#029 Stress vor dem Urlaub

In dieser Folge des Leadership21-Podcasts sprechen Arne und Gergely über das Thema Urlaub. Sie diskutieren, ob man vor dem Urlaub unbedingt urlaubsreif sein muss, um sich eine Auszeit zu gönnen, und wie man sich im Urlaub am besten erholen kann. Außerdem geht es darum, wie man im Job produktiv und energiegeladen bleiben kann und wie sich das auf die Qualität der Arbeit auswirkt.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast. Schön, dass ihr eingeschaltet habt und dran seid. Hi, Gergely, wie gehts dir?

Gergely
Hi, Arne, super, dankeschön, alles cool.

Arne
Wir hatten beide Urlaub und ich war in Dänemark mit der Familie und ja, ich bin seit dem Wochenende zurück und du warst auch im Urlaub, oder?

Gergely
Ja, genau wir waren auch im Urlaub. Wir waren auf Sardinien mit einer befreundeten Familie, auch mit kleinen Kindern, sodass unser Sohn auch mit deren Tochter gut spielen konnte, und ich war recht viel beim Kitesurfen, also wir hatten wirklich eine fantastische Zeit.

Arne
Genau. Und wir wollen uns heute mal über Urlaub unterhalten, deswegen haben wir das auch als Einleitung gewählt. In der Urlaubszeit nehme ich das ganz häufig so wahr, das hat mir auch die Tage wieder jemand erzählt: Sie ist jetzt auf dem Weg in den Urlaub und hat noch eine Übergabe zu machen und es ist irgendwie immer ganz hektisch und die letzten Tage vor dem Urlaub sind total stressig, sodass die Leute dann wirklich sagen, sie sind urlaubsreif. Kennst du das auch? Also ist das bei dir auch so?
Musst du irgendwie urlaubsreif sein, um dir Urlaub zu gönnen oder um in den Urlaub zu können? Und bist du eigentlich immer platt und erschöpft, wenn du in den Urlaub kommst?

Gergely
Also ich kenne das eher von früher. Früher hatte ich solche Zeiten, wo ich mir gedacht habe: Boah, ich stress mich jetzt wochen- oder manchmal monatelang rein und irgendwann waren die Akkus komplett leer und dann habe ich mir überlegt: Jetzt bin ich wirklich urlaubsreif und hab diese Erholungszeit auch gebraucht.

Und es gibt viele Leute – das ist mir dann vor allem nach der Urlaubszeit aufgefallen – die dann zurückkommen aus dem Urlaub und dann ist irgendwie Mittwoch oder Donnerstag oder Freitag und dann sagen die: Boah, jetzt bin ich ja so gestresst. Mein ganzer Urlaub ist emotional schon wieder voll aufgebraucht.

Und an alle, die uns zuhören: Du kannst dich ja mal fragen: Wie ist es denn bei dir? Gehst du in den Urlaub, so dass du wirklich voll ausgepowert und urlaubsreif bist und dich dann erholst? Wie lange hält bei dir eine Erholung? Wie geht es dir danach? In welcher Qualität, in welcher Art und Weise arbeitest du dann? Und das mit diesem Urlaub mit dem Aufladen und Batterie wieder leer – das hört sich so ähnlich an, als wenn man selbst eine Handy-Batterie, die häufig an der unteren Entladungsgrenze gehalten wird und mal laden wird es dann auf 30% auf und dann wird es wieder auf 10% entladen, aber letztendlich ist es immer wieder so im roten und gelben Bereich – also dann Kurzurlaub, wieder vielleicht voll aufladen, aber dann wieder ganz schnell entladen.

Und jetzt ist halt die Sache: Wir Menschen haben halt nur ein Leben.

Und die Frage ist: Willst du dieses Leben an die untere Entladungsgeschwindigkeit bringen, also in der Zeit, wo du arbeitest oder vielleicht zwischen 20 und 64 oder 67, je nachdem wann Renteneintrittsalter ist? Also ist es das, wie du dir dein Leben vorstellst? Oder auf der anderen Seite: Wie wäre es denn, im Job voller Energie zu sein und dann in den Urlaub zu starten?

Und einige verbinden damit, dass das so etwas ist, wie die Füße hochzulegen – also von 'na gut, wenn ich mich nicht voll reinhänge und mich voll auspowere, dann chill ich ja nur den ganzen Tag und dann bringe ich ja auch wenig Output'.
Und ich kenne das von mir selber in der Form: Ich hatte Monate im Job, in denen ich ultra produktiv gearbeitet habe und mich gleichzeitig am Freitagabend oder spätestens am Samstag wieder auf Montag gefreut habe, weil ich gewusst habe, da kann ich wieder an meinen Aufgaben arbeiten. Und ich hab das mega gerne gemacht, also ich hab mich voll reingehängt und gleichzeitig kam auch viel fürs Unternehmen heraus.
Das ist letztendlich möglich. Oder ich habe auch meinen Rechner mitgenommen in den Urlaub und daraus habe ich eher Energie gezogen, als dass mich das damals Kraft gekostet hätte – also sowas wie: Ich war produktiv und hatte Spaß dabei. Das geht auch.

Wie ist es bei dir, Arne?

Arne
Ja, bei mir ist es heute auch anders als früher. Ich bin ja Gründer und selbstständiger Unternehmer – eigentlich seit 14 Jahren – und wir haben die allererste Zeit extrem viel gearbeitet, auch wenig Urlaub gemacht, auch wenn ich immer Partner hatte, mit denen ich gemeinsam gearbeitet hab.
Ich hab mir aber diesen Urlaub erst immer selber zugestanden, also als Auszeit und so weiter, wenn ich erschöpft war. Also dieses 'erschöpft sein' war quasi die Rechtfertigungsgeschichte von mir selbst, dass ich mir auch mal Urlaub nehmen darf. Ja, und das habe ich dann aber auch immer so hinbekommen, dass ich dann auch wirklich immer erschöpft war. Das hat einen riesigen Nachteil: Ich bin total erschöpft in den Urlaub gegangen und konnte das gar nicht richtig genießen und konnte mich nicht wirklich einbringen bei der Familie, sondern war erstmal so platt und das hatte ganz viel damit zu tun, dass ich mir diesen Urlaub gar nicht zugestanden hätte, wenn ich nicht bis an die Erschöpfungsgrenze gearbeitet hätte. Und das war total dysfunktional für eine gute Zeit.

Gergely
Was würdest du sagen: Warst du in der Zeit, in der du dich ausgepowert hattest, wirklich produktiv?

Arne
Genau das ist eben das Ding. Das war halt gekennzeichnet wahrscheinlich von viel mehr Aktionismus als von Produktivität, um nach außen hin darzustellen, wie beschäftigt ich bin, wie gestresst ich bin. Deswegen hab ich mir das so mein Leben geholt und ich war auch so gestresst, aber wirklich produktiver war ich gar nicht.

Gergely
Weil letztendlich ist beides möglich. Also es ist ja möglich, sowohl eine coole Zeit zu haben und produktiv zu sein. Und es ist möglich, sich auszupowern und zu denken 'boah, irgendwie sind die Batterien leer' und gleichzeitig auch produktiv zu sein. Wenn ich zurückdenke: Für mich waren die Zeiten am anstrengendsten, wo ich gedacht habe 'boah, irgendwie kommt da jetzt nicht der Output raus, den ich gerne hätte' und gleichzeitig war ich niedergeschlagen – also das ist mir am schwersten gefallen, wo ich mir gedacht hab, ich arbeite an Themen, die mir nicht so taugen oder macht das gerade so in die Richtung Sinn oder nicht. Und damit habe ich mich eher vom Energie-Level runtergefahren und da habe ich den Urlaub auch tatsächlich voll gebraucht – also ich hab dann die Tage bis zum Urlaub gezählt.

Und ich habe mich mit einigen Kollegen oder Freunden darüber unterhalten und auch bei mir geguckt. Und das hatte unterschiedlichen Background. Wann war es denn eigentlich so, dass ich vor dem Urlaub ausgepowert war? Und eine Möglichkeit ist zum Beispiel, größere Konflikte mit anderen Menschen im Unternehmen zu haben und sich dabei zu denken: Kann ich jetzt diesen Konflikt eigentlich lösen? Wie funktioniert das eigentlich? Können wir überhaupt langfristig in der Art und Weise zusammenarbeiten?
Das kann ein Thema sein.

Arne
Wenn es kein Konflikt mit einer anderen Person ist, ist es vielleicht die Aufgabe oder das Thema, an dem ich gerade arbeite. Und bei mir war das ganz oft so gekennzeichnet: Ich hab mir ganz oft konzeptionelle Themen, wo ich was aufschreiben oder niederschreiben wollte, kurz vor den Urlaub gelegt und wollte das oft noch vor dem Urlaub fertig machen, damit das dann irgendwie da ist und das ist etwas, was mir tendenziell viel schwerer fällt als zum Beispiel die letzten Themen, die ich jetzt vor meinem Urlaub hatte – auch gemeinsam mit dir oder im Leadership21-Kontext (wir haben noch ein Seminar gegeben in Berlin, und ich bin danach in den Urlaub). Das war etwas, was mir Energie gegeben hat. Wir waren danach auf der K5, also auf einer Messe, und das ist auch eher was, was mir Energie gibt, wenn ich mit Menschen im Dialog bin. Das fällt mir leicht, auch wenn das andere als stressig wahrnehmen, weil das einfach viel Zeit in Anspruch genommen hat. Aber das waren eben Aufgaben, an denen ich wirklich gerne arbeite. Und wenn ich an Aufgaben gearbeitet habe, die ich nicht so geliebt habe oder die mir schwerer gefallen sind, dann kommt noch eben dieses Gefühl dazu, dass ich dann unproduktiver bin oder dass es eben nicht gut oder fertig wird und das hat dann einfach noch mehr Energie gekostet.

Gergely
Ich vergleiche das total gerne mit einer Bergwanderung, also wenn du den Berg hochgehst und es gibt so Tätigkeiten, wo du oben am Berg ankommst und du denkst 'boah, wie cool, ich bin jetzt zwar erschöpft und ich brauch jetzt ne gewisse Zeit – vielleicht ein paar Minuten, vielleicht ein paar Stunden oder nach so einem Seminar oder wenn wirklich viel los war auch mal ein 2 Tage – aber du freust dich dann wieder auf das nächste Mal. So war es bei mir häufiger, wenn ich mich am Freitag auf Montag gefreut hab. Oder es gibt auch Sachen, wo sich die Leute denken: Boah, die ganze Bergwanderung ist ultra anstrengend. Ich mag keine Bergwanderung oder warum auch immer und dann bist du oben auf dem Berg und bist einmal körperlich fertig, aber auch gleichzeitig geistig fertig, weil du denkst: Irgendwas an den äußeren Randbedingungen stimmt nicht und hoffentlich muss ich nie wieder diesen Berg besteigen. Also es gibt letztendlich unterschiedliche Arten von Anstrengung, die auch unterschiedlich viel Regenerationszeit benötigen.

Und es gibt Menschen, die denken, ich muss mich voll auspowern – nur dann war mein Beitrag wertvoll.

Arne
Ja, genau.

Gergely
Also die definieren sich über das 'viel machen', übers Anstrengen. Es sollen auch möglichst viele Leute sehen.

Und sie sind auch selber ultra fertig und dann haben sie quasi den Urlaub verdient.

Arne
Und in dem Mindset war ich früher auch ganz lange unterwegs. Und das hat auch bei mir dazu geführt, dass ich dann erschöpft in den Urlaub gegangen bin. Es gibt aber auch andere Menschen, die produzieren eine ganze Menge Output und sind dabei eben nicht erschöpft, sondern machen das in Freude und in Leichtigkeit. Oder es gibt ihnen sogar Energie und die Frage ist: Wie bewertest du das? Ist das genauso viel wert oder ist das vielleicht sogar wertvoll oder ist das weniger wert für dich, wenn jemand mit weniger Anstrengungen sowas schafft? Du hast zwei Leute, die im Vertrieb arbeiten – und der eine hustelt sich total ab und und generiert damit irgendwie 800.000€ Umsatz in einem Quartal und der andere macht das mit wenigen Terminen, mit ganz viel Leichtigkeit und macht pünktlich Schluss und der schafft dann irgendwie 1.000.000 – also die Beträge sind gar nicht so weit auseinander. Aber was ist für dich mehr wert? Also worauf achtest du? Achtest du auf den Hustle und das Auspowern?
Oder achtest du mehr aufs Ergebnis?

Und auch die Frage: Wie gehst du bei dir selbst damit um? Also was gestattest du dir und wie? Die Frage ist nämlich: Je nachdem, wie du darüber denkst, so kannst du das auch entweder für dich in deinem Leben haben oder eben nicht. Also wenn für dich der Hustle im Vordergrund steht, dann wirst du immer Hustle haben und immer Anstrengung. Und wenn wirklich das Ergebnis im Vordergrund steht, nur dann ist es auch möglich, das auch in Leichtigkeit zu haben.

Gergely
Genau. Denn du bringst als Führungskraft letztendlich den Rahmen für die Kultur rein. Und achtest du in deiner Kultur im Team auf die Arbeitsergebnisse?
Und dürfen diese Arbeitsergebnisse auch mal auch erzeugt werden von Menschen, die mal später kommen, früher gehen, länger Mittagspause machen und häufiger Kaffee trinken gehen, aber letztendlich und gleichzeitig haben die fantastische Arbeitsergebnisse, weil die wissen, wo die genau ansetzen müssen? Oder bringst du eine Kultur rein von 'die Arbeitsergebnisse sind zweitrangig, hauptsache jemand ist ganz früh da, arbeitet ganz lang, nimmt am Wochenende den rechten Arm mit, schreibt abends oder ganz früh morgens noch E-Mails, macht kurz Mittagspause und wenn Mittagspause, dann bitte mit Arbeitsterminen'? Also das ist letztendlich die Kultur, die du als Führungskraft in deinem Unternehmen erschaffst und letztendlich möchten wir dir mit dieser Folge Fragen mitgeben, wie du auf 'Energie haben' im Unternehmen blickst oder wie du auf 'gestresst sein und urlaubsreif sein' blickst.

Eine andere Frage, die du dir stellen kannst: Bist du, wenn du merkst, du bist urlaubsreif, gerade vielleicht in einem größeren Konflikt mit jemandem?

Und wenn ja, was müsstest du mit der Person oder mit den Personen klären, um wieder in Frieden gemeinsam an einem Strang ziehen zu können – also wieder zu sagen 'okay, ich freue mich wieder darauf, diese Menschen zu sehen?

Oder eine andere Frage, die du dir stellen kannst, ist: Ist das Aufgaben-Thema, das du gerade bearbeitest, für dich in deinen Augen gerade sinnvoll? Passt das und wenn nein, was müsstest du daran ändern, damit es in deinen Augen wieder sinnvoll ist oder kannst du das aufhören? Kannst du mit dem Thema aufhören und sagen 'okay, diese Richtung hat nicht zum Ziel geführt, ich hör damit wieder auf?

Und insgesamt, was du dich fragen kannst, ist: Machst du das, was du machst, wirklich gerne?

Und wenn nein, dann besteht die Möglichkeit, das Thema auch zu delegieren, vor allem wenn du Mitarbeiter hast. Und vielleicht gibt es jemanden in deinem Team, der die Aufgabe sogar gerne macht, also je diverser das Team aufgestellt hast. umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand dabei ist, wo du denkst 'boah, diese Aufgabe, da hab ich überhaupt keinen Bock drauf' und die kannst du jemanden weitergeben und der oder die freut sich vielleicht auch genau darüber, diese Themen bearbeiten zu können.
Und vielleicht ist deine Antwort auf eine der Fragen, die wir gerade gestellt haben, auch schon mal ein erster Ansatz für die Lösung des Themas – also wie du wieder mehr eine entspannte Produktivität in dein Leben bringen kannst.

Und wir laden dich als Hörer des Leadership21-Podcasts ein, mal etwas Neues auszuprobieren. Denn wenn du es noch nicht kennst, dann laden wir dich dazu ein, wenn du Urlaub hast, in den Urlaub zu fahren, ohne urlaubsreif zu sein, sondern dir ein Leben zu erschaffen, wo du mit Energie und mit Freude in den Urlaub fährst und für dich ein Arbeitsumfeld schaffst, wo du dich darauf freust, aus dem Urlaub wieder zurückzukommen.

Arne
Ja, ist richtig schön geschlossen und wenn dir der Podcast gefällt, dann abonniere ihn gerne oder teile ihn mit Menschen, die ihn auch toll finden könnten. Wenn du Leadership21 für dich oder für dein Unternehmen nutzen möchtest, dann buche gerne einen Termin bei uns und sprich mit uns darüber. Du findest den Link in den Show-Notes zu diesem Podcast und damit sind wir raus und wir hören uns bei der nächsten Folge, bis dann!

Gergely
Danke, ciao!

Jede zweite Woche neue Inspiration für dein Persönlichkeitswachstum!

Du möchtest jede zweite Woche einen neuen Impuls, um dich selbst persönlich weiterzuentwickeln?
Melde dich jetzt für unseren Newsletter an!