#038 Umgang mit Enttäuschungen

In dieser Podcast-Folge von Leadership21 sprechen Arne und Gergely über ihre ganz persönlichen Erfahrungen beim Dreh ihres ersten Video-Kurses. Sie berichten von ihren Vorbereitungen, wie sie mit Veränderungen umgegangen sind und welche Herausforderungen und Konflikte sie während der Produktion hatten. Wenn du mehr erfahren willst, hör in diese Episode.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Hallo zusammen und herzlich willkommen zur nächsten Ausgabe des Leadership21-Podcasts.

Gergely
Hi, Arne.

Arne
Ich sag mal wieder hi nach München, ja, wir nehmen unseren Podcast immer remote auf und sind eigentlich nie am selben Ort und heute wollen wir mal einen etwas persönlicheren Podcast machen und ein paar Sachen erzählen – und zwar über unsere Erlebnisse und Erfahrungen von unserem ersten Video-Kurs. Was lief dabei gut? Welche Konflikte hatten wir und wie sind wir damit umgegangen? Und zwar haben wir am Montag und Dienstag zwei Dreh-Tage in München gehabt und haben unseren ersten Video-Kurs aufgenommen mit dem Titel "Neu in der Führungsrolle – Vorbereitungen für die ersten Jahre als Leader oder als Führungskraft". Und das haben wir im Hotelzimmer gemacht, in einer Suite in München, in der wir genug Platz hatten, um zu drehen. Und es waren insgesamt sechs Leute aus unserem Team mit. Und wie es manchmal so ist: Wir hatten irgendwie Sachen geplant, wir wollten mit zwei Kameras aufnehmen und haben kurzfristig entschieden, wir mchen es doch mit drei Kameras und haben noch eine schnell vor Ort gemietet und ja, es hat sich noch viel vor Ort geändert.

Gergely
Genau, das gleiche auch beim Ton. Wir hatten ursprünglich gedacht 'ach, nehmen wir den Ton einmal auf', dann sagt einer unserer Technik-Experten: Vielleicht wäre es ganz cool, wenn wir den Ton redundant aufnehmen würden, also haben wir auch noch Mikros gemietet und mit diesen ganzen Vorbereitungen haben wir dann insgesamt später angefangen als wir ursprünglich geplant hatten. Und dadurch, dass wir immer viel remote miteinander zusammenarbeiten, war das dann so cool und wir haben das so genossen, dass wir uns wieder persönlich begegnet sind – also wieder mit sechs Leuten vor Ort, du hast eine ganz andere Connection, das ist ein ganz anderes zwischenmenschliches Erlebnis als remote und ich hatte zum Beispiel einen unserer Videographen, mit dem ich jetzt seit eineinhalb Jahren zusammenarbeite, zum ersten Mal live gesehen und wir hatten insgesamt eine richtig coole Zeit und viel Spaß miteinander.

Arne
So, und wir hatten so zwei zentrale Learnings an diesen beiden Tagen, die wir gerne jetzt in dem Podcast hier mit euch teilen wollen. Das erste Learning war und ist nach irgendeinem der Videos, die wir dann aufgenommen und im Kasten hatten, aufgefallen, dass das eine Aufnahmegerät nicht eingeschaltet war. So und vorher hatte immer jemand geschaut, dass die Kameras und die Aufnahmegeräte und die Tonaufnahmegeräte laufen und diesmal ist es halt niemandem aufgefallen. Es gab also keine klare Verantwortlichkeit.

Gergely
So und jetzt ist halt dann die Frage: Wie kann man mit so einer Situation umgehen?

Also ich kann mich in so einer Situation erstmal als Opfer fühlen und denken 'naja, irgendwer anders hat es verbockt und ich habe damit nichts zu tun, also suche ich nach einem Schuldigen, der es verbockt hat'. Und das ist eine Möglichkeit und diese Möglichkeit wählen auch recht viele Menschen. Und ich kann jetzt von mir sprechen: So diesen kurzen initialen Gedanken haben wir ja auch. Es geht darum, sich dessen bewusst zu sein: Wie funktioniert denn eigentlich so der menschliche Verstand? Und kurz dann auf die Bremse zu gehen und sagen 'okay, jetzt gucke ich mir die Situation noch mal an. Was passiert hier, wie bin ich eigentlich drauf' – weil diese Schuldigen-Suche führt nicht zu einer gesteigerten Stimmung, weil die andere Möglichkeit ist, zu sagen 'okay, ich bin mir darüber bewusst, dass ich etwas mit der Situation zu tun habe'. Also ich habe diese Situation in irgendeiner Form mit erschaffen und dann ist halt die Frage: Und wie habe ich das gemacht oder wie haben wir das gemacht?
Und bei uns beiden war es so, dass wir vorher keine klaren Verantwortlichkeiten geklärt hatten, also das war unsere Aufgabe: festzulegen, wie wir diese Aufnahmen gestalten wollen. Und das haben wir nicht gemacht und das hat dann in der Form nicht funktioniert.

Arne
So und dann haben wir diesen Empörungsimpuls eben unterlassen und haben uns auch die Frage gestellt 'okay, was lernen wir jetzt daraus?'

Und als nächster Schritt ist das dann so: Okay, wir müssen jetzt klare Verantwortlichkeiten definieren. Also wer stellt sicher, dass die eine Kamera eingeschaltet ist? Und wer stellt sicher, dass die zweite und dritte Kamera immer eingeschaltet ist? Und das gleiche für die beiden Audio-Quellen, auf denen wir aufgenommen haben. Und das dann in Klarheit und in Wertschätzung zu sagen, und das ist absolut möglich, auch ohne vorher auf die Schuldigen-Suche zu gehen. Und wenn du vorher nicht auf diese Schuldigen-Suche gehst, sondern bereit bist, etwas, was für dich nicht funktioniert hat, erstmal anzuerkennen, dann ist es auch leicht, ein Learning abzuleiten und sich neu auszurichten. Dann ging das ganz schnell, dann haben wir einfach gesagt: Ok, du stellst sicher, dass Kamera 1 und Audio 1 läuft und du stellst bitte sicher, dass Kamera 2 und 3 und Audio 2 immer läuft. Passt das so für euch? Und dann haben die beiden zugesagt: Ja, das passt, fertig. Und ab dann hat das auch super funktioniert.

Gergely
Und es ist ja auch nicht wirklich viel passiert, denn wir hatten mit 2 Audio-Spuren, also von daher war alles okay. Aber dann irgendwann zu sagen 'okay, das und das funktioniert nicht und jetzt habe ich den Mut, das in der Form anzusprechen und jetzt treffen wir eine gemeinsame Vereinbarung' – je öfter man das selber macht, umso einfacher fällt es einem auch.

Gergely
Und wir hatten ein zweites Learning.
Unser zweites Learning war folgendes: Wir hatten ursprünglich sieben Kapitel geplant und wir haben sechs Kapitel vor Ort gedreht und das letzte Kapitel war geplant als eine Q&A-Session – also Frage und Antworten. Und da hatten wir geplant, dass wir so Fragen, die neue Führungskräfte oder angehende Führungskräfte uns häufig stellen, im Video vorstellen und auch unsere Sicht darauf beantworten. Und jetzt hatten wir aber, als wir Kapitel sieben starten wollten, einen Konflikt. Also Arne und ich hatten einen Konflikt und der Konflikt war folgender: Einer von uns beiden hatte die Erwartung, dass wir diese Fragen oder unsere Antworten einfach frei vorstellen und uns spontan abwechseln – und einer hatte erwartet, dass wir das gut strukturiert vorbereiten und dann aufteilen, wie wir es konkret machen. So und jetzt haben wir diese unterschiedlichen Erwartungen erst festgestellt, als wir das letzte Video drehen wollten und insgesamt nur noch relativ wenig Zeit war.

Arne
Ja, und dieser Mangel an Zeit hat erstmal auch nicht dazu beigetragen, dass wir jetzt total entspannt waren und das so in Leichtigkeit ging, und das ist vielleicht auch nachvollziehbar. Nach zwei langen Drehtagen, spät nachmittags, am zweiten tag. Wir hatten noch irgendwie eine halbe Stunde Zeit und das war eine echt blöde Situation und vielleicht kennst du ja auch ähnliche Situationen und dann irgendwie die Frage: Was mache ich jetzt? Also, wie gehe ich dann damit um? Und entweder fühlen wir uns selber nicht verstanden. Der andere hätte das ja vorher sagen sollen und das ist dann auch wieder blöd und und dann tauscht man sich vielleicht da hin und her, ja versteh ich, aber du hättest ja auch... und so weiter.

Und dann kommt man halt nicht weiter, dann bleibt man in dieser Situation irgendwie drin und auch in diesem Gefühl.

Und die Alternative ist: Du kannst halt auch auf Augenhöhe erstmal schauen, was ist jetzt eigentlich los und was hab ich mit der Situation zu tun? Mit der Absicht, das zu lösen.

Gergely
So und genau. Und was haben wir gemacht? Als uns aufgefallen ist, dass wir unterschiedliche Erwartungen hatten und nicht mehr allzu viel Zeit für die Aufnahme, waren wir erstmal beide mega gestresst.

Und unsere Intention für unsere Zusammenarbeit miteinander und auch für unsere Seminare ist ja Leichtigkeit in der Zusammenarbeit und diese Leichtigkeit hatten wir in den Minuten dort überhaupt nicht. Und gleichzeitig, worauf wir aber vertrauen konnten, war, dass wir diese Leichtigkeit und auch dieses Vertrauen miteinander, dass wir das beide wiederherstellen können, weil wir wollen das einfach – also wir haben das quasi so als Zusammenarbeitswert für unsere Zusammenarbeit aufgestellt.

Arne
So und dann waren wir in dem Moment aber auch beide nicht mehr in der emotionalen Verfassung, jetzt irgendwie wieder in Leichtigkeit eine Aufnahme hinzubekommen.

Was uns aber sehr wichtig ist, ist, dass wir nur professionelle Produkte rausgeben und da ist auch eine Bedingung, dass die Aufnahme dann entweder in Leichtigkeit stattfindet oder gar nicht. Also haben wir uns entschieden, den Dreh dann an Ort und Stelle abzubrechen und das zu beenden.

Das war eine gute Entscheidung, aber die Stimmung war schlecht.

Und was ich an der Stelle richtig cool gefunden hab: Dass du gesagt hast, wenn wir jetzt so abbauen und und so heimgehen, das ist doch jetzt doof in so einer Stimmung alles zu beenden.

Gergely
Und ja, genau. Dann hatten wir uns entschieden, dass wir rausgehen und unseren Konflikt bei einem Spaziergang lösen. Ja, und erstmal ging es bei uns darum, zu klären: Was waren denn eigentlich die konkreten Erwartungen? Und die konkreten Erwartungen waren – das haben wir dann recht schnell festgestellt – einmal, dass wir diesen Part in Natürlichkeit und Spontanität abwechselnd machen.
Und auf der anderen Seite war die Erwartung, strukturiert vorbereitet den Inhalt genauso aufnehmen.

Arne
So und welche Erkenntnisse können wir jetzt daraus ableiten? Also was hat der eine oder der andere nicht gemacht und was können wir daraus lernen? Und bei uns war das so: Wir haben beide unsere Erwartungen vorher nicht gesagt und wir haben beide nicht vorher gesagt, was wir vom anderen wollen und auf welche Art und Weise wir konkret diesen Part durchführen wollen.

Gergely
So und der dritte Schritt dabei war, dass wir geguckt haben: Das ist jetzt Status quo, da stehen wir jetzt, aber was können wir für das nächste Mal lernen? Also was können wir beim nächsten Mal anders machen? Welche Vereinbarungen können wir fürs nächste Mal treffen, sodass die gleiche Situation nicht nochmal auftritt oder dass wir nicht nochmal die gleiche Situation erschaffen? Und bei uns war das dann folgende Vereinbarung: Wir haben gesagt 'ok, wir kommunizieren beide vorab unsere Erwartungen. Und wenn diese unterschiedlich sind, können wir das schon vorab klären.'

Arne
So und insgesamt hat dieser ganze Prozess, den wir jetzt hier auch geschrieben haben, für uns 20 Minuten gedauert, also mit Emotionen und mit Klärung und mit Verstehen und mit Vereinbarungen treffen. Und wir haben uns danach umarmt und sind wieder in den Raum gegangen und haben mit den Kollegen alles abgebaut und am Abend, als ich am Flughafen saß, haben wir noch miteinander telefoniert und ein ganz tolles Gespräch gehabt und haben uns beide nochmal dafür entschuldigt und sind wieder voll in Frieden miteinander, auseinandergegangen und waren ganz im Frieden mit dieser Situation.

Gergely
Genau. Und das Kapitel 7 werden wir dann in entspannter Atmosphäre in den nächsten Wochen aufnehmen. Wir sind ja beide viel unterwegs – von daher werden wir uns nochmal am gleichen Ort sehen und an alle Zuhörer: Wir wünschen euch ganz viel Leichtigkeit und ganz viel Freude in der Zusammenarbeit mit deinen Mitarbeitern, mit euren Mitarbeitern, Partnern, Chefs und bis zum nächsten Mal!

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