösung gegeben hat: Schreib alles auf, danach gehst du zu Kerry, das ist hier sein Mitarbeiter, der mir beim Kalkulieren hilft, und dem soll ich dann all das präsentieren, was ich mir aufgeschrieben hab, danach den Kunden wieder anrufen und dem die Lösung geben und so mit dem Effekt, dass ich nach einigen Monaten, wahrlich Umsätze gemacht habe in dem Unternehmen wie jeder andere Mitarbeiter auch – und gar nicht wie der Praktikant, der vielleicht sonst so zum berühmten Kaffeekochen und Kopiererbedienen herangezogen wird.

Dann hat er sich auch noch privat irgendwie um mich gekümmert, auch immer gefragt, wie es mir geht und ich habe auch teilweise mal Wochenenden mit ihm und seiner Frau verbracht im Landhaus. Und er war sehr interessiert an mir und ich fand den als Menschen total inspirierend, als Unternehmer, und er hat mir so eine Sache mitgegeben, wo ich mich immer wieder daran erinnern, wenn ich an Peter denke: Er sagte: Wenn du was erreichen willst, never accept a no. Und damit meint er nicht, wenn jemand einem Nein sagt, dass man darüber hinweggehen soll, sondern wenn einem jemand ein Nein serviert als Lösung nach dem Motto 'funktioniert halt nicht', dass man sich damit nicht von seiner Absicht oder Intension, von seinem Pfad, abbringen lassen soll. Und das hab ich total verinnerlicht. Das hat mir glaube ich unternehmerisch total geholfen, so in Form von Beharrlichkeit, also vom Dranbleiben.

Gergely
Arne, was war denn für dich damals der Unterschied zwischen dem, dass du sagst er war ein cooler Mentor für dich, der auch in irgendeiner Form empowered war, und einige bezeichnen sowas auch als Ausbeutung – also wo ist denn da für dich der Unterschied zwischen echt empowered und fordernd und ausbeuten?

Arne
Total spannende Frage.
Ja, ich glaube, ich hab halt gemerkt und gespürt, dass er ein Potenzial in mir sieht und dass er mich irgendwie dabei unterstützen oder empowern möchte, das zu entfalten. Ich habe damals auch schon erzählt, dass ich gerne Unternehmer werden möchte. Ich hatte damals schon erste unternehmerische Versuche, ich war irgendwie Powerseller bei Ebay, hab so ein bisschen selbstständig Geld verdient und eine Party veranstaltet, aber hatte keine Firma und auch keine Geschäftsidee oder kein Modell. Das war aber immer sowas, was ich werden wollte.

Und für mich war er halt nicht nur ein Vorbild, sondern ich hab halt gespürt: Der sieht da was in mir.
Und unterstützt das und fördert das und hat sich wirklich Zeit genommen. Also allein daran habe ich glaube ich auch gesehen, ich bin halt nicht nur in seiner Firma zum Einsatz gekommen, sondern auch wenn ich ihn privat getroffen hatte, der war wirklich an mir als Person interessiert – an mir als Mensch.

Gergely
Genau, ich frag deswegen, weil einige Führungskräfte die Befürchtung haben, dass wenn sie Menschen stark fordern, dass das irgendwie als Ausbeutung rüberkommen könnte.

Und ich habe den Eindruck, dass das aber auch sehr selten als Ausbeutung rüberkommt, sondern sehr oft genau das, was damit gemeint ist, was du jetzt gerade auch beschrieben hast: Dieses weiterwachsen und gucken, wo ist die Grenze, aber in so einer Intention von, dass man sich selber weiterentwickeln kann oder dass sich andere Menschen weiterentwickeln können, weil man denen was Gutes will und gleichzeitig natürlich auch für das eigene Unternehmen.

Arne
Er hat mir zum Beispiel so Schifffahrtszeitschriften immer in die Hand gedrückt und gesagt, das soll ich noch lesen. Oder dann hat er mich irgendwann mal gefragt, ob ich einen Hafen in Pakistan kenne oder Dschibuti und kannte ich nicht und dann sagt er: Du arbeitest hier in einer Schiffahrtsfirma und es gibt nur ein paar 100 Häfen auf der Welt, ich soll die gefälligst lernen. Ja und damals war auf dem Laptop, 2004, so ein Geographie-Programm drauf – so ein bisschen wie "Wer wird Millionär" aufgebaut. Und dann habe ich damit Hafenstädte gelernt und halt relativ schnell und auf mich wirkte das nicht wie so eine Forderung nach dem Motto 'Lern das gefälligst, damit du hier arbeiten kannst', sondern ihm war wichtig, dass ich das Geschäft wirklich irgendwie ganzheitlich verstehe und auch die Basics verstehe, damit ich da weiterkommenund er hat mir auch gesagt, dass er möchte, dass ich halt für seine Firma auch Umsätze realisiere und letzten Endes was ähnliches oder das Gleiche mache, was die anderen Mitarbeitenden dort auch machen – und nicht Kaffeekochen oder Leuten nur zuarbeiten.

Gergely
Und jetzt aus deiner Erfahrung, aus dem, was für dich da gut funktioniert hat: Was würdest du Führungskräften empfehlen? Die, die sich selber überlegen, einen Mentor zu suchen.

Arne
Für mich war Peter auch dann im Nachhinein Mentor für Unternehmertum und auch für Unternehmer sein, also der hat das mit Haut und Haaren gelebt, seine Frau übrigens auch. Sie ist auch Unternehmerin. Die haben auch zusammen diese Firma gebaut und aufgebaut, wobei er für mich auch so die inspirierende Person und so die treibende Kraft war. Und das war eben das, was ich von ihm lernen wollte. Ich wollte halt lernen, ein erfolgreicher und guter Unternehmer zu sein.

Und was ich auch wahrgenommen habe: Seine Mitarbeitenden hatten sehr, sehr viel Wertschätzung für ihn, also der war wahrscheinlich auch eine gute Führungskraft, also nicht nur für mich, sondern eben auch für die Menschen in seiner Firma. Auch das fand ich sehr inspirierend und vor allem war er liebevoll und super klar.

Also wenn Führungskräfte sagen, ich suche mir einen Mentor, dann wäre auf jeden Fall wichtig zu klären, wofür?
Also für den Umgang mit Menschen oder fürs ein brillanter Ingenieur sein, brillanter Unternehmer oder brillanter Geschäftsführer sein oder was auch immer? Damit man eine Idee hat, was man denn eigentlich lernen will von der Person.

Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, hat er mir mal eine E-Mail geschrieben und mich gefragt, ob ich sein Unternehmen übernehmen möchte.

Und mich hat das total geehrt, aber ich hatte nicht vor, in Chicago zu leben und dann in die USA zu gehen fürs Unternehmer werden. Und hab dann ja auch hier irgendwie einen guten Weg beschritten, der für mich viel besser funktioniert hat und auch für meine Familie. Aber das hat mich natürlich nochmal darin bestätigt, was der wohl auch schon in der Zeit, wo ich in Chicago war, in mir gesehen hat – also jemand, der potentiell in der Lage wäre, seiner Schifffahrtsagentur, seine Firma mal zu übernehmen.
Was wohl von seinen Mitarbeitenden niemand irgendwie beabsichtigt hat.
Das ist das, was mich dann dazu bewogen hat, über die Geschichte hier nochmal sprechen mit dir oder mit euch, die uns zuhören.

Ich hab auch schon mal in jungen Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, irgendwie ganz viel gesehen und natürlich vielleicht auch etwas reinprojiziert – irgendwas, wie ich in ganz jungen Jahren vielleicht war, also mich darin wiedererkannt – und hatte die Absicht, diese Menschen zu fördern und auch zu fordern, also denen was mitzugeben, was ich vielleicht über das Leben gelernt zu haben glaube. Und das war auch so aus der Mentoren-Perspektive der Unterschied vielleicht zum normalen Führungskraft sein, dass man in einigen wenigen Menschen noch mehr sieht an Potenzial als die vielleicht selbst sehen und dass das wahrscheinlich auch immer ein Quäntchen so eine Projektion ist, dass man sich da selbst vielleicht ein Stück weit rein projiziert. Vielleicht war das bei Peter auch so mit mir, das weiß ich gar nicht genau – auf jeden Fall fand er es cool, dass ich so unternehmerische Ambitionen hatte.

Gergely
Also vielen Dank für dein Erlebnis und für die Geschichte, die du geteilt hast.

Für alle Hörer: Was könnt ihr für euch daraus mitnehmen? Also wenn ihr euch überlegt, einen Mentor zu suchen, ist eine Frage: Wofür? Für welches Thema? Und wenn ihr überlegt, für jemanden ein Mentor selber zu sein, dann könnt ihr euch überlegen, in welchen Menschen seht ihr vielleicht mehr als die selber und für welche Menschen habt ihr echt die Intention, dass die nochmal groß über sich hinaus wachsen? Das ist letztendlich der Kern des Mentor seins.

Arne
Euch allen viel Spaß mit dieser Folge und wir hören uns dann in der nächsten Woche wieder! Danke dir, danke.

Gergely
Danke, danke euch fürs Zuhören.

Arne
Ciao, ciao!

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