#037 “Der Shortcut zur Konfliktlösung”

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast.

Gergely
Hallo, Arne. Hallo, zusammen.

Arne
Wir wurden auf einer Leadership21-Veranstaltung in der letzten Woche gefragt, welchen Shortcut man als Führungskraft nehmen könne, um eingefahrene Konflikte schnell zu lösen.

Und was das heißt und was es bedarf, um Konflikte schnell zu lösen. Und das ist das Thema des heutigen Podcasts – und mal vorausgeschickt: Ein Konflikt, das ist erstmal nur eine unerfüllte Erwartung.

Und die kannst du in allen Situationen haben, also setz dich auf dein Fahrrad, da hat einen Platten und schon hast du einen Konflikt. Oder du möchtest mit einem Mitarbeiter in einem Mitarbeitergespräch was ansprechen, was du gerne in der Zusammenarbeit anders hättest, traust dich aber nicht, das konkret anzusprechen, dann hast du danach ein Konflikt mit dir. Ja, natürlich kannst du auch Konflikte mit anderen Menschen haben, also unerfüllte Erwartungen, die du an sie hattest oder die sie an dich hatten.

Und einen Konflikt schnell zu lösen, bedarf erstmal zwei Dinge: zunächst ein positives oder zumindest neutrales Bild über die andere Person zu haben, also nicht 'da kommt wieder mein Chef, der cholerische Chaot' oder 'da ist wieder mein Mitarbeiter, der faule Performer' (das ist halt kein neutrales oder positives Bild), und als zweites bräuchtest du die eigene Bereitschaft, mit der anderen Person auf Augenhöhe umzugehen, also irgendwie keinen Machtkampf am laufen zu haben von deiner Seite aus. Das heißt, dass es dir nicht darum geht, Recht zu haben und auch nicht darum geht, die andere Person irgendwie schlecht dastehen zu lassen.

Gergely
Wir hatten in der Veranstaltung gesagt, dass es einen Shortcut nicht gibt, und wir haben uns im Nachgang über dieses Thema nochmal ausgetauscht und würden die Frage jetzt etwas anders beantworten. Denn für einen Shortcut, also für eine schnelle Problemlösung oder Konfliktlösung, brauchst du erstmal den Respekt der anderen Person gegenüber. Und du kannst dir deinen Zugang zu anderen Menschen vorstellen wie ein Straßennetz – und zu jedem Menschen hast du eine unterschiedlich gut ausgebaute zwischenmenschliche Straße, also einen unterschiedlichen Zugang, und das steht dann stellvertretend für deine Bereitschaft, für Respekt und Offenheit der anderen Personen gegenüber.

Und wenn du zum Beispiel in so einem positiven Umgang oder in einer positiven Einstellung bist und einen guten Zugang hast, kannst du ganz klar sagen, wenn für dich etwas nicht funktioniert hat, also zum Beispiel 'du, Hans Peter, du hast doch gestern in der Präsentation die Arbeitsergebnisse im Team so dargestellt, als hättest du sie alleine erarbeitet und es stimmt ja nicht, denn ich hab ja ebenfalls dazu beigetragen. Und von daher: Wenn du beim nächsten Mal die Ergebnisse präsentierst, dann nenne mich bitte ebenfalls beziehungsweise wenn es für dich ok ist, dann würde ich gerne den nächsten Zwischenbericht präsentieren. Ist das ok für dich?' Das ist zum Beispiel eine Art, wie du ganz klar den Konflikt ansprichst und dann geht ihr in den Dialog miteinander und dann sagt Hans Peter seine Meinung, dann sagst du wieder deine Meinung und das ist eine schnelle Konfliktlösung.

Und du hast dann hier auf der zwischenmenschlichen Ebene eine vierspurige Autobahn mit Standstreifen zwischen dir und der anderen Person. Und da geht es ganz schnell und das ist der Shortcut für schnelle Konfliktlösung.

Arne
Und anders ist es, wenn du negativ über die andere Person denkst, oder wenn es darum geht, Recht zu haben und wenn es dir nicht primär darum geht, den Konflikt zu lösen. Dann seid ihr unvollständig miteinander, dann steht was zwischen euch und dann hast du halt keine vierspurige Autobahn, sondern eher sowas wie ein Feldweg mit vielen Schlaglöchern zu anderen Personen. Das ist dann eben nicht schnell und leicht. Und wie sprechen Menschen miteinander in so einem Fall wie Beispiel Hans Peter? Ja, wenn die einen Konflikt haben, dann gibt es irgendwie zwei Möglichkeiten. Das wird dann häufig offensiv angesprochen nach dem Motto 'Was war das denn heute mit der Präsentation, du stellst dich da einfach hin und stellst die Ergebnisse so vor, als hättest du das alles alleine gemacht'. Und es kann sein, dass Hans Peter auf so eine Aussage nicht positiv reagiert. Oder oft sprechen Menschen das auch unklar an, also Menschen, die sich nicht sicher sind, sprechen das dann so schwammig an und dann sagt man vielleicht 'du, Hans Peter, du hast ja heute präsentiert, das war echt super, wie du das vorgetragen hast und ich finde es auch insgesamt wichtig, dass wir alle wertschätzend miteinander umgehen und wenn man gemeinsam an was gearbeitet hat, dass dann auch alle Teile der Arbeitseinstellung in der gleichen Gewichtung in der Präsentation vorkommen'. Und dann sind später wahrscheinlich irgendwie Fragezeichen über dem Kopf und er denkt sich nur: Ja, hört sich gut an, was der andere sagt, er hat gar nicht verstanden, was du von ihm willst.Du sprichst in vielen Konjunktiven oder benutzt indirekte Formulierungen wie 'man' und redest nicht von 'ich' und sagst vor allem nicht klar, was du eigentlich willst und was eigentlich dein Konflikt ist, was dich stört.

Und dann denkst du vielleicht, das ist bei dem angekommen und beim nächsten Mal wird er mich schon nennen.
Und wenn er das dann beim nächsten Mal nicht macht, dann hast du nicht nur so einen Feldweg zu Hans Peter, sondern dann liegt da ein riesiger Baumstamm mitten auf dem Weg.

Gergely
Und jetzt gibt es mit so einem Baumstamm mitten auf dem Weg definitiv keinen Shortcut mehr, weil jetzt müsstest du erstmal bereit sein, diesen Baumstamm beiseite zu räumen. Also es heißt, es geht jetzt nicht mehr um eine fachlich sachlich inhaltliche Lösung, sondern jetzt hast du den zwischenmenschlichen Zugang, also den Zugang auf der Beziehungsebene zu Hans Peter, verloren. Und diesen müsstest du erstmal wieder aufbauen und das ohne den Wunsch, Recht zu haben und ohne den Hans Peter blöd dastehen lassen zu wollen, sondern in dem Bewusstsein, dass du ebenfalls was mit der Situation zu tun hast. Denn nur, wenn du etwas mit der Situation zu tun hast, hast du auch die Möglichkeit, das Thema zu lösen und dafür müsstest du erstmal bei dir ansetzen – also bei deiner Bewertung Hans Peter gegenüber. Oder wenn du dich unterlegen fühlst, bei deinem Unterlegenheitsgefühl ansetzen: Wieso ist es denn eigentlich so? Wieso ticke ich so und wie kann ich dieses Unterlegenheitsgefühl für mich loswerden? Oder andere werden auch offensiv. Und wenn du offensiv wirst, wenn du das merkst und wenn du weißt, dass du immer wieder so eine Offensivitätsschleife hast, dann müsstest du auch mal bei deinem Bild über die andere Person ansetzen. Und diese Selbstreflexion und diese Selbsterkenntnis, was du mit den Konflikten zu tun hast und wie du diese Konflikte wertschätzend lösen kannst, ist Inhalt von Leadership21, also von der Führungsphilosophie, die wir in unseren Seminaren beziehungsweise den Trainings vermitteln. Und falls du dich dafür interessierst, dann findest du die Links in den Show-Notes. Klick gerne drauf, schau dir gerne unsere Seite an. Wir freuen uns, wenn du Kontakt mit uns aufnimmst.

Und zum Schluss von diesem Podcast möchten wir dir noch einen Hack mitgeben oder einen Tipp, den du bei Konfliktlösung gut und leicht anwenden kannst: Wir verwenden in Konfliktlösungsgesprächen häufig den Ausdruck 'das funktioniert für mich nicht' – also wenn der andere etwas gemacht hat, wo wir uns denken 'irgendwie passt das nicht', dann sprechen wir das häufig mit 'das funktioniert für mich nicht' an, denn dieser Satz ist erstmal neutral und vorwurfsfrei. Und wir wünschen dir ganz viel Erfolg und Leichtigkeit beim Ansprechen und Lösen von Konflikten und freuen uns auf das nächste Mal, wenn du wieder einschaltest. Dir eine schöne Woche, ciao, ciao!