#002 Verantwortung im eigenen Leben

Sagst du auch oft ‚ich muss’? Arne und Gergely sprechen in der zweiten Folge des Leadership21-Podcasts über den sogenannten Gestalterstandpunkt: Du kannst dein Leben selbst in der Hand haben oder Getriebener deiner Selbst sein. Wenn du wissen willst, wie das Wörtchen ‚muss‘ damit zusammenhängt und um was es sich bei der „Bettkanten-Übung“ handelt, dann hör gerne in die Folge.

Das Transkript für diese Folge

Arne
Herzlich Willkommen zur nächsten Ausgabe von Leadership21 – dem Podcast für dich als Führungskraft oder Unternehmer*in. Und ich sag mal Servus nach München, lieber Gergely.

Gergely
Hi, Arne!

Arne
Wir sprechen in der Leadership21 Führungsphilosophie von dem Gestalterstandpunkt. Und kannst du vielleicht mal ein paar Minuten oder in ein paar Sätzen ein bisschen Kontext geben, was das eigentlich ist und was wir damit meinen?

Gergely
Ja, also Gestalterstandpunkt heißt nichts anderes als:
Ich habe mein Leben in der Hand oder ich habe Einfluss auf mein Leben. Das ist letztendlich die Zusammenfassung. Und vielleicht kennst du das, dass du dich mit Freunden unterhältst oder auch mit Kollegen unterhältst... oder ich habe bis vor kurzem bei Bosch gearbeitet, also auch in Großunternehmen ist da ja ganz häufig jemand, der fragt jemanden in der Kaffeeküche: Du, wie gehts? Und dann sagt der andere: Ja, muss.

Also dieses "naja eigentlich, ich muss halt morgens arbeiten gehen, danach muss ich nachmittags noch einkaufen gehen und dann muss ich noch die Kinder ins Bett bringen". Und mit diesem 'muss' bin ich mein ganzes Leben Getriebener meines Lebens oder Getriebener von mir selbst.
Und das ist schade. Allein dieses 'muss' bringt so viel Zwang und so viel Wahllosigkeit ins eigene Leben.

Vor einiger Zeit habe ich ein Interview oder ein Vortrag von Jens Corssen gehört. Jens Corssen ist auch Coach für Unternehmer – also auch im Business Bereich – und er hat gesagt: Wenn du morgens aufstehst und dir denkst: ich muss zum Arbeiten gehen – hinterfrage dich mal selbst. Musst du wirklich zum Arbeiten gehen? Gibt es da gar keine Option? Er hat das Ganze Bettkanten-Übung genannt.
Also überleg dir: Musst du das? Und wenn du es nicht musst, dann mach es einfach nicht, wenn du es nicht willst.
Und dann denkst du dir vielleicht: Okay jetzt muss ich aufstehen, um einkaufen zu gehen, oder jetzt muss ich aufstehen, um dem Nachbarn die Tür aufzumachen.
Ja, bleib einfach mal sitzen, wenn du das nicht willst.
Und beobachte dich selbst dabei, wie es dir damit geht. Und dann hat er gemeint: Ja irgendwann, wenn du dann permanent sagst 'nee, ich mach einfach gar nichts und ich bleib hier auf der Bettkante sitzen': Vielleicht kommen dann irgendwann Leute mit weißen Turnschuhen und mit einem weißen Kittel und holen dich ab, also quasi bringen dich in eine Anstalt, wenn du das bis zum Extrem treibst. Aber tatsächlich selbst da ist es möglich, also in Deutschland überlebst du damit.

Und das war so ein schöner Perspektivwechsel für mich. Es geht darum: Was willst du eigentlich machen? Also wenn du zum Arbeiten gehst, dann deswegen, weil du dich dafür entscheidest – weil du sagst, ich möchte x Euro verdienen oder ich möchte die und die Aufgabe machen und da habe ich Spaß dabei oder ich möchte mit mich mit Kollegen treffen oder was auch immer.
Und da in deinem Kopf einen Wechsel reinzubringen (Musst du es wirklich oder ist es etwas, was du selber machen willst, weil du es machen willst?): Das ist die Grundlage vom Gestalterstandpunkt.

Arne
Den ersten Reflexionsschritt dabei hast du eben schon genannt: Dass die Leute dann sagen 'ich muss' und sind dann Getriebene von sich selbst und ich glaubei ganz vielen Menschen sind sogar noch einen Reflexionsschritt davon entfernt. Die sagen nämlich gar nicht 'ich bin Getriebener meiner selbst', sondern 'ich bin Getriebener von außen – also ich muss ja arbeiten gehen, weil mein Chef das will oder ich muss aufstehen, weil der Wecker klingelt'. Also sie haben den Schritt vielleicht noch gar nicht gemacht, zu erkennen, dass sie Getriebene Ihrer selbst sind. Und das ist dann eine Rechtfertigungsgeschichte und dieses Beispiel ist total schön, weil es ja de facto nicht stimmt. Denn du könntest auf der Bettkante sitzen bleiben und das bis auf die Spitze treiben und würdest dennoch überleben. Und du kriegst auch was zu essen und zu trinken und keine Ahnung – einen Schlafplatz.

Gergely
Und das ist natürlich jetzt ein Extrem-Beispiel mit irgendwo eingeliefert werden. Aber viele von uns – und ich erkenne mich da auch selbst wieder – haben sich entschieden, bestimmte Sachen zu machen, weil sie gedacht haben, dass es jemand von mir so unbedingt erwartet. Und irgendwie ist es doch nicht möglich, den eigenen Lebensstandard runterzufahren, also muss ich doch jetzt kurzfristig das und das machen. Ich kann mir zum Beispiel kein halbes Jahr freinehmen, um eine Weltreise zu machen, weil... das geht doch nicht. Aber warum eigentlich nicht?

Arne
Und ich hab dich ja nach dem Gestalterstandpunkt gefragt und das Gegenteil davon – oder ein dysfunktionaler ungünstiger Standpunkt – wäre ja so ein Opfer-Standpunkt. Also der, den wir gerade beschrieben haben: Ich bin Opfer der Umstände, ich muss arbeiten gehen, ich habe nicht die Wahl, ich kann keine Weltreise machen, weil... Das erzählen wir uns alles oder das erzählen sich viele Menschen und der ermächtigende Standpunkt ist einfach der, anzuerkennen: Ich hab die Verantwortung für mein Leben, für meine Entscheidung und ich hab das auch mal entschieden und ich entscheide mich bewusst dafür, morgens aufzustehen, nicht auf Weltreise zu gehen oder eben doch auf Weltreise zu gehen. Und das ist eigentlich das, worum es geht: sich das eigene Leben bewusst zu machen und willentlich in die Verantwortung zu gehen und zu sagen: Ja, also all diese Dinge, bei denen der Volksmund sagt, dass ich sie tun muss, wähle ich oder habe das gewählt und tue das.

Und sich das bewusst zu machen, hilft einfach total dabei, bewusstere Entscheidungen zu treffen. Ich merke das an mir, wenn mir ein Tag zu viel wird und ich in so einen 'ich muss, ich muss, ich muss' Antreiber-Modus komme, dann fühle ich mich immer als Opfer der Umstände und dann gefällt mir das nicht. Dann bin ich irgendwie grantig oder nicht so gut drauf oder schieb Sachen so weg, mache andere dafür verantwortlich. Doch dann habe ich das Steuer nicht in der Hand, dann sitze ich nicht im Drivers Seat. Dann kann ich von dem Standpunkt aus nichts daran ändern, sondern nur jammern. Vielleicht jammert jemand mit mir, dann krieg ich Solidarität, aber das löst dann die Situation für mich nicht auf. Und aus der Verantwortung, aus dem Gestalterstandpunkt aus, kann ich das ändern. Dann habe ich wieder Einfluss drauf. Dann bin ich aber auch verantwortlich dafür.

Gergely
Wir haben uns in der Familie abgewöhnt, 'ich muss' zu sagen. Also wir sagen nicht mehr: 'Ich muss zum Einkaufen', sondern: 'Ich gehe heute noch zum Einkaufen, möchtest du noch was?'
Oder anstatt: 'Ich muss noch was kochen' oder 'ich muss noch aufräumen', einfach 'ich räume auf' – und tatsächlich, und das ist ein kleiner Schritt in die Richtung, ist es interessant, wie der eigene Verstand da umstellt.
Und uns geht es damit besser.

Arne
Ich finde das total fantastisch. Und das ist gar kein so kleiner, das ist ein total wertvoller "Bewusstwerdungs-Hack" – alleine das zu reflektieren. Also ich mach das nicht, ich sag bestimmt noch oft 'ich muss'. Und ich will das auch mal annehmen und nicht sagen 'ich muss gleich noch Mittag essen', sondern 'ich will gleich Mittagessen' oder 'ich gehe gleich Mittagessen'.

Sprache schafft ja Realität. ich habe das damals über NLP mal kennengelernt – da habe ich bewusst über Monate hinweg das Wort 'aber' durch das Wort 'und' ersetzt. Und habe 'aber' nur noch benutzt, wenn ich es wirklich benutzen wollte, um auch einen Widerspruch zu dokumentieren. Und das ist ja mit 'ich muss' oder 'ich will' eigentlich das gleiche und es passiert auf der Bewusstseinsebene total viel – also danke dafür. Das ist auf jeden Fall cool.

Gut, jetzt sind wir schon durch für heute. Wir hören uns bald wieder und danke fürs Zuhören!

Gergely
Danke euch, ciao!

Arne
Ciao!

Noch ein Hinweis: Das, was wir als Führungskräfte immer wieder tun, ist das Führen von Mitarbeiter*innen, Gesprächen in unterschiedlicher Form manche machen das ein oder zweimal im Jahr andere jedes Quartal, damit du dich auf deine Mitarbeiter Gespräche optimal vorbereiten kannst und sie mit einer klaren Absicht und Struktur durchführst, haben wir für dich einen Leitfaden für Mitarbeitergespräche erstellt, den du dir kostenlos auf unserer Webseite herunterladen kannst. Den Link findest du in den Show Notes. Ich wünsche dir gutes Gelingen bei deinem nächsten Mitarbeitergespräch.

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