#030 Empathie in der Führung

In dieser Episode des Leadership21-Podcasts sprechen Arne und Gergely darüber, ob die Frage "Wie geht es dir?" als Einstieg in Teammeetings sinnvoll ist – oder eben nicht. Denn Empathie wird von vielen Menschen oft falsch verstanden. Wenn du wissen willst, was der Unterschied zwischen Smalltalk und Empathie ist, dann hör gerne in diese Folge.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast. Hallo, lieber Gergely. Wie geht es dir?

Gergely
Hi Arne. Hallo, zusammen. Und wie geht's mir? Ich hatte heute einen richtig produktiven Tag und damit geht es mir grad wirklich gut.

Arne
Und das ist auch das Thema der heutigen Folge – und zwar ist dieser Satz "Wie geht es dir?" als Meeting-Einstieg eigentlich sinnvoll? Also für mich als Führungskraft zum Beispiel?

Gergely
Und ich hatte vor einiger Zeit ein Teamcoaching mit einer Abteilung und der Chef hat mir im Vorgespräch erzählt, dass er Empathie ablehnt.
Und er kann nichts mit Empathie anfangen und dann habe ich erst mal nachgefragt: Wieso eigentlich? Und er hat gemeint: Empathie führt zu Unproduktivität.

Und dann sind wir ins Gespräch gekommen und ich wollte verstehen: Wie kommt er da eigentlich drauf oder welche Verknüpfungen hat er mit Empathie?

Und er hat gemeint, dass er in einem Führungsseminar gelernt hätte, erstmal empathisch in Meetings einzusteigen und das zu zeigen, indem man am Anfang von einem Meeting fragt, wie es den einzelnen Leuten geht.

Und wenn es dann zehn Leute sind, dann sagen mehrere Leute etwas, weil einige Menschen steigen dann in in 2er-Meetings oder auch in größeren Meetings ein mit "wie geht es dir?" oder auch mit sowas wie "Wie war das Wochenende?" oder "und auch viel zu tun?" oder "was machst du am Wochenende?"

Also ich fand diese Aussage ganz interessant, dass das für ihn dann der Kernpunkt von Empathie war, denn ich kenne das von meiner Seite ebenfalls, also wenn ich mir denke 'boah, heute habe ich echt viel zu tun.' Der Tag ist durchgeplant. Ich bin dann im Flow bei der Erledigung von Sachen, gehe von Meeting zu Meeting und dann merke ich: Okay, es ist schon Meetingwechsel. Dann breche ich die eine wichtige Diskussion in dem einen Meeting ab, weil das nächste Meeting startet und bin dann gedanklich in dem Thema. Dann komme ich rein ins Meeting und dann fragt jemand: Wie gehts dir?

Und das ist für mich auch in diesem Modus erstmal ein Break, vor allem wenn es mehr eine Floskel ist als ein wirkliches Interesse an der Person. Also ich bin dann häufig geistig erst mal raus aus diesem Arbeitsflow.

Und es geht bei Empathie, zu unterscheiden:
Wie wirkt eigentlich die andere Person auf dich? Und was nimmst du eigentlich bei der anderen Person wahr? Oder ein "Na, wie gehts dir?" als Floskel dir anzutrainieren.
Und ich habe den Eindruck, dass in einigen Teams diese Frage zum Wohlbefinden oder zum Wochenende instrumentalisiert wird und eher wie so ein verlegener Smalltalk gestaltet wird als eine wirkliche, empathische Verbindung miteinander. Und das konnte ich bei der Führungskraft, die mir das erzählt hat, auch absolut nachvollziehen, denn das ist mit Empathie gar nicht gemeint. Was ist eigentlich mit Empathie gemeint?
Also was heißt denn eigentlich Empathie? Empathie heißt sowas wie: sich in den anderen hineinfühlen.
Und Empathie heißt nicht – und wird auch meistens häufig verwechselt mit – Smalltalk über Belangloses.

Und einige machen das auch bei Check-ins bei einem Gruppen-Meeting. Dann gibt es einen Check-in, bei dem dann jeder kurz was zu sich sagt, so One-Word-Barometer. Und das funktioniert nur dann, wenn es als Empathie gemeint ist. Es funktioniert nicht, wenn es als Floskel oder als Tool genommen wird. Ich war zum Beispiel in einem Gruppen-Meeting mit dabei und da hat einer erzählt: "Oh, meine Frau liegt gerade krank im Bett und die Kinder haben Fieber. Ich bin total gestresst."
Und dann hat der Moderator in dem Meeting gesagt: "Okay, und der nächste?"

Also das war tatsächlich eine ganz komische Situation, weil es so ein 'okay, jetzt kann jeder kurz was sagen, aber ohne wirkliches Interesse an dem anderen, sondern nur als Tool' war – und das ist nicht Empathie, sondern das ist eher ein 'Wir haben gelernt, Check-in ist wichtig für eine gute Team-Atmosphäre, also machen wir eins.! Aber dieser Check-in nützt überhaupt nichts ohne wirkliches Interesse an der anderen Person oder an dem anderen Menschen.

Und wenn es in Meetings oder in der Arbeitsatmosphäre erstmal um eine kurzfristige Klärung von Unternehmensumsatz geht oder um die Definition der Marketing-Strategie oder um die Identifikation von Ursachen für Produktionsausfälle, dann geht es erstmal nicht um Empathie und noch viel weniger um Smalltalk.

Und von daher: Wenn wir in der Zusammenarbeit in so einem Arbeitsflow sind, steigen wir meistens in Meetings auch mit dem Meeting-Thema ein. Und dann, wo wir in Richtung Empathie umschalten oder auf die andere Person eingehen, das ist dann eher sowas wie, wenn uns dann auffällt, dass der andere unruhig ist oder dass ich auch selbst unruhig bin oder dass der andere in einer Ablehnungshaltung ist oder geistig woanders ist.
Dann fragen wir häufig nach und auch empathisch nach, wie zum Beispiel: Du, beunruhigt dich gerade irgendetwas? Oder fragen: Ich nehme dich als angespannt war, ist alles okay? Und das ist dann die Verbindung zu anderen Personen.

Arne
Wir machen das bei unseren Daily Huddles als Ritual, dass wir das One-Word-Barometer morgens abfragen und da ist auch wirklich Raum für diese Ausschläge und das echte Interesse da. Und das ist auch der Sinn. Das ist also keine Floskel und kein Smalltalk und da kommt auch Real-Talk bei rum.

Und heute war mein erster Tag nach meinem Urlaub, da hatte ich auch ein Meeting mit jemandem, der hat mich dann gefragt: Und wie war dein Urlaub? Dann hab ich gesagt: Ich könnte jetzt sagen gut, aber das wird meinem Urlaub gar nicht gerecht und ich möchte das jetzt gar nicht erzählen, sondern das machen wir ein andermal, weil ich schon so im Thema drin war und auch wirklich loslegen wollte und mich schon vorbereitet hatte auf den Termin und wir uns auch sehr nahe sind bei uns in der Firma, sodass ich auch gerne ganz erzählt hätte und ich weiß auch gar nicht, ob die Frage als Floskel gemeint war. Wahrscheinlich war sie aufrichtig gemeint. Ich hatte aber für mich gar nicht den Raum, jetzt differenziert darüber zu sprechen.

Also darfst du dir erlauben, bei Meetingsbeginnen gleich mit dem fachlichen Thema anzufangen und Smalltalk ist kein Ersatz für Empathie, sondern Smalltalk ist Smalltalk. Und du hast immer die Möglichkeit, empathisch zu sein – auch ohne dass du mit einer Empathie-Frage oder einer Smalltalk-Floskel als Frage beginnst, sondern du kannst zu jederzeit in jedem Termin oder in jedem Gespräch, wenn dir bei deinem Gegenüber was auffällt, sagen: Hör mal, ich hab den Eindruck, du wirkst irgendwie gestresst oder ist irgendwas? Was ist los? Also das kannst du dann auch wirklich erfragen und wenn ich das nur als Einstieg in den Termin sage – in der Hoffnung, dann wirke ich nett auf die andere Person und dann ist die auch nett zu mir oder macht, was ich will – das ist auch keine Empathie, das ist ein Deal. Also das funktioniert auch nicht.

Gergely
Wenn du keinen Smalltalk am Anfang eines Meetings führst, heißt es nicht, dass du nicht empathisch bist.

Und genauso andersrum: Wenn du mit Smalltalk beginnst und erstmal irgendwie fragst 'wie geht es dir?', heißt es auch gleichzeitig nicht, dass du empathisch bist. Letztendlich sagt es darüber erstmal gar nichts aus. Empathie ist nochmal was anderes. Empathie ist, beim anderen zu sein, dem anderen wirklich zuzuhören und aus dieser Wahrnehmung heraus in Kommunikation mit der anderen Person zu sein.

Arne
Und wenn ich dann was erlebe, dann kann ich auch fragen: Bist du gerade angespannt? Und wenn ja, was ist los? Sollen wir das Meeting verschieben? Oder ich hab den Eindruck, dass du distanziert zu mir bist, ist das so? Und hab ich vielleicht was gemacht, was für dich ungünstig war?

Oder auch mal empathisch zu sagen: Danke, dass du immer so offen und respektvoll mit mir bist, es macht mir wirklich Spaß, mit dir zusammenzuarbeiten. Das ist auch ein Ausdruck von Empathie.

Wenn dir die Folge gefallen hat, mach das gerne bemerkbar und abonnier den Podcast und wenn du Leadership21 für dich oder für dein Unternehmen nutzen möchtest, dann klick gerne auf den Link. Hier ist ein Kalender-Link in den Show-Notes. Und vereinbare einen Termin bei uns und informiere dich darüber, wie du Leadership21 für dich und dein Unternehmen nutzen kannst. Und dann hören wir uns beim nächsten Mal wieder, bis dann, ciao!

Gergely
Danke euch, ciao!

Jede zweite Woche neue Inspiration für dein Persönlichkeitswachstum!

Du möchtest jede zweite Woche einen neuen Impuls, um dich selbst persönlich weiterzuentwickeln?
Melde dich jetzt für unseren Newsletter an!