#003 Was ist Wertschätzung?

In dieser Folge des Leadership21-Podcasts sprechen Arne und Gergely über das Thema Wertschätzung. Und diese hat weniger damit zu tun, welche Wörter du verwendest, sondern vielmehr mit der Haltung, die du der anderen Person gegenüber hast. Wann solltest du also eine Wertschätzung aussprechen – und wann nicht? Mehr dazu hörst du im Podcast.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich willkommen zum Leadership21-Podcast – der Podcast für Führungsphilosophie im 21. Jahrhundert. Heute geht es um Wertschätzung.

Ja Gergely: Wie verhält es sich eigentlich so mit der Wertschätzung? Also ist klar: Ich werde gerne wertgeschätzt, das gefällt mir dann oft gut. Und ich gebe auch gerne Wertschätzung. Aber wenn ich Wertschätzung empfange, dann gibt es einen Unterschied in der Qualität, ob das irgendwie so aufrichtig oder nicht aufrichtig ist und vielleicht habe ich da manchmal eine Frage drüber.

Und du hast mal so einen schönen Satz dazu gesagt. Vielleicht kriegst du den ja noch zusammen.

Gergely
Ja genau, ich hatte mal dazu gesagt: Wertschätzung ist nicht das, was du zum anderen sagst, sondern das, was du währenddessen über den anderen denkst. Also dass Wertschätzung weniger damit zu tun hat, welche Wörter du verwendest. Es gibt ja zum Beispiel so Tipps: Gib weniger Ich-Botschaften, mehr Du-Botschaften oder dieser Feedback-Burger (wenn du dem anderen was Kritisches sagen willst, sagst du etwas Positives, dann das Negative, dann wieder was Positives, um es positiv zu beenden) und ich halte nicht so viel von diesen Tipps und Tricks, wie man wertschätzend miteinander kommuniziert.

Also letztendlich geht es bei Wertschätzung eher darum, wie ich über den anderen denke. Und bei mir selbst ist mir das ganz intensiv aufgefallen, als mir das zum ersten Mal bewusst wurde: Wenn ich negativ über bestimmte Menschen denke und wenn ich mir denke 'war irgendwie komisch' oder warum auch immer – einfach vielleicht nur, weil die andere Person anders ist als ich – spreche ich kritische Themen ungerne an. Ich spreche Konflikte nicht an. Ich hab früher bestimmte Sachen, die für mich in der Zusammenarbeit nicht funktioniert haben, nicht angesprochen und hab das dann oder ganz ganz vorsichtig, ganz wolkig angesprochen, wenn ich währenddessen über die Person negativ gedacht hab. Und das ist ja total schade, das ist ja wirklich blöd und es ist unfair anderen Personen gegenüber. Und gleichzeitig, wenn wir vorher schon ne coole Stimmung miteinander gehabt haben, dann bin ich einfach auf die andere Person zu und hab gemeint "Du hör mal, für mich funktioniert es nicht, wenn du in dem Meeting das und das über mich sagst oder so und so mit mir redest." Und dann haben wir es geklärt und cool war es. Also das war für mich ein Erkenntnis-Prozess, dass es nicht um das Wie geht, sondern um das 'Was denke ich über die Person' und das, was ich über die Person denke, das ist ja eher etwas, was von mir selbst ausgeht oder was mir selbst im Weg steht, weil ich es selbst erschaffen habe.

Arne
Es geht also viel weniger um die Worte, sondern um die Haltung dahinter. Und die kann ich, glaube ich, auch als Mensch auf andere Weise zum Ausdruck bringen oder bringe sie sogar zum Ausdruck.
Da musst du mir gleich nochmal helfen. Wenn ich über jemanden eigentlich denke 'was für ein Trottel' oder 'was für ein fauler Hund' oder was auch immer und ich sage aber was anderes zu ihm, um ihn zum Beispiel als Führungskraft motivieren zu wollen, und sage: 'Das finde ich aber ganz toll hier' – dann passt das irgendwie nicht zusammen.

Gergely
Genau. 'Super Arbeit': Das sagen ja ganz viele.
Viele Chefs sagen (während jemand so eine mittelgute Arbeit oder Präsentation bringt): 'Okay, ja, super schöne Farben. Ne passt, ist gut, ja ist toll'. Und dann ist die Person aus dem Raum und dann sagt derjenige: 'Um Gottes Willen, schon wieder so ein Müll'.

Arne
Genau.

Gergely
Und das ist schade. Und das kriegt der andere auch mit. Also ganz ehrlich: Der andere kriegt es mit. Der merkt, dass irgendwas gerade komisch ist, vor allem wenn da jetzt 5 mal irgendwas Positives über etwas gesagt wird, wo sich die Person vielleicht selbst denkt: 'Naja, so toll ist die Präsentation jetzt nicht' und dann kommt der Chef und lobt die Präsentation über alle Maßen. Und häufig hat es dann wirklich mit dem Punkt zu tun, dass man selber schon negativ über die Person denkt und versucht, das aber nicht zu verdeutlichen, indem man was Kritisches sagt, sondern versucht, das unter den Teppich zu klären oder zu verheimlichen, indem man ganz viel lobt.

Arne
Ja, das ist so eine Dissonanz bei dem anderen. Also wir Menschen haben ein gutes Gespür. Wir haben ganz gute Antennen dafür, dass das irgendwie nicht zusammen passt – dass das, was da gesagt wurde und wie dann vielleicht mein Kollege oder meine Chefin mir beim nächsten Mal begegnet. Wenn ich das überschwänglich gelobt habe, obwohl ich die Präsentation halt so wenn überhaupt mittelmäßig fand, dann auch zu sagen: 'Ganz ehrlich, das ist mittelmäßig und das ist auch nicht total gut und ich möchte, dass du da nochmal ran gehst'.

Gergely
Und alle Menschen, die diese feinen Antennen nicht entwickelt haben, sind vor 10000 Jahren ausgestorben, weil sie Freund von Feind nicht unterscheiden konnten – also das war ja auch ein Darwinscher Aussortierungsprozess. Wir Menschen sind letztendlich die Auslese an Menschen mit feinen Antennen.

Arne
Ja, diese Erkenntnis ist ja auch eine Schöne, weil das heißt auf der einen Seite: Wenn ihr als Führungskräfte mit euren Kollegen und und Teammitgliedern unterwegs seid, dann bitte nicht loben, wo ein Lob nicht hingehört und bitte nicht anerkennen und wertschätzen, wo ihr das nicht fühlt. Das funktioniert nicht, das funktioniert für euch nicht, dann ballt ihr vielleicht doch noch die Faust in der Tasche und denkt euch 'ach scheiß Präsentation'.

Und wenn ich begeistert bin über etwas und jemanden, bei dem ich die Wertschätzung fühle und habe diese Haltung in mir, dann muss ich das gar nicht zwangsläufig immer noch aussprechen. Das kriegt derjenige vielleicht sowieso mit und vielleicht kann ich es auch sagen.

Gergely
Ja das ist schon schön, das auch zu sagen.

Wir Menschen sind ja auch soziale Wesen. Es ist einfach cool – aber nicht in der Erwartungshaltung von 'der muss mich jetzt aber loben oder die muss mich jetzt aber loben', sondern schon in so einer Natürlichkeit damit zu sein, schon zu jemandem danke zu sagen, wenn ich mich darüber freue, dass der irgendwas gemacht hat.

Also ich finde es positiv, solche Sachen auszusprechen. Und weil du vorhin gesagt hast 'na, wenn ich es nicht fühle' – genau: Wenn ich es nicht fühle oder wenn ich nicht dahinter stehe, dann das nicht zu sagen – gleichzeitig bei mir selber schon nochmal genug hinzuschauen: Vielleicht bin ich aber auch sehr kritisch? Also vielleicht bin ich als Person auch mir selbst gegenüber super kritisch und allen anderen gegenüber kritisch? Und dann wäre es geschickt, das für mich zu lösen und selber auch zu gucken: Was kann ich denn eigentlich gut oder oder wo liefere ich denn eine super Arbeit ab? Und das dann auch gleichzeitig bei anderen Menschen immer mehr zu erkennen.
Also quasi mich selbst so eine positiv Spirale nach oben zu bewegen, als eine Kritik- und Ablehnungsspirale nach unten zu gehen.
Das habe ich ja in der Hand.

Arne
Das war ein schöner Punkt nochmal.
Danke, Gergely.

Gergely
Gerne, danke dir auch.

Arne
Also: Wertschätzung ist nicht das, was du zum anderen sagst, sondern das, was du währenddessen über ihn denkst. Den Satz einfach mal wirken zu lassen, das ist schon stark. Okay, dann hören wir uns in der nächsten Ausgabe wieder und wir sagen ciao!

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