#027 “Stay hungry”

In dieser Podcast-Folge von Leadership21 geht es um den bekannten Ausspruch "stay hungry". Arne und Gergely diskutieren, was der Satz bedeutet und welche Intention dahinter steckt. Sie hinterfragen die Vorstellung, dass Menschen nur dann erfolgreich sein können, wenn sie permanent in einem Zustand des Hungers oder unbefriedigter Bedürfnisse leben. Ist es nicht auch möglich, sich aus Lust und Freude an der Weiterentwicklung zu motivieren, anstatt aus Mangel oder Unzufriedenheit heraus?

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zur nächsten Ausgabe des Leadership21-Podcasts. Mahlzeit nach München, Gergely.

Gergely
Hi, Arne.

Arne
In manchen Unternehmen ist das so eine Einstellung, oder in manchen so Business-Kalender-Sprüchen taucht das auf, man sieht das auch schon mal als Kühlschrank-Magnet oder als Postkarte – diesen Ausspruch "stay hungry". Und wir haben uns darüber mal unterhalten und da mal hingeschaut: Was bedeutet das denn eigentlich oder was heißt das denn eigentlich – "stay hungry"?

Gergely
Genau. Also ein "stay hungry" heißt ja erstmal dauerhaft in einem Zustand von Hunger zu sein – beziehungsweise dauerhaft in einem Zustand eines unbefriedigten Bedürfnisses. Also das ist jetzt erstmal eine Ebene abstrakter gehoben und auf diesen Karten oder Kühlschrank-Magneten soll das ja eine bestimmte Intention ausdrücken oder es hängt ja eine bestimmte Absicht dahinter, wieso das gut sein soll, permanent hungry zu stayin. Und jemand, der permanent Hunger hat, der ist ja dann permanent auf Nahrungssuche. Das heißt, wenn jemand ein bestimmtes Bedürfnis nicht befriedigt hat, wie zum Beispiel jemand sagt 'ich möchte ein bestimmtes Ziel wie zum Beispiel einen Umsatz für das Unternehmen oder einen für mich definierten Erfolg oder eine bestimmte Karriere-Stufe erreichen' – wenn ich dieses Bedürfnis nicht befriedigt habe, dann bin ich dauerhaft auf der Suche danach und das heißt, die Motivation hinter diesem Spruch ist, ein Motivator zu sein, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Und diese Medaille hat aber eine Kehrseite. "Stay hungry" heißt: Du bist dauerhaft in dem Zustand des hungrig seins, beziehungsweise du bist dauerhaft in dem Zustand des 'mein Umsatz ist zu niedrig' oder 'ich bin noch nicht wirklich erfolgreich', also du hast permanent diesen Gedanken, irgendein Mangel oder irgendeine Unzufriedenheit im eigenen Leben und dann denken sich Leute 'okay ja, ich brauche mehr'. Also das heißt: 'Dann, wenn ich mehr habe, dann bin ich irgendwie erfolgreich, oder dann bin ich einflussreich oder angesehen oder wenn ich genug Wissen angehäuft habe, dann bin ich kompetent oder dann bin ich glücklich'.

Und wenn du dieses Ziel erreicht hast, dass du dir vorher gesetzt hast: Was ist dann?
Also sagst du dann 'boah, cool, jetzt habe ich einen bestimmten Abschluss oder einen bestimmten Umsatz' – und bin ich dann permanent zufrieden?

Also hattest du mal genau das reicht oder genau den Umsatz und dann gesagt, ab da war es wirklich super?

Und häufig ist die Antwort Nein, denn in diesem Mindset von "stay hungry" bist du auch dann, wenn du das Ziel erreicht hast, nicht wirklich angekommen – vielleicht hast du ein kurzes Sättigungsgefühl, aber das Mindset dahinter von "stay hungry" bleibt ja und dann setze ich mehr häufig ein nächstes Ziel oder ein höheres Ziel.

Arne
Und da steckt ja auch so die Vorannahme drin in "stay hungry", dass sich Menschen nur weiterentwickeln oder zielstrebig sind, wenn dieser Mangel und dieses Hunger-Gefühl da ist – also wenn sie sich außerhalb der Komfortzone in der Lernzone befinden und dass sie nur lernen, wenn das irgendwie von Mangel und diesem unerfüllten Bedürfnissen begleitet ist. Und das stimmt auch häufig. Also ich kann das auch von mir sagen, ich kenne das auch, ich hab auch so einen Antreiber und ich hab mich schon irgendwo hin bewegt aus diesem Mangel heraus. Nur welche welche Sache da oft außer Acht gelassen wird oder die Frage, die wir uns stellen können, ist: Ist das eine Kausalität oder ist das lediglich eine Korrelation? Also sind Menschen wirklich nur dann in der Lage, sich weiterzuentwickeln, wenn sie im Mangel sind, wenn sie unzufrieden sind? Wenn sie diesen Kontrast haben, den sie ausgleichen wollen, oder geht das auch anders? Und du kannst dir mal die Frage stellen, wenn du uns hier zuhörst: Entwickelst du dein Produkt oder deine Firma oder deine Abteilung eigentlich nur weiter, wenn du unzufrieden bist?
Oder entwickelst du dein eigenes Wissen nur weiter, wenn du unzufrieden bist?
Oder gibt es vielleicht noch einen anderen Ansatz?

Gergely
Genau. Und es gibt für Weiterentwicklungen oder um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, als Ausrichtung, und auch noch ein zweites Motiv.

Und dieses Motiv ist, weil ich Lust drauf hab.

Weil ich es einfach gerne mach, ich hab da Bock drauf. Und der Unterschied ist: Du musst auf dem Weg nicht permanent hungern.

Also, das heißt: Du kannst satt sein und Lust auf ein Creme Brulée oder irgendeinen anderen Nachtisch haben oder du kannst noch satt sein und mit dem Kochen deines Abendessens beginnen und dich wirklich darauf freuen.

Nur bei dieser Art der Motivation ist die Voraussetzung, auch wirklich Bock darauf zu haben.

Und wenn du dir jetzt denkst 'ich muss mich permanent zwingen, um irgendwas zu machen, oder permanent zwingen, um irgendwas zu erreichen, und wenn ich es dann erreicht hab, dann bleibe ich weiterhin hungry auf dem Weg, um das nächste zu erreichen', dann kannst du dich fragen: Willst du das wirklich oder willst du dir mit dem Erreichen dessen, was du dir vornimmst, vielleicht etwas beweisen? Oder willst du anderen Menschen etwas beweisen? Und klar kann es Zeiten geben, wo du auf dem Weg zum Ziel auch eine gewisse Energie hinzufügen musst, also was, was du mal als anstrengend wahrnimmst, aber du hast dann die Möglichkeit, dich wieder auf das Ziel zu fokussieren. Also ist es für dich eine vorübergehende Phase? Und dann kannst du dich am Ziel ausrichten und gucken 'boah, ich hab da wirklich Lust drauf, da hin zu gehen' oder ist es eine dauerhafte Anstrengung und dann kannst du dich oder beziehungsweise das Ziel noch mal hinterfragen. Und wenn du dann mit dieser Einstellung von 'Bock drauf haben' dein Ziel erreicht hast, dann kannst du auch ankommen – dann kannst du auch wirklich glücklich, zufrieden damit sein und nicht eine Unzufriedenheit aufbauen und in dieser Zufriedenheit kannst du dich neu ausrichten, neue Abenteuer suchen und dann losgehen für das, worauf du jetzt wieder neu Lust hast.

Arne
Und die Haltung, die für mich irgendwie eher funktioniert oder die wir repräsentieren oder unsere Lebenseinstellung dazu ist, mit unserem Business und mit unserem Leben so zufrieden zu sein, wie es ist – wie es gerade ist. Und aus Freude und Vorfreude darauf, was noch alles sein kann oder wo wir hinwollen, unsere neuen Ziele anzugehen und zu setzen und loszulaufen – also frei nach dem Motto: Sei zufrieden.

Und jetzt kannst du auch losgehen und jetzt kannst du auch weitergehen. Und beide Modelle kommen in der freien Wildbahn vor. Und du kannst dich einfach dafür entscheiden: Möchtest du das lieber auf die eine Weise machen? Also mit dem Mangel und dem Kontrast? Oder möchtest du das eher aus der Fülle heraus machen und aus Freude und Vorfreude, ohne dass du dafür leiden musst? Ja und da kannst du ja einfach mal hinschauen, wie das bei dir ist und dich auch neu entscheiden oder neu wählen.

Arne
In diesem Sinne sind wir mit dem Podcast ja schon wieder am Ende. Und freu dich gerne auf die nächste Ausgabe mit uns, bis dann, ciao!

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