#006 Wie viel Ellenbogenmentalität brauche ich

Wie viel Ellbogen-Mentalität braucht eine Führungskraft, um erfolgreich zu sein? Genau darüber sprechen Arne und Gergely in dieser Podcast-Folge. Ellbogen-Mentalität impliziert oft den Kampf gegen andere und beeinträchtigt damit die Zusammenarbeit. Arne teilt dazu eine interessante Geschichte eines amerikanischen Pharma-CEOs, der im Bewerbungsprozess nach Menschen sucht, die kollaborieren und gemeinsam Großes erschaffen wollen – und nicht nach denen, die nur auf ihren eigenen Erfolg aus sind. Wenn du mehr dazu erfahren willst, hör gerne rein.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast – dem Podcast für Führungskräfte. Hallo, Gergely!

Gergely
Hi, Arne!

Arne
Sag mal, Gergely: Wieviel Ellenbogen-Mentalität brauche ich eigentlich, um als Führungskraft erfolgreich zu sein?

Gergely
Ja, das ist eine häufige Frage.
Wenn ich das Wort Ellbogen-Mentalität höre, dann schwingt für mich so ein 'ich muss mich zum Nachteil von anderen durchsetzen' mit, als ob sowas herrschen würde wie 'entweder ich siege oder ein anderer siegt und einer muss immer verlieren'.
Und das finde ich schade. Das steckt für mich schon gleich in der Frage mit drin. Wenn du jetzt zuhörst oder wenn ihr jetzt zuhört: Wie ist es für euch? Denkt ihr sowas auch? Also hat Ellbogen-Mentalität bei euch auch so eine Konnotation von Kampf?

Und ein Kampf im Unternehmen führt dazu – vor allem, wenn der Kampf auf der Führungsebene stattfindet – dass es irgendwann so Silos gibt im Unternehmen (das heißt sowas wie: jemand verantwortet einen Bereich und wenn man aus diesem Bereich sowas wie ein Silo macht, dann schottet man das nach außen hin ab). Das heißt, ich sorge dafür als Führungskraft, das in meinem Bereich alles gut läuft.
Und wenn etwas nicht läuft, dann waren es die anderen und die Schnittstellen sind bei den Silos auch nicht so intensiv nach außen hin.

So und ich möchte weggehen von diesem Wort Ellbogen-Mentalität. Es heißt als Führungskraft nicht, dass es darum geht, alles mit sich selbst machen zu lassen oder sich überall zu untergliedern, sondern es ist weder das eine (also weder Ellbogen-Mentalität), noch sich irgendwo unterzuordnen – sondern es geht schon darum, dass du als Führungskraft weißt, was du möchtest oder dass du für dich dieses Bild entwickelst und auch das, was du möchtest mit einer Souveränität und einer Klarheit und mit einem Selbstbewusstsein vertrittst.

Und wenn jetzt jemand anderes ein anderes Bild hat als du, musst du dich nicht gegen den anderen durchsetzen, sondern eher den anderen für deine Idee zu gewinnen.

Also zu gucken: Wie könnt ihr zwei zusammen irgendetwas erschaffen – und vielleicht ist das deine Idee und vielleicht ist es aber auch die Idee von dem anderen oder vielleicht ist es auch eine gemeinsame, neue Idee –, was euch als Team oder als Unternehmen weiterbringt. Also sei dir dessen bewusst, wo du hin willst, steh dafür und sag souverän und klar, was du möchtest. Und gleichzeitig respektier den anderen Menschen und sei auf Augenhöhe mit dem anderen Menschen.

Wir sagen dazu bei der Führungsphilosophie in Leadership21 respektvolle Klarheit, also Respekt dem Menschen gegenüber und klar und auch mit einem Durchsetzungsvermögen der Sache gegenüber.

Arne
Ich hab so eine schöne Geschichte von einem amerikanischen Pharma CEO gehört – also aus der Pharma-Wirtschaft, die Medikamente entwickeln. Und der hat mal vor Studenten gesprochen und sagte zum Thema Wettbewerb und Ellbogengesellschaft in den Universitäten (wenn die, die studieren, danach streben, die Besten ihres Jahrgangs zu sein), dass dieses Mindset oder diese Mentalität nicht dafür sorgen würde, dass man bei ihm einen Job bekommt, sondern das wäre ein klares Kriterium, solche Leute im "Bewerbungsprozess" auszusortieren.

Denn er sagt: Die Medikamente, die ein Gehirn alleine entwickeln konnte, sind erfunden. Und was seine Firma braucht, sind einfach Menschen, die in der Lage sind, zu kollaborieren und gemeinsam zusammenzuarbeiten, um Größeres zu erschaffen, was einer oder eine alleine nicht schaffen würde. Und er sagt: Das Mindset, was halt im Wettbewerb – oder im sich gegeneinander durchsetzen – vermittelt wird, das trägt nicht dazu bei, dass Menschen kollaborieren. Sondern: Dann behalten Leute Informationen für sich, teilen die nicht, grenzen sich ab, um irgendwie die Beste oder der Beste zu sein. Und das fand ich mal ganz interessant. Ich komme noch aus einer Zeit, als ich angefangen habe, mich mit Führung zu beschäftigen, da hab ich so Sachen wie die Kunst des Krieges gelesen, weil das damals so die Literatur war, die Managern und Unternehmern empfohlen wurde. Vor 10-12 Jahren waren so Begriffe wie schlagfertig, durchsetzen oder an die Vertriebsfront schicken, jemanden vom Markt oder von der Spitze verdrängen oder Marktanteile erobern und so weiter üblich. Das sind alles Begriffe aus dem Krieg. Da schwingt überall diese Kampf-Mentalität mit und warum ich diese beiden Sachen jetzt gerade erzählt habe, ist sich einfach mal auch bewusst zu machen, dass es auch anders geht. Also es ist gar nicht nötig, zu kämpfen, um Ergebnisse zu produzieren. Das geht auch ohne Kampf und gemeinsam und nicht nur, wenn andere verlieren. Wir wollen ja eigentlich Win-Win-Win-Situationen erschaffen, wo die Führungskraft gewinnt, die Mitarbeiter gewinnen und das Unternehmen gewinnt.

Gergely
Genau, du hattest vorhin noch den Punkt 'durchsetzen' angesprochen. Wir unterscheiden da auch zwischen Durchsetzungsstärke, also quasi jemand, der mit dem Kopf durch die Wand gehen will und die Sachen müssen so laufen, wie der will, und dem Durchsetzungsvermögen. Durchsetzungsvermögen geht für uns stärker Richtung Souveränität – also jemand, dem ich zutraue, dass er für etwas steht, oder wenn mein Chef einen souveränen und mit Durchsetzungsvermögen ist, dass ich dem zutraue, dass der auch hinter mir steht, wenn es mal eng wird.

Wenn irgendwas nicht funktioniert, und ich traue meinem Chef zu, dass der oder die ja hinter mir ist und für mich einsteht oder für unser Team oder das Unternehmen einsteht.

Arne
Okay, dann hoffe ich, kannst du dir die Frage für dich nach dieser Podcast-Folge selbst ganz gut beantworten: Wieviel Ellenbogen-Mentalität braucht es für dich, um als Führungskraft zu funktionieren? Und wir hören uns im nächsten Podcast wieder. Bis bald!

Gergely
Ciao, bis bald!

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