#023 Das Problem mit guten Vorsätzen

Warum ist es für Menschen so schwer, gute Vorsätze umzusetzen? Genau darüber sprechen Arne und Gergely in dieser Folge des Leadership21-Podcasts. Sie gehen der Frage nach, wie der menschliche Verstand funktioniert und wie mentale und emotionale Verknüpfungen für die Bewertung von bestimmten Situationen unser Verhalten beeinflussen. Wenn du mehr dazu erfahren willst, hör gerne rein.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast.

Gergely
Hi!

Arne
So, nach einer kleinen Pause sind wir wieder zurück mit der nächsten Folge und heute sprechen wir darüber: Wieso halten wir Menschen uns eigentlich nicht an gute Vorsätze – oder oft nicht? Und das gibt es im privaten und im Business. Einige nehmen sich vor 'ich gehe früher heim und verbringe mehr Zeit mit der Familie' oder 'ich bleib im Büro so lange, bis ich meine Aufgaben erledigt habe.'

Oder andere nehmen sich vor 'ich bring mich jetzt zukünftig mehr ein mit meiner Meinung in Meetings' oder 'ich halte mich vielleicht stärker zurück und beziehe die Meinung anderer stärker mit ein'. Und wir hatten in der letzten Woche ein Leadership21-Alumni-Treffen, da kamen die Teilnehmer oder einige Teilnehmer aus dem letzten Jahr zusammen, die das 8-wöchige Online-Training absolviert hatten. Und eines der Themen war: Wie verändern wir nachhaltig etwas in unserem Leben oder Berufsleben und wann bleiben gute Vorsätze gute Vorsätze und dafür ist es erstmal wichtig zu wissen: Wie funktioniert der menschliche Verstand?

Gergely
Und es gibt eine Untersuchung, die besagt, dass wir Menschen pro Sekunde ungefähr 11000000 Informationen über unsere Nerven und Sinnesorgane wahrnehmen.

Und gleichzeitig können wir davon aber nur ungefähr 50 verarbeiten und wenn man sich das mal anguckt, das sind fast 0%.

Und ich weiß nicht, wie man das misst, aber auf jeden Fall nehmen wir sehr viele Informationen wahr und verarbeiten von denen ganz, ganz wenige. Und deswegen hat unser menschlicher Verstand bestimmte Strategien. Das sind so mentale und emotionale Verknüpfungen für die Bewertung von bestimmten Situationen – also ganz konkret: Wenn du zum Beispiel merkst, auf dich kommt ein Bus zu, dann bewertet unser Verstand diese Situation automatisch als gefährlich und wir gehen automatisch zur Seite.

Oder einige stehen an der Klippe oder irgendeinem hohen Ort, bei einigen ist es auch schon ein Fenster in einem Hochhaus und denken sich: Da könnte ich herunterfallen. Und gehen automatisch einen Schritt zurück.
Und die meisten dieser Verknüpfungen dienen unserem Überleben. Das heißt, sie funktionieren wirklich super und sind absolut überlebenswichtig – und gleichzeitig bilden wir irgendwann in unserem Leben auch mal bestimmte Verknüpfungen, die uns im Weg stehen. Also einige verknüpfen irgendwann in ihrem Leben, dass ein Vortrag vor 100 Leuten ungefähr so lebensgefährlich ist wie der Bus, der direkt auf uns zukommt.

Oder einige machen sich ganz viel Druck, um eine bestimmte Stelle im Job zu bekommen, also irgendeine bestimmte Stelle, die du gerne hättest und dann machst du dir einen Riesen-Druck oder wenn du eine Stelle schon hast, machen sich einige einen Riesen-Druck, um diese Stelle zu behalten, als hinge das Überleben der eigenen Familie davon ab.

und selbst dann, wenn dir bewusst ist, selbst wenn du diese Stelle nicht bekommst, bleibst du ja weiterhin im Unternehmen, dann machst du halt eine andere Stelle und selbst wenn nicht, hast du noch die Möglichkeit, dir irgendeinen anderen Job zu suchen – aber dieses Sachen blenden wir vor allem emotional gerne aus.

Podcast Nummer 11 der geht darum: Einige bauen sich ein Bild von ihrer Arbeit auf, als würde es um Kampf und Krieg gehen. Aber Job ist kein Krieg, also die meisten Tage im Job sind nicht lebensgefährlich.

Du kannst auch in deinem Job ein Bild von Kooperationen und gemeinsamer Ausrichtung aufbauen. Das ist ebenfalls möglich und das fühlt sich anders an.

Und wir hatten im Rahmen von Leadership21 ein gemeinsames Abendessen bei unserem Alumnitreffen.

Und während des Essens hatten wir ein Gespräch über diese guten Vorsätze. Es gibt Menschen, die sagen zum Beispiel: Ich möchte mich in Zukunft gesünder ernähren. Oder einige sagen: Ich möchte mehr vegan essen. Oder einige sagen: Ich möchte in Zukunft ausschließlich Bio-Fleisch essen.
Und wenn sich Menschen denken 'ich ernähre mich ab jetzt nur noch vegetarisch, aber puh, eigentlich muss ich ja dafür auf was verzichten', dann heißt es ja: Wenn du dich dann ab jetzt nicht mehr mit Fleisch, sondern ausschließlich vegetarisch ernährst, dann bleibt ja in deinem Kopf diese Verknüpfung von kein Fleisch essen und das ist ein Verzicht. Also dieser Verzicht bleibt im Verstand und einige versuchen dann, dieses 'Oh, da ist jetzt ein Mangel und irgendwas ist jetzt weg' mit einem eisernen Willen durchzustehen. Und irgendwann, wenn der eiserne Wille nachlässt, dann hörst du damit automatisch auf.

Und jemand, der sich vegan ernährt (da war einer von den Teilnehmern mit dabei) hat gemeint: Das ist ja interessant. Für mich ist das gar kein Verzicht. Für mich ist das eine absolute Lebensbereicherung.

Also du kannst auch bei vegan essen auf dem Standpunkt stehen von: Hey, durch das vegane Essen lerne ich komplett neue Produkte kennen, ich lerne ganz neu Kochen, das erweitert mein Spektrum. Oder du kannst dir denken: Ich hab jetzt eine niedrigere Umweltbelastung oder keine Tierhaltung oder je nachdem, was du damit verknüpfen kannst.
Oder du kannst dir auch denken: Hey, wenn ich mich vegan ernähre, dann ist es für mich ein ganz neues Lebensgefühl.

Und erst wenn du so etwas verinnerlicht hast, also quasi wechselst von 'O, das könnte ein Verzicht sein' hin zu 'das ist für mich eine Lebensbereicherung oder ich tu damit für mich oder für andere irgendetwas Gutes' – erst dann stehst du wirklich dahinter und dann brauchst du plötzlich keinen eisernen Willen mehr. Und uns geht es jetzt nicht darum, ob man vegan isst oder vegetarisch, also Arne und ich, wir essen beide gerne auch mal ein Stück gegrilltes Steak, ich bin begeisterter Barbecue, sondern uns geht es darum, diese emotionale Verknüpfung dahin zu verdeutlichen und was das für Konsequenzen für unsere guten Vorsätze hat.

Arne
Ja und zusammengefasst kann man sagen, auf einem Mangel-Standpunkt – also im Verzicht – funktioniert eine Verhaltensänderung nicht dauerhaft. Und auf so einem Fülle-Standpunkt – also in dem Beispiel, andere Ernährung als Bereicherung zu begreifen – funktioniert das dauerhaft. Und das ist im Business genauso. Da gibt es ja auch unterschiedliche Verhaltensweisen und das ist immer dann interessant, wenn es kritisch ist oder wenn es eng wird bei Leuten. Wie verhalten wir uns dann? Und einige sagen gar nichts, wenn es irgendwo kritisch wird, wenn es eng wird für dicke Luft im Raum, dann sagen die nichts und dann haben sie vielleicht den Vorsatz 'ich bringe meine Meinung jetzt zukünftig mehr ein'. Oder einige werden, wenn es eng wird, direkt voll offensiv. Und die nehmen sich dann vielleicht vor 'ich halte mich in Zukunft mehr zurück'. Nichts zu sagen, das hat vielleicht irgendwann mal in der Schule funktioniert oder meinem ersten Job oder in der Kindheit und dann konnte ich mich da irgendwie verstecken. Und dann hat sich das für mich so als Programm etabliert. Oder bei einigen kommt dieser Vorsatz 'ich sage jetzt mehr' und das widerspricht aber diesem etablierten unterbewussten Programm und deswegen hältst du dich nicht dran, deswegen machst du das dann nicht dauerhaft. Und was aber interessant ist: Diese Strategie oder dieses Programm, was wir mal irgendwann als Kind oder als junge Menschen als Schlussfolgerung von Erfahrung gewählt haben, haben wir unter ganz anderen Voraussetzungen gemacht. Heute hast du ja ganz andere Handlungsmöglichkeiten. Du hast eine ganz andere Rolle. Und was du dich dann mal fragen kannst: Wann habe ich das eigentlich geschlussfolgert, dass Zurückhaltung sinnvoll ist? Oder was befürchte ich eigentlich, wenn ich mich mehr einbringen würde? Oder was denke ich über Menschen, die im Mittelpunkt stehen?

Gergely
Und wenn du diese Punkte für dich reflektierst und eine neue Sichtweise darauf etabliert hast, dann fällt Veränderung leicht, dann brauchst du keinen eisernen Willen mehr.

Und wie ist das bei dir, was hättest du gerne in deinem Leben anders?

Und welche emotionale Verknüpfungen hast du gebildet, mit denen du dich bisher davon abhältst?

Und dann kannst du dich fragen: Und stimmen diese emotionalen Verknüpfungen? Ist es tatsächlich so?

Oder vielleicht haben sie irgendwann mal gestimmt und stimmen heute nicht mehr, weil du jetzt in einem ganz anderen Alter bist oder ganz andere Handlungsoptionen in vergleichbaren Situationen hast.

Und falls du beim Herausfinden und Lösen von bisherigen mentalen Handbremsen Unterstützung möchtest, ann vereinbare sehr gerne einen Coaching-Gespräch – entweder mit Arne oder mit mir. Und wir unterstützen dich super gerne dabei, solche Hürden zu lösen oder auch die Handbremse zu lösen. Das kann ein eine ganz große Lebensbereicherung sein, einfach mal was Neues zu machen und was Neues zu probieren. Und einen Punkt möchten wir dir noch mitgeben: Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?

Wir wünschen dir einen ganz schönen Abend oder ganz schönen Nachmittag, je nachdem, wann du unseren Podcast hörst – und bis zum nächsten Mal.

Arne
Bis zum nächsten Mal, ciao!

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