#009 Mein Chef hat's noch nicht verstanden

Du führst respektvoll und wertschätzend, dein Chef jedoch noch nicht? Genau darüber sprechen Arne und Gergely in der neunten Folge des Leadership21-Podcasts. Denn: In dieser Frage hat sich vielleicht schon ein Fehler eingeschlichen. Wenn du herausfinden willst, was es mit wertschätzender Führung und einer positiven und erfolgreichen Zusammenarbeit im Team auf sich hat, dann hör gerne rein.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast. Hallo, Gergely!

Gergely
Hi, Arne!

Arne
Wir haben in einer der letzten Folgen über Wertschätzung gesprochen und es gibt da dieses schöne Zitat von dir: Wertschätzung ist nicht das, was ich zum anderen sage, sondern das, was ich währenddessen über ihn denke. Und wir haben von einem Teilnehmer zu diesem Thema eine spannende Frage bekommen – und zwar: Was mache ich, wenn ich respektvoll und wertschätzend führe, aber mein Chef nicht?

Gergely
Ja genau. Also: Was kannst du da machen? Es kann sein, dass du als Führungskraft so eine neue Führung oder positive Leadership stark in deinen Führungsstil integriert hast – also, dass du Menschen auch Freiheiten gibst, bestimmte Aufgaben zu erledigen, dass es dir wichtig ist, Menschen zu empowern – und gleichzeitig nimmst du bei deinem Chef wahr, dass er dir und vielleicht auch deinen Mitarbeitern genau vorgibt, was er haben will, sehr enge Randbedingungen setzt, selber sich auch tief in die fachlichen Themen einarbeitet, auch kontrolliert, was er da konkret bekommt, auch Kritisches genau sagt ("hier bitte links oben, die Schrift war eine Stufe größer, rechts unten die Zahlen, teil die nochmal durch 0,8"). Und es kann auch sein, dass er oder sie mal emotional lauter wird, wenn etwas nicht so funktioniert wie er oder sie sich das vorstellt.

Also was machst du an der Stelle nun?
Wie denkst du in dem Fall über deinen Chef oder über deine Chefin?
Was denkst du: Wie würdest du ihn/sie mit einem Adjektiv beschreiben?

Und was einige dabei denken, ist nicht besonders wertschätzend.

Und wenn du dir denkst, du führst wertschätzend und gleichzeitig aber in deiner Art als Führungskraft deinem Chef gegenüber nicht wertschätzend bist oder denkst, dann ist das keine wertschätzendes Sein als Chef. Denn zu sagen: Leute, die so ticken wie ich, denen gegenüber handle ich respektvoll und wertschätzend – aber Leute, die anders ticken werte ich ab, weil die haben es ja immer noch nicht verstanden. Das funktioniert nicht. Das ist mit Respekt und Wertschätzung nicht gemeint. Damit ist gemeint, auch die Menschen für ihre Andersartigkeit wertzuschätzen, die genau anders denken oder anders handeln.

Was passiert, wenn du anfängst zu drücken (also drücken im Sinne von 'du denkst nicht positiv drüber und du denkst dein Chef sollte so etwas doch nicht machen')?
In dem Moment wird passieren, dass dein Chef auch einen Widerstand dagegen hat, weil er sich denkt 'hä, na klar, ich mach das doch schon seit 20 Jahren und die Firma würde in der Form, wie sie jetzt existiert, auch gar nicht existieren, wenn ich das die letzten 20 Jahre nicht so gemacht hätte'.

Arne
Und wahrscheinlich stimmt das auch. Damit heißt das nicht, dass es richtig ist, aber was ich damit meine, ist, auch diese Sichtweise kann man sehr gut einnehmen. Das kann man auch so sehen. Und du hast das gerade schon sehr schön gesagt: Druck erzeugt immer Gegendruck. Und wenn ich meine Wertschätzung nur an die verteile, die so denken wie ich oder die so strukturiert sind wie ich, dann ist das eine Form von Moral. Dann stelle ich mich da drüber, dann gibt es ja gute und schlechte Führungskräfte oder gute und schlechte Menschen – und meine Haltung drücke ich in meiner Kommunikation immer aus, also das wird mein Chef oder wer auch immer schon in irgendeiner Weise mitbekommen, dass ich da moralisch darüber bin oder dass ich da wertend darüber bin, dass er oder sie eben anders mit Menschen umgeht als ich das tue.

Gergely
Also gute und schlechte Führung wird es erst dann, wie ihr Miteinander interagiert. Wenn ihr gegeneinander interagiert, wird es eine schlechte Führung.

Arne
Dann entsteht diese berühmte Lücke. Dann kann ich das Repertoire nicht nutzen, was mein Chef, der jetzt kritischer führt und in meiner Wahrnehmung weniger wertschätzend, dafür aber eine Klarheit mitbringt und es ihm leicht fällt, zu korrigieren.

Und umgekehrt kann er oder sie meine Eigenschaften nicht nutzen, weil er wahrscheinlich nicht darauf vertraut, wenn er mitbekommt, dass ich da abwertend darüber denke.

Gergely
Genau. Und es sendet auch an die Mitarbeiter ein Bild von Kampf aus und und das ist eine unsichere Atmosphäre, da zu arbeiten. Also wichtig ist: Wenn du sagst, du möchtest respektvoll und wertschätzend führen, dass du nicht selektiv bist. Dass du nicht sagst: Naja, da schon, aber da natürlich nicht, weil so jemanden kann man doch nicht respektieren, mit so jemandem kann man doch nicht wertschätzend reden – sondern dass du für dich eine Möglichkeit suchst, wie du besonders mit den Menschen, wo du denkst 'hä komisch, wieso macht er das' umgehst: Frag einfach nach. Frag einfach: Du, wieso machst du das? Und sag auch gerne, was du willst – also dass du besonders den Menschen gegenüber in einer Klarheit und in einer Offenheit bist, wo ihr gemeinsam herausfindet: Wie könnt ihr die Stärken von dem jeweils anderen am besten fürs Team nutzen? Und zumindest, dass du für dich guckst: Wie kannst du die Stärken vom anderen nutzen?

Arne
Und wenn ihr lernen wollt, wie ihr eure Stärken in die Führung einbringt, sodass das wirksam und funktional ist und auch die eurer Mitmenschen und Mitarbeiter oder anderen Führungskräfte um euch herum oder eures Chefs – dann laden wir euch ein, am 8-wöchigen Leadership21-Online-Training teilzunehmen. Ihr findet das auf unserer Webseite.
Und wenn ihr Fragen dazu habt, schreibt Gergely oder mir einfach auf LinkedIn und dann sprechen wir mal dazu. Wir hören uns bei der nächsten Ausgabe wieder. Bis dahin, ciao!

Gergely
Danke euch, bis dann. Ciao!

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