#018 Was machst du wenn du nicht kriegst was du willst?

In dieser Podcast-Folge von Leadership21 geht es um den Umgang mit Enttäuschungen und Frustrationen im Alltag und im Berufsleben. Arne und Gergely sprechen über die verbreitete Tendenz, bei Unzufriedenheit negative Bewertungen zu verfassen und sich zu „rächen“. Doch gibt es auch eine Alternative dazu? Wie du in solchen Situationen konstruktive Lösungen finden kannst, erfährst du in dieser Episode.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Hallo und herzlich Willkommen zum Leadership21-Podcast. Hallo, Gergely.

Gergely
Hi, Arne.

Arne
Das Internet ist ja voll von Bewertungen, in denen sich beschwert wird – und teilweise heftig. Es gibt z.B. Kununu, da werden Arbeitgeber bewertet, hauptsächlich von Leuten, die da nicht mehr arbeiten. Es gibt Restaurantbewertungen und Google-Bewertungen, wo sich ausgelassen wird, wie schlecht irgendeine Dienstleistung war. Und da wird richtig draufgehauen. Und wenn man mal so dieses Reziprozitätsprinzip als Grundlage nimmt, dann tendieren wir Menschen dazu, Dinge ausgleichen zu wollen, wenn uns irgendetwas widerfährt. Und dann kann man das ja auch so sehen, dass diese ganzen negativen Bewertungen sowas sind wie Rache – dem anderen auch mal schon einen in den Tee zu tun, weil der hat ja irgendwas Doofes gemacht. Und die Frage ist eigentlich: Was machst du denn, wenn du nicht kriegst, was du willst? Und wie gehst du damit um? Und gibt es eigentlich eine Alternative dazu, als dem anderen das links und rechts um die Ohren zu hauen?

Gergely
Ja, genau. Das ist ja alltäglich sowohl im Arbeits- als auch im privaten Umfeld. Mal angenommen, du bist Vertriebsleiter und du willst die Übersicht über die Verkaufszahlen von einem deiner Mitarbeiter bekommen. Und jetzt kriegst du die Zahlen, jedoch kriegst du nur die Gesamtzahlen, nicht aber nach den einzelnen Regionen aufgeteilt – so wie ihr es die Monate vorher miteinander vereinbart hattet. So und jetzt ist die Frage: Was machst du? Das, was die meisten Chefs machen, ist: Sie machen es dann selber. Sie wissen 'okay, ist jetzt zwar Zusatzaufwand, aber wenn du diese Zeit investierst, dann kriegst du, was du willst'. Und was ganz weit verbreitet ist, ist jammern. Also unabhängig, was du dann machst, jammern: Ah, das kann doch nicht sein, hätte ich doch wissen müssen... Und aus diesem Jammern kommen auch diese schlechten Bewertungen.

Arne
Da werden auch Leute gerne öffentlich denunziert und in die Pfanne gehauen.

Gergely
Genau. Und es kann zum Beispiel sein, dass du dann diese unvollständigen Ergebnisse als Chef nimmst, gehst damit dann in das Management-Meeting und dropst dann: Ja, ich hab jetzt die Zahlen vom Hans-Peter bekommen, aber jeder weiß ja, dass der Hans-Peter kein High-Performer ist. Also schön unterminiert und die Schuld weitergeschoben. Wir sind vor einem Jahr in ein Haus eingezogen, wo wir drei unterschiedliche Etagen haben – Keller, Erdgeschoss und Obergeschoss. Und wir haben Treppen im Haus und ich wollte nicht mehr diesen schweren Staubsauger nehmen für Treppen, sondern es gibt so Super-Premium-Akku-Staubsauger. Und da habe ich jetzt lange überlegt, weil die Teile so teuer sind. Und dann überlegt, nehm ich sowas gebraucht oder nicht? Aber neu ist sowas schon viel cooler. Und hab dann am Sonntag online diesen Staubsauger gekauft. Und jetzt kommt dieser Staubsauger an, ich pack den aus, freu mich total darauf. Und jetzt ist dieser Staubsauger dreckig, der Staubbehälter ist dreckig. Und dann hab ich gedacht: Boah, jetzt gibst du so viel Kohle für diesen Staubsauger aus. Und jetzt ist die Frage: Was machst du jetzt? Auch die Frage an dich als Zuhörer: Was würdest du in dieser Situation machen? Und ganz viele jammern – im Sinne von: Was ein blöder Laden, kann doch nicht sein. Und dann logge ich mich bei denen auf der Webseite ein, schreibe eine negative Bewertung, dass ich dort nie wieder bestelle. Und dann erzähle ich noch Bekannten: Was ein blöder Laden, bestellt dort auf keinen Fall! Und die zweite Möglichkeit, die man beim Online-Handel natürlich auch hat, ist: Wieder alles zusammenpacken, zurückschicken – im Sinne von: zur Post bringen, wieder 3 Tage warten, morgen das Auto nicht saugen.
Ich hab dann überlegt: Das ist jetzt beides nicht das, was ich gerne machen möchte. Also: Ich behalte den Staubsauger gerne, wenn ich 15 Prozent Preisnachlass dafür bekomme. Wenn nicht, dann würde ich ihn zurückschicken. Also habe ich bei dem Laden angerufen und gesagt: Guten Tag. Folgende Situation. Das und das ist meine Bestellnummer. Staubsauger ist schon benutzt worden. Ich möchte den Staubsauger gerne behalten unter der Bedingung, dass ich 15 Prozent Preisnachlass bekomme. Und wenn nicht, dann würde ich den zurückschicken. Telefonat hat 1 1/2 Minuten gedauert und die Mitarbeiterin hat gemeint: Wir melden uns bei Ihnen. Jetzt ganz wichtig: Was musst du sofort fragen in dieser Situation (übrigens auch ganz wichtig für das Jobumfeld)? Immer fragen: Bis wann?
Ich hab gefragt: Bis wann? Und dann hat sie gemeint: Wahrscheinlich heute und spätestens morgen. Also gut, wunderbar. Die haben sich gemeldet und haben gemeint: Ne, 15 Prozent können wir Ihnen nicht anbieten. Wir können Ihnen einen 11 Prozent Einkaufsgutschein anbieten. Dann hab ich gemeint: Okay, super, nehm ich. Sache erledigt. Wir haben heute den ganzen Nachmittag damit gespielt, macht schon Spaß, damit staubzusaugen. Auch unser kleiner Sohn hat sich darüber gefreut.

Also das heißt: Was kannst du in so einer Situation als Chef oder als Mensch machen? Erstmal ist es wichtig, in einer Verantwortung zu sein. Also: Was hab ich damit zu tun? Und ich zum Beispiel: Wie hab ich dazu beigetragen? ich hab nicht in dem Laden ums Eck gekauft. Ich hab online gekauft. Und online passiert schon mal, dass man dann gebrauchte Ware bekommt. Jetzt geht es darum, nicht den Schuldigen zu suchen. Also nicht: Dieser blöde Laden. Sondern: WIr haben was damit zu tun, das ist die Situation. Und was machen wir jetzt daraus?

Dann ist wichtig, dass du dir überlegst: Welche Lösungen sind denn möglich? Und unter welchen Bedingungen würdest du welche Lösung nehmen? Ganz neutral. Guck dir die Sache ganz neutral an: Wie viel Zeit hast du noch? Welche Ressourcen? Was wären für dich mögliche Lösungswege? Und dann ganz wichtig: Diese Lösungen in Kooperation mit dem anderen zu machen. Denn wenn du aus diesem Vertriebsleiter-Beispiel deinen Mitarbeiter abwertest – in dem Moment kannst du nicht mehr mit dem kooperieren.

Arne
Ja, in dem Moment bist du nämlich im Krieg. Und das ist ja dieses Thema, was ich eingangs mit Rachefeldzug meinte. Also wenn ich den irgendwie dann Druck mache oder irgendwie einen blöden Spruch reindrücke oder 'ach, schon wieder, hab ich doch nicht anders erwartet von dir' – also den irgendwie runtermache – dann krieg ich das ja im Zweifel auch wieder zurück. Und ich darf mich auch fragen: Was hab ich damit zu tun? Hab ich dem vielleicht andere Priotitäten und Aufgaben gegeben, dass er diesen Monat für das Reporting weniger Zeit hatte? Und ich kann auch fragen: Schaffst du es noch, mir die Zahlen für das Regionalleiter-Meeting in der nächsten Stunde aufzubereiten und mir ins Meeting zu schicken, dass ich die dan ganz frisch präsentieren kann?

Also ich kann gemeinsam nach einer Lösung suchen. Das funktioniert am besten auf dem Standpunkt der Kooperation – und nicht im Krieg, wenn ich das heimzahlen will, dass ich das nicht bekommen hab, wie ich es erwartet hab.

Gergely
Okay, dann bedanken wir uns, dass du heute wieder eingeschaltet hast. Wir wünschen dir einen wunderschönen Tag und freuen uns auf das nächste Mal mit dir.

Arne
Bis dann, ciao!

Gergely
Ciao!

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